Die IKB bringt eine Plattform zur Vermittlung von Unternehmenskrediten auf den Markt. Man wolle Fundingport, ein Joint Venture mit dem Technologiedienstleister Hypoport, zu einem Vermittlungsangebot für Mittelstandskredite aufbauen, wie IKB-Vorstand Ralph Müller gegenüber dem „Handelsblatt“ erklärte.
Die Mittelstandsbank ist seit rund einem Jahr mit 30 Prozent an der Hypoport-Tochter Fundingport beteiligt. Das Geschäftsmodell der Plattform ähnelt jenen des Baufinanzierers Interhyp oder des Konsumentenkreditvermittlers Check24. Mit einem ähnlichen Ansatz will die IKB nun das Finanzierungsgeschäft mit Mittelständlern aufrollen.
IKB: Fundingport geht Anfang 2022 an den Start
Richtig losgehen mit Fundingport soll es im Januar 2022. Bis Jahresende läuft noch eine Probephase, die laut Müller schon zur Vermittlung von Finanzierungen in einem Gesamtwert von 20 bis 30 Millionen Euro führen dürfte. Zum Vergleich: Dies ist in etwa so viel wie die Fintech-Plattform Creditshelf derzeit in einem Quartal arrangiert.
Zum echten Marktstart im Januar will die IKB dann 50 Banken an ihre Plattform angedockt haben. IKB und Hypoport werben gezielt um zwei bestimmte Gruppen von Banken: Um Auslandsbanken und um solche, „die ihr Geschäftsgebiet regional ausdehnen wollen“ – vermutlich in erster Linie Sparkassen und Volksbanken.
Fundingport funktioniert ähnlich wie FinMatch
Tatsächlich bieten Kreditplattformen solchen Häusern die Chance, ihr Kreditportfolio über die eigene Region hinaus zu diversifizieren, ohne dass dafür die typischen Expansionskosten und -risiken entstehen. Finanzchefs von Unternehmen, die diese Banken nicht kennen, können über Plattformen standardisiert ihre Kreditanträge stellen, die dann ebenso standardisiert geprüft werden. Müllers Vision ist es, dass in absehbarer Zukunft ein Algorithmus identifizieren kann, welche Kreditanfragen für welche Banken besonders interessant sein könnten.
Diese Strategie verfolgt bereits ein Fintech im Markt: die Stuttgarter FinMatch. Auch dort können CFOs in einfacher Weise Kreditanträge stellen, die FinMatch formell prüft. Anschließend bekommen die angeschlossenen Banken die Möglichkeit, Kreditangebote abzugeben. FinMatch konzentriert sich jedoch auf bonitätsstarke Kreditnehmer.
Diese sind tendenziell größer als die Gruppe, auf die Fundingport abzielt: Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu 100 Millionen Euro und einem Finanzierungsbedarf zwischen 1 und 10 Millionen Euro. Dort hat stattdessen Creditshelf seinen „Sweet Spot“. „In dieser Größenordnung lassen sich Finanzierungen so weit modularisieren, dass sie über Plattformen gut vermittelbar sind“, erläutert IKB-Manager Müller seine Entscheidung für diese Zielgruppe.
IKB will selbst nicht über Fundingport Kredite vergeben
Als Kreditgeber möchte die IKB freilich nicht auftreten, sondern die Produkte neutral vermitteln und lediglich über Provisionen Geld verdienen. „Wir wollen nicht den Anschein erwecken, dass wir uns die Filetstücke herauspicken und den anderen Banken nur den Rest vermitteln“, erklärt Müller, der in seiner Karriere unter anderem das Firmenkundengeschäft der Postbank leitete und seit Februar dieses Jahres für die IKB aktiv ist. Schon zu seinem Dienstantritt wurde spekuliert, die IKB wolle im Plattformgeschäft wachsen – auch weil Müller selbst früh in Fintechs investiert hat und zu den Gründern der Baufinanzierungsplattform Planethome gehörte.
Der Aufbau einer Kreditplattform passt auch in die allgemeine Unternehmensstrategie der IKB, die seit vielen Jahren im Zeichen einer „Gesundschrumpfung“ steht. Die Bank hat im großen Stil Personal abgebaut, Strukturen geschliffen und ihr Kreditbuch verkleinert. Dies folgt der Philosophie des IKB-Eigentümers – das Düsseldorfer Institut gehört dem Finanzinvestor Lone Star.
Speziell die Coronakrise mit ihrem enormen Aufkommen an Förderanträgen hat die IKB genutzt, um sich selbst noch ein Stück weiter aus der Kreditvergabe zurückzuziehen und das Durchleitungsgeschäft von Förderkrediten in den Mittelpunkt ihrer Geschäftsstrategie zu stellen. Dort kann die Bank Provisionen kassieren, ohne selbst nennenswerte Kreditrisiken einzugehen – genau das gleiche Kalkül, das auch die Kreditplattformen verfolgen. Die Ziele der IKB im Plattformgeschäft sind ehrgeizig: Vorstand Müller will dort aus dem Stand heraus die Marktführerschaft übernehmen.
Creditshelf-Gründer begrüßt „Initiative der IKB“
Daniel Bartsch, Gründer und Vorstand von Creditshelf, äußert sich auf Anfrage von FINANCE positiv zum Start von Fundingport: „Wir stehen mit Fundingport und dem Mutterkonzern Hypoport in einem engen Austausch und haben tatsächlich bereits die ersten Finanzierungen im Rahmen unserer Kooperation mit Fundingport stellen können. Moderne Unternehmensfinanzierung braucht offene Plattformlösungen, dafür kooperieren wir mit vielen Vergleichsplattformen.“
Bartsch „freut sich über die Initiative der IKB: Es braucht moderne Banken, die über den Tellerrand hinausschauen und Neues wagen. Ich sehe das daher keineswegs als Bedrohung, sondern als weiteren Türöffner in den deutschen Mittelstand.“ Konkurrenz belebt das Geschäft.
jakob.eich[at]finance-magazin.de
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.