Mit Rickmers und Solarworld haben in den vergangenen Wochen zwei Großinsolvenzen für Aufsehen gesorgt. Insgesamt scheitern aktuell aber so wenige Großunternehmen wie seit Jahren nicht mehr. Im zweiten Quartal stellten nach Recherchen der Insolvenzberatung Falkensteg nur 18 Unternehmen mit einem Umsatz größer als 20 Millionen Euro einen Insolvenzantrag – der geringste Wert seit sechs Quartalen. Weil es im ersten Quartal allerdings noch deutlich mehr Firmenpleiten gab, liegt die Gesamtzahl der großen Unternehmensinsolvenzen nach sechs Monaten mit 45 um rund 9 Prozent über Vorjahr.
Die prägenden Pleitefälle des ersten Quartals waren die Handelskette Butlers, der Motorenhersteller Rege und der Fahrradproduzent Mifa. Diese drei Pleiten betrafen zusammen mehr als 3.000 Beschäftigte. Bei Solarworld und Rickmers waren in zweiten Quartal sogar über 5.000 Mitarbeiter betroffen.
FINANCE-Insolvenz-Report bringt Licht in Insolvenzmarkt
Diese Daten hat Falkensteg exklusiv für den neuen FINANCE-Insolvenz-Report zur Verfügung gestellt, der ab sofort immer zum Start eines neuen Quartals erscheinen wird und MeinFINANCE-Nutzern in unserer FINANCE-Datenbank kostenlos zur Verfügung steht. Der FINANCE-Insolvenz-Report bringt erstmals Licht in einen bislang ausgesprochen intransparenten Markt, der in Deutschland ein ganzes Heer von Insolvenzspezialisten, Restrukturierungsberatern und Work-out-Spezialisten in Banken beschäftigt.
Feste Bestandteile des FINANCE-Insolvenz-Reports sind ein Überblick über die aktuell neu angemeldeten Insolvenzen und ein weiterer über die im abgelaufenen Quartal abgeschlossenen Insolvenzverfahren. Zu den größten Insolvenzfällen gibt es auch noch Zusatzinformationen wie etwa die wirtschaftlichen Eckdaten des betroffenen Unternehmens, die Art des Insolvenzverfahrens sowie die Namen der betrauten Insolvenzverwalter. In jeder Ausgabe wird darüber hinaus immer eine spezielle Insolvenz im Rahmen eines Interviews mit dem Insolvenzverwalter näher beleuchtet. Die aktuelle Ausgabe klärt außerdem, welche Mythen aus der Welt der Insolvenzexperten tatsächlich stimmen und welche statistisch betrachtet Unsinn sind.
Creatrade und Wöhrl finden neue Eigentümer
Die Falkensteg-Daten zeigen, dass die Insolvenzverwalter es derzeit schaffen, außergewöhnlich viele Unternehmen zu retten. Die im ersten Halbjahr 2017 abgeschlossenen Verfahren brachten eine Fortführungsquote von über 77 Prozent.
Die größten abgeschlossenen Verfahren betrafen den Katalogversender Creatrade, den der Siegeszug des Online-Handels in die Insolvenz getrieben hatte, sowie die Modekette Wöhrl, die innerhalb der Eigentümerfamilie einen neuen Investor fand. Die Anleihegläubiger von Wöhrl bekommen allerdings nur 10 bis 20 Prozent ihrer Forderungen zurück.
Creatrade wurde nach nur zehn Wochen im Rahmen eines Regelinsolvenzverfahrens an die Klingel-Gruppe verkauft. Auslöser der Pleite war eine Finanzierungslücke von 10 Millionen Euro, wie Insolvenzverwalter Oliver Dankert von der Kanzlei Görg im FINANCE-Insolvenz-Report berichtet.
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Info
Die ersten beiden Ausgaben des FINANCE-Insolvenz-Reports für das erste und zweite Quartal 2017 können hier in der FINANCE-Datenbank kostenlos heruntergeladen werden.
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