Gute Nachrichten für die HSBC: Die britische Großbank setzt die Reihe jener Finanzinstitute fort, die beim Blick auf das Jahresergebnis 2022 von den weltweiten Zinssteigerungen profitieren können. Doch beim Gesamtergebnis kann die Bank mit einem Vorsteuergewinn von rund 16,4 Milliarden Euro nicht ganz an das Vorjahresergebnis von knapp 17,8 Milliarden Euro anknüpfen.
Für den Rückgang seien vornehmlich die Sonderabschreibungen infolge des Verkaufs des französischen Privatkundengeschäfts verantwortlich, teilte die HSBC bei der Präsentation der vorläufigen Geschäftszahlen diese Woche mit.
Deutlich höher fällt derweil die Differenz im Geschäft der Ende 2021 zur Niederlassung der Europazentrale in Paris degradierten HSBC Deutschland aus. Zwar fielen die operativen Umsätze mit 892 Millionen Euro (2021: 900 Millionen Euro) nur geringfügig schwächer aus als im Vorjahr. Dennoch rutschte das um die Kosten für die laufende Transformation bereinigte Vorsteuerergebnis vom Rekordwert von 275 Millionen Euro 2021 auf 196 Millionen Euro ab – ein Rückgang um 29 Prozent.
HSBC Deutschland: Kosten für Risikovorsorge steigen
Rund die Hälfte davon entfällt dabei auf die zuletzt wieder deutlich gestiegenen Kosten für die Risikovorsorge. Diese kletterten von 7 Millionen im Vorjahr auf 47 Millionen Euro. Unter dem Strich bleibt den Düsseldorfern nach eigenen Angaben ein Gewinn vor Steuern von 17 Millionen Euro.
Profitiert habe die HSBC 2022 hierzulande erneut von einem starken Handelsergebnis sowie einem deutlichen Zuwachs im Zinsgeschäft, heißt es aus Düsseldorf. Doch wie es im Detail um einzelne Bereiche im Geschäft der deutschen Niederlassung und speziell das Firmenkundengeschäft tatsächlich bestellt ist, lässt sich aufgrund der für Außenstehende fehlenden Transparenz nicht ableiten – ein Umstand, der die HSBC in Deutschland traditionell seit vielen Jahren begleitet.
HSBC Deutschland mit 8 Prozent Eigenkapitalrendite
Die Bilanzsumme der deutschen Niederlassung stieg im Jahresvergleich von 31,5 Milliarden auf 37,7 Milliarden Euro. Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass die Bank sich bei der Kreditvergabe nach der anfänglichen Zurückhaltung zu Beginn der Coronapandemie zuletzt wieder offener gezeigt hatte. Ein Umstand, der auch bei den Firmenkunden ankommt, wie das Ergebnis der HSBC beim FINANCE-Banken Survey 2022 zeigt.
Die harte Kernkapitalquote (CET1) der deutschen Niederlassung erhöhte sich auf 18,9 Prozent (2021: 14,7 Prozent). Ebenfalls gestiegen ist die Eigenkapitalquote von 21,7 Prozent (2021: 16,9 Prozent). Zusammen mit dem bereinigten Ergebnis bringt es die HSBC hierzulande damit auf eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von knapp 8 Prozent – zum Vergleich: Gruppenweit weißt die HSBC für 2022 eine Eigenkapitalrendite von 9,9 Prozent aus. Für das von HSBC-Chef Noel Quinn für die gesamte Bank ausgerufene Ziel von 10 bis 12 Prozent Eigenkapitalrendite bis 2024 muss sich das Team von Deutschlandchef Salsano somit noch strecken.
Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.