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Neue Musterverträge für NPL-Transaktionen

Neue Musterverträge sollen die erwartete Welle an Transaktionen mit Non-Performing Loans beherrschbar machen.
DragonImages - stock.adobe.com

Käufer und Verkäufer von Non-Performing Loans (NPLs) haben in Deutschland eine lange Durststrecke hinter sich. „Im Gegensatz zu Süd- oder Südosteuropa gab es am deutschen NPL-Markt in den zurückliegenden Jahren sehr wenige Transaktionen“, sagt Marcel Köchling, Vizepräsident der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS). Die BKS ist jedoch der Ansicht, dass sich das ändern wird, wenn die Folgen der Coronavirus-Pandemie in den Kreditportfolien sichtbar werden. „Wir erwarten über alle Bereiche hinweg mehr Handel mit Non-Performing Loans – bei Konsumenten-, Immobilien- sowie Unternehmenskrediten.“

„Wir erwarten über alle Bereiche hinweg mehr Handel mit Non-Performing Loans.“

Marcel Köchling, Vizepräsident BKS

Doch wie lässt sich die erwartete Welle an Distressed-Debt-Transaktionen beherrschen? Eine stärkere Standardisierung soll einen Teil dazu beitragen. Nach dem Vorbild der britischen Loan Market Association (LMA), die beispielsweise an Standards für Schuldscheine arbeitet, haben die BKS und der Verein Deutsche Kreditmarkt Standards (DKS) in Zusammenarbeit mit Banken, Investoren und Rechtsanwälten neue Musterverträge für den Kauf und Verkauf von Non-Performing Loans entwickelt.

In der BKS sind 31 im Kredithandel tätige Unternehmen zusammengeschlossen, die DKS umfasst 50 Mitglieder aus dem Bankensektor, Bankberater sowie Kanzleien.

NPL-Musterverträge sollen Standards etablieren

Zwar gab es auch in den vergangenen Jahren schon Muster für NPL-Transaktionen, doch diese wurden jetzt noch einmal komplett überarbeitet. „Die neuen Musterverträge reflektieren wichtige Änderungen etwa im Umsatzsteuerrecht oder im Datenschutz“, erklärt Köchling.

Die Muster sind sowohl auf unbesicherte Forderungen (Konsumentenkredite) als auch besicherte Forderungen (Immobilienkredite) ausgerichtet. Der stark einzelfallabhängige Kauf und Verkauf von Unternehmenskrediten lässt sich weniger gut standardisieren – als Überblick über wichtige Eckdaten können die Musterverträge aber auch hier dienen. 

Die Musterverträge zeigen auf, welche Themenbereiche bei NPL-Transaktionen vertraglich abgedeckt sein sollten – dazu zählen etwa Regelungen zu Gewährleistungen, der Rückabwicklung einzelner Forderungen, Klauseln zum Thema Haftung sowie zu Informationspflichten und zur Nachbearbeitung nach einem Verkauf. „Wenn Käufer und Verkäufer auf im Markt erprobte Regelungen zurückgreifen können, macht das Transaktionen effizienter und erleichtert den Zugang zum Sekundärmarkt“, erklärt Köchling das Ziel der Musterverträge.

Sparkassen & Co.: Neue Teilnehmer am NPL-Markt

Die Musterverträge sollen insbesondere den Marktteilnehmern eine Orientierung bieten, die sich bislang noch nicht intensiv mit dem Handel von Non-Performing Loans auseinandergesetzt haben. Sparkassen und Volksbanken beispielsweise waren bisher kaum am Sekundärmarkt für Non-Performing Loans unterwegs. „Wenn es Transaktionen gab, suchten diese Häuser bislang vorwiegend Lösungen innerhalb des Sparkassen- beziehungsweise Volksbankensektors“, sagt Köchling. Doch das könnte sich bald ändern. „Wenn die Ausfälle zunehmen, werden sich auch Marktteilnehmer mit dem Sekundärmarkt befassen müssen, die dort bislang nicht aktiv waren.“

Bei Schuldscheinen lässt sich eine ähnliche Entwicklung bereits beobachten: Der Sekundärmarkt zieht an, und einige Sparkassen und Volksbanken beginnen nun damit, ihre Portfolien aktiver zu managen.

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Die Zahl an NPL-Transaktionen steigt bereits seit dem Ende der Sommerpause deutlich an, berichtet Köchling. In den kommenden Monaten rechnet er mit einer weiteren Zunahme, wenn Zugeständnisse für kriselnde Unternehmen wie die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht oder das Kurzarbeitergeld nach und nach auslaufen. „Dies wird sich über kurz oder lang in den Kreditportfolien niederschlagen.“

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