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Commerzbank streicht individuelle Boni

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Die Commerzbank stellt ihr Vergütungssystem um, variable Bonuszahlungen sollen dabei größtenteils verschwinden. Auch Investmentbanker sind betroffen.
Julia Schwager/Commerzbank

Die Commerzbank stellt ihr Vergütungssystem um. Von Januar 2019 an soll ein neues Modell für die 18.000 außertariflich beschäftigten Mitarbeiter des Geldhauses gelten. Das zeigen interne Unterlagen, aus denen das „Handelsblatt“ zuerst berichtet hatte. Die Commerzbank bestätigte die Informationen gegenüber FINANCE.

Bislang macht der individuelle Bonus bei außertariflichen Commerzbankern 30 Prozent der variablen Vergütung aus. Die Bank unterscheidet dabei zwischen Mitarbeitern, die mit ihrer Arbeit das Risikoprofil der Bank beeinflussen, sogenannten „Risk Takern“, von denen es etwa 1.200 in der Bank gibt, und den übrigen Mitarbeitern („Non-Risk Taker“).

Das Besondere an der neuen Struktur: Die gewöhnlichen Mitarbeiter, also „Non-Risk Taker“, erhalten künftig keine individuellen Bonuszahlungen mehr. Bislang konnten Führungskräfte über die variable Vergütung relativ frei entscheiden. Künftig erhalten dagegen nur noch jene Mitarbeiter individuelle Boni, die im Ausland arbeiten und/oder zur Spezies der „Risk Taker“ gehören. 

Commerzbanker im Ausland sind besser gestellt

„Die Ausschüttungsquoten richten sich für diesen Kreis von Mitarbeitern nur noch nach der Performance des jeweiligen Segments/Geschäftsfelds beziehungsweise der Gesamtbank“, zitiert das Blatt aus einem Intranet-Interview der Personalvorständin Bettina Orlopp. Außergewöhnlicher persönlicher Einsatz wird also nicht mehr gesondert wertgeschätzt.

Investmentbanker bekommen individuelle Leistung seltener vergütet.

Vor allem die Investmentbanker der Commerzbank dürften über die Umstellung der Bonusvergütung wenig erfreut sein. Sie konnten sich traditionell über einen sehr hohen individuellen Bonus freuen. Bereits zu Jahresanfang hatte die Commerzbank das bereichseigene Bonusmodell abgeschafft.

Seither sind die Investmentbanker im außertariflichen System verankert, schreibt das „Handelsblatt“. Nun droht einigen der Investmentbanker auch noch der bislang dort vorgesehene individuelle Bonus verloren zu gehen.

Flüchten Investmentbanker aus der Commerzbank?

Die Vermutung liegt nahe, dass einige Mitarbeiter aus dem Investmentbanking der Commerzbank nun zur Konkurrenz abwandern könnten. Personalvorständin Orlopp schätzt das Risiko jedoch als gering ein: „Ein großer Teil der Investmentbanker wird auch weiter diskretionär bezahlt, da sie entweder im Ausland arbeiten oder zu denen zählen, die das Risikoprofil prägen“, sagt sie in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. „Bei der Zahl der Mitarbeiter aus der Sparte, die im Inland arbeiten und keine ‚Risk Taker‘ sind, sprechen wir über eine dreistellige Zahl.“

Eine erhöhte Fluktuation befürchtet sie nicht. „Fluktuation ist im Investmentbanking etwas, das ohnehin dazugehört. Und die junge Generation bewegt sich durchaus schneller als früher“, beschwichtigt sie. 

Commerzbank zahlt mehr Fixgehalt

Orlopp will ein Vergütungsmodell mit breiter Zustimmung – und darin dürfte die Motivation für die Umstellung liegen. Die hohen Bonusbezüge im Investmentbanking sollen für Frust und Missstimmung in der restlichen Belegschaft gesorgt haben. Dem will die Commerzbank mit der neuen Struktur offenbar entgegentreten. Stattdessen soll jeder Mitarbeiter eine Erhöhung des Grundgehalts von mindestens 2 Prozent erhalten, kündigte Betriebsratschef Uwe Tschäge an.

Sparpläne können daher nicht die Motivation der Commerzbank sein. Die Gesamtausgaben des Geldhauses für die Vergütung steigen laut „Handelsblatt“ mit der neuen Struktur sogar.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.