Bei der Deutschen Bank könnte ein Umbau im Top-Management anstehen: Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge, die sich auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person bezieht, soll CEO Christian Sewing die Auswechslung von CFO James von Moltke erwägen. Von Moltke ist seit Juli 2017 Finanzchef bei dem krisengeplagten Finanzinstitut.
Darüber hinaus berichtet das „Manager Magazin“, dass Sewing zudem Garth Ritchie, den Chef des Investmentbankings, ablösen könnte, um den geplanten Umbau der Sparte selbst zu übernehmen. Er diskutiere derzeit den Schritt mit Vertrauten, heißt es in dem Bericht. Ob er den Umbau tatsächlich selbst in die Hand nähme, hänge allerdings auch von dem Zuschnitt der Einheit nach dem geplanten Umbau ab, heißt es weiter.
Zwar seien endgültige Entscheidungen noch nicht gefallen, doch die Insider beschreiben die Personalunion zwischen CEO und Investmentbankchef dem Manager Magazin gegenüber als die wahrscheinlichste Lösung. Die Deutsche Bank wollte die Gerüchte nicht kommentieren. Das Magazin „Der Spiegel“ hatte kürzlich berichtet, dass Sewing zudem große Stücke auf Stefan Hoops halte, den derzeitigen Leiter der Globalen Transaktionsbank. Er wurde in dem Bericht ebenfalls für weitere Führungsaufgaben ins Gespräch gebracht.
Garth Ritchies Vertrag wurde erst verlängert
Investmentbank-Chef Ritchie sitzt seit Januar 2016 im Vorstand der Deutschen Bank, wurde im Frühjahr 2017 gemeinsam mit dem damaligen CFO Marcus Schenck zum Co-Chef des Investmentbankings berufen und verantwortet den Posten seit April 2018 alleine. Seitdem gab es immer wieder Spekulationen um einen möglichen Weggang, doch schließlich wurde sein Vertrag im September 2018 noch um fünf Jahre verlängert.
Vor einigen Tagen kam Ritchie in die Schlagzeilen, weil er in den Cum-Ex-Ermittlungen ins Visier der Staatsanwaltschaft Köln geraten ist. Er hat bereits dementiert, dass er in Cum-Ex-Aktivitäten involviert sein solle.
Die Aktionäre jedenfalls scheinen einen Vorstandsumbau zu begrüßen – die Aktie machte nach den ersten Medienberichten zu den Umbaugerüchten am späten Dienstagnachmittag einen Satz nach oben und stieg um gut 4 Prozent auf mehr als 6,30 Euro. Etwas Auftrieb kann die Aktie gut gebrauchen: Das Papier des Geldhauses befindet sich seit Jahren im Sinkflug und knackte zuletzt einen Negativrekord nach dem nächsten.
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Sewing will Investmentbanking umbauen
Schon lange arbeitet die Bank am Befreiungsschlag, doch dieser ist bislang nicht gelungen. Ein Tiefpunkt war die Hauptversammlung Ende Mai, als Vorstand und Aufsichtsrat um ihre Entlastung bangen mussten. Vor allem das Investmentbanking, einst die Vorzeigesparte, kommt nicht aus der Krise, im ersten Quartal 2019 überschritt die Cost-Income-Ratio die 100-Prozent-Marke.
Um die Aktionäre zu beruhigen, kündigte CEO Sewing auf der Hauptversammlung harte Einschnitte an, unter anderem bei der Unternehmens- und Investmentbank. Konkret will er die Transaktionsbank, die ein Teil der Unternehmens- und Investmentbank ist, zum Herzstück machen.
Laut „Manager Magazin“ sollen zum geplanten Umbau der Bank auch radikale Einschnitte im Aktienhandel sowie im Anleihe- und Derivategeschäft gehören. Risikogewichtete Aktiva von rund 40 der zuletzt 347 Milliarden Euro sollen abgebaut werden, vielleicht auch mehr. Außerdem wolle Sewing die Kosten deutlich stärker senken als bisher geplant. Die Details seines Plans werde er voraussichtlich im Juli verkünden.
Info
Erfahren Sie mehr über die bisherige Karriere des Deutsche-Bank-CFOs im Köpfe-Profil von James von Moltke.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.