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BayernLB schreibt im Firmenkundengeschäft rote Zahlen

Die BayernLB zahlt ihre letzten staatlichen Hilfsgelder zurück und drängt wieder stärker ins Ausland.
BayernLB

2017 war für die BayernLB als Ganzes ein gutes Jahr. Die Bank steigerte ihren Konzerngewinn nicht nur um 24 Prozent auf 677 Millionen Euro, sondern schüttet zum ersten Mal nach der Finanzkrise wieder einen Gewinn an ihre Eigentümer aus, das Land Bayern und die bayerischen Sparkassen.

Getrübt werden die Erfolgsmeldungen allerdings vom Abschneiden im Firmenkundengeschäft, das die BayernLB in dem Segment „Corporates & Mittelstand“ bündelt. Nach einem Vorsteuergewinn von rund 200 Millionen Euro im Jahr 2016 schrieb die Bank dort im abgelaufenen Geschäftsjahr vor Steuern 44 Millionen Euro Verlust. 

Hohe Abschreibung belastet BayernLB

Das lag vor allem daran, dass die Landesbank Kredite im Wert von 164 Millionen Euro abschreiben musste. Im Vorjahr verbuchte sie noch 8 Millionen an Zuschreibungen. Der Auslöser wurde nie offiziell bestätigt, aber alles deutet darauf hin, dass die BayernLB in den Sog des angeschlagenen Möbelkonzerns Steinhoff geraten ist und ausgereichte Kredite im Nennwert von rund 150 Millionen Euro deutlich unter par verkauft hat. Der Verlust daraus dürfte 60 Millionen Euro betragen haben.

Aber auch operativ lief es im Firmenkundengeschäft der BayernLB nicht rund. Der Zinsüberschuss sank 2017 gegenüber dem Vorjahr um 5,6 Prozent auf 287 Millionen Euro. Der Provisionsüberschuss gab um 10,5 Prozent auf 102 Millionen Euro nach. Die BayernLB schürt aber die Hoffnung auf eine Trendwende 2018: Nach eigener Aussage wächst das Kreditvolumen im Mittelstand deutlich, und die Bank behauptet, sie sei gut in das neue Jahr gestartet. 

BayernLB stabilisiert ihr Kapitalmarktgeschäft

In ihrem Kapitalmarktgeschäft präsentierte die BayernLB schon für 2017 eine Erholung: Der Vorsteuergewinn im Geschäftssegment „Financial Markets“ hat sich auf 94 Millionen Euro vervierfacht. Ihre einstige Ertragsstärke haben die Münchener damit aber noch nicht wieder erreicht. 2015 erzielte die BayernLB im Kapitalmarktgeschäft beispielsweise noch einen Vorsteuergewinn von 145 Millionen Euro. Addiert man die operativen Erträge der beiden firmenkundenrelevanten Geschäftsfelder, lag der kombinierte Zins- und Provisionsüberschuss der BayernLB mit Firmenkunden bei 558 Millionen Euro.

Die Ertragsperle der Münchener ist aber eine andere, nämlich das in der Deutschen Kreditbank (DKB) angesiedelte Privatkundengeschäft. Dessen Zinsüberschuss wuchs im vergangenen Jahr um 17,8 Prozent auf 935 Millionen Euro und war damit größer als der Zinsüberschuss aller anderer Geschäftssegmente zusammen. Da schlägt es auch nicht ins Gewicht, dass die DKB sogar einen negativen Provisionsüberschuss von minus 6 Millionen Euro verbucht hat. 

So verteilen sich die operativen Erträge der BayernLB

BayernLB drängt wieder ins Ausland

Anders als in den vergagnenen Jahren startet die BayernLB diesmal ohne große Altlasten in das neue Geschäftsjahr. Im Juni 2017 hat die Bank die letzte Milliarde der bayerischen Hilfsgelder an das Land zurückbezahlt, sodass sie für 2017 zum ersten Mal seit der Finanzkrise wieder 50 Millionen Euro als Dividende an ihre Eigentümer ausschüttet. Nun will die Bank wieder wachsen, um ihre Erträge zu steigern.

Dazu hat sie Wachstumsinitiativen ausgerufen, vor allem für das Firmenkundengeschäft. Die BayernLB will wieder mehr Auslandsgeschäft machen und nimmt dafür vor allem Mittelständler in der Schweiz und Österreich ins Visier. Ambitionen hegt die Bank auch in Nord-, West- und Südeuropa sowie in Asien. „Selektiv“ richtet sich der Blick auch auf Osteuropa, den Mittleren Osten und Asien. Kern der Auslandsoffensive sei es, deutsche Mittelständler in diese Länder zu begleiten. 

BayernLB holt Mittelstandsbanker von Deutsche Bank

Die BayernLB möchte außerdem wieder mehr Projekt- und Flugzeugfinanzierungen strukturieren. Interessant seien vor allem Projekte aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Infrastruktur sowie kommerzielle Flugzeugfinanzierungen. Die BayernLB will sich zudem im Bereich „Green Finance“ positionieren, vor allem mit Blick auf grüne Schuldscheine und Unternehmensanleihen.

Die Bayern haben sich dafür personell verstärkt und mit Stefan Boden einen bekannten Mittelstandsbanker von der Deutschen Bank geholt. Boden wird ab Mai das Corporate-Finance-Geschäft leiten. 

BayernLB steigert Kernkapitalquote

Die bilanzielle Basis für die Ausweitung der Geschäfte ist vorhanden: Die harte Kernkapitalquote (CET1) lag zum Jahresende bei 15,3 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 13,2 Prozent. Die Ratingagentur Moody’s hatte im Juni das langfristige Rating der BayernLB um eine Stufe von A2 auf A1 angehoben. 

Das Kosten-Ertragsverhältnis (Cost-Income-Ratio) der BayernLB lag 2017 bei wettbewerbsfähigen 60 Prozent. Für das kommende Geschäftsjahr erwartet die Bank einen Vorsteuergewinn im mittleren dreistelligen Millionenbereich. 2017 verdiente die BayernLB vor Steuern 652 Millionen Euro.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Wie die anderen Banken im umkämpften Corporate & Investmentbanking abgeschnitten haben, zeigt die FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft.