Die Londoner Investmentbank Stifel Europe übernimmt die deutsche Mainfirst Bank, die auf Equity Research und Brokerage sowie weiteres ECM-Geschäft fokussiert ist. Stifel Europe ist eine Tochter der US-amerikanischen Stifel Financial Corporation. Finanzielle Details über den Deal sind nicht bekannt. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2019 abgeschlossen werden. Nach Informationen der FAZ soll auch die französisch-deutsche Privatbank Oddo BHF eine Übernahme von Mainfirst geprüft haben.
Seit dem Frühjahr 2017 hielt die Haron Holding, hinter der der Schweizer Fondsmanager Luca Pesarini steht, die Mehrheit bei Mainfirst. Die Londoner übernehmen nun die Mainfirst Bank, die Mainfirst Schweiz und Mainfirst Securities. Die Asset-Management-Einheit ist dagegen nicht Teil der Transaktion. Mainfirst Asset Management wurde zu Beginn des Jahres von der Mainfirst abgespalten und arbeitet mit einer neuen, eigenständigen Unternehmensstruktur.
An der Führungsmannschaft soll sich bei den Deutschen auch unter dem neuen Eigentümer nichts ändern: Die leitenden Führungskräfte würden ihre Arbeit fortsetzen, teilte das Unternehmen mit. Mainfirst beschäftigt rund 200 Mitarbeiter, wovon 60 Analysten sind.
Stifel Europe rüstet sich mit Mainfirst für den Brexit
Die mittelständische Full-Service-Investmentbank Stifel Europe will durch die Übernahme des deutschen Hauses eine „gesamteuropäische Plattform mit tiefgehender lokaler Expertise und Vertriebsstärke“ schaffen. Mainfirst bringt Spezialisten für deutsche und Schweizer Aktien mit, Stifel Europe verfügt über Expertise im britischen Markt.
Entscheidender Vorteil für die Briten: Mainfirst verfügt über eine deutsche Vollbanklizenz. Stifel wird dadurch in der Lage sein, in Europa „Beratungs-, Brokerage- und Investmentbanking-Dienstleistungen sowie das nachfolgende Clearing und die Abwicklung von Aktien- und Rentengeschäften nach dem Brexit anzubieten“.
Auch der Zugang zum französischen Markt könnte für Stifel durch den Deal erleichtert werden. Anfang Oktober teilte Mainfirst mit, dass die Bank zum 1. Dezember das institutionelle Brokerage-Geschäft in europäischen Aktien von Raymond James in Paris und London übernimmt. An dieser Transaktion werde weiterhin festgehalten, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf einen Sprecher von Mainfirst.
Mifid 2 treibt Konsolidierung unter Research-Häusern
Unter den europäischen Research-Häusern hat schon seit einigen Jahren eine Konsolidierung eingesetzt. Verstärkt wird diese Entwicklung aktuell zusätzlich durch das geänderte regulatorische Umfeld: Die neuen Finanzmarktrichtlinie Mifid 2 ist seit Jahresbeginn in Kraft. Sie hat enormen Druck auf die Geschäftsmodelle gerade kleinerer Research-Häuser erzeugt. Früher wurde Research oft indirekt über Handelsaufträge vergütet. Das ist nun nicht mehr möglich, stattdessen muss das Research selbst bezahlt werden.
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Bei der Übernahme des Geschäfts von Raymond James formulierte Mainfirst diesen Zusammenhang explizit. Man habe sich zu dem Schritt entschlossen, um „Skaleneffekte zu erreichen, unsere Wettbewerbsvorteile in der neuen Mifid 2-Welt besser zu nutzen und unsere Kunden auf Basis einer verbreiterten Plattform bedienen zu können“, sagte Ebrahim Attarzadeh, Vorstand der Mainfirst Bank, bei Bekanntmachung des Deals.
Experten rechneten deshalb mit einer Auslese unter den Research-Häusern, da der Preisdruck groß ist und Asset Manager insgesamt bei der Auswahl des Researchs selektiver geworden sind. Auch andere Brokerhäuser schlossen sich deshalb bereits größeren Investmentbanken an, wie zum Beispiel das Frankfurter Brokerhaus Equinet, das von der norwegischen Investmentbank Pareto Securities übernommen wurde.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.