Die pan-europäische Investmentbank-Boutique Bryan Garnier mit Hauptsitz in London und Paris rüstet ihr Münchner Team personell auf. Lars Dürschlag, Frans-Mathis Pleie und Terence Egbelo stärken das Eigenkapitalgeschäft und das M&A-Analyseteam. Dürschlag und Pleie kommen von FCF Fox Corporate Finance, der Analyst Egbelo von der Londoner Investmentbank Augusta & Co. Man könne sich auch auf Partner-Ebene Verstärkung vorstellen, kündigte Falk Müller-Veerse, Managing Partner von Bryan Garnier in Deutschland, gegenüber FINANCE schon mögliche weitere Rekrutierungen an.
Bryan Garnier muss seinen neuen Standort München auch deshalb stärken, da die Boutique in Deutschland erst seit diesem Jahr aktiv ist und bis zur Übernahme der von Müller-Veerse gegründeten Münchner M&A-Boutique Cartagena hierzulande quasi keine Rolle gespielt hatte. Laut Müller-Veerse macht die Integration von Cartagena gute Fortschritte. Nun wolle man den etablierten Playern am deutschen Corporate-Finance-Markt Druck machen, kündigt er an. Dem eigenen Geschäftsmodell am nächsten käme Jefferies, tatsächliche Wettbewerber seien aufgrund der Unternehmensgröße aber eher Altium – vor kurzem mit der Investmentbank GCA Savvian fusioniert – und Lincoln International. Alle drei Häuser sind in Deutschland freilich seit vielen Jahren präsent und erheblich stärker als Bryan Garnier.
Was ist das Geschäftsmodell von Bryan Garnier?
„Wir sind eine europäische Full-Service-Growth-Investmentbank“, beschreibt Müller-Veerse sein Beratungshaus. Neben M&A-Deals berät Bryan Garnier auch bei Privatplatzierungen und Börsengängen. Zudem verfüge die Boutique über eigene Broker und ein eigenes Research-Team. „Research und Brokerage sind unter den M&A-Boutiquen unsere Alleinstellungsmerkmale“, meint Müller-Veerse. Bryan Garnier deckt mit seinen Analysen unter anderem deutsche Unternehmen wie SAP, Software AG, Wirecard und Fresenius ab. Von den genannten Konkurrenten bietet lediglich Jefferies eigenes Research an.
Als Generalist sieht sich Bryan Garnier aber nicht. Die Boutique lege wie die Konkurrenz großen Wert auf „Sektorenkompetenz“, ohne die kleine M&A- und Investmentbank-Boutiquen heutzutage kaum mehr überleben können. Bryan Garnier konzentriert sich in erster Linie auf die beiden Bereiche Technologie und Healthcare (vor allem Biotech). Insbesondere bei Healthcare findet gerade eine regelrechte M&A-Bonanza statt, die die Kaufpreise in luftige Höhen getrieben hat.
Bryan Garnier als Small- oder Midcap-Berater einzuordnen, fällt schwer, da das Haus nach eigener Aussage Unternehmen über ihren kompletten Lebenszyklus begleiten möchte. „Das beginnt in der Venture-Phase mit Privatplatzierungen und Leveraged Buy-outs (LBOs), geht weiter in die Expansions-Phase mit kleinen Zukäufen und endet bei einem Börsengang und dem Folgegeschäft“, erklärt Müller-Veerse. Der Sweetspot für M&A-Transaktionen liege zwischen 100 und 300 Millionen Euro. Privatplatzierungen fallen im Schnitt kleiner aus. Das ist eine Wertschöpfungskette, die Jefferies, GCA Altium und Lincoln ebenfalls abdecken möchten.
Bryan Garnier fehlt in den deutschen ECM- und M&A-League-Tables
Insgesamt hat Bryan Garnier bisher in diesem Jahr nach eigenen Angaben länderübergreifend 27 Transaktionen in den Bereichen Technologie und Healthcare begleitet. In einer aktuellen Unternehmenspräsentation sieht sich Bryan Garnier in den europäischen M&A-League-Tables für Technologie und Medien auf dem vierten Platz. Beim europäischen Eigenkapitalgeschäft (Life Science, Cleantech, TMT) mit einem Emissionsvolumen von weniger als 300 Millionen Euro sieht sich die Boutique sogar führend. Gleiches gelte für öffentliche Börsengänge von Healtcare- und Technologie-Unternehmen an der Mehrländerbörse Euronext. Bryan Garnier sieht sich hier sogar aktiver als die namhaften Konkurrenten BNP Paribas, Société Générale, Rothschild oder Goldman Sachs.
In den aktuellen League Tables für den deutschsprachigen Raum spielt Bryan Garnier dagegen – wie Jefferies, GCA Altium und Lincoln – noch keine entscheidende Rolle. Weder beim Eigenkapitalgeschäft noch in den M&A-Ranglisten taucht Bryan Garnier unter den Top-Ten auf. Dort führt an den namhaften Investmentbanken bisher kein Weg vorbei. „Wir verstehen uns als Investmentbank für mittelständische Wachstumsunternehmen. Transaktionen in Milliardenhöhe werden wir sicher auch künftig allenfalls im Ausnahmefall machen“, stellt Müller-Veerse klar.
M&A-Boutiquen drängen wegen Private Equity nach München
In den vergangenen zwei Jahren hat Bryan Garnier (vormals Cartagena) aus Deutschland heraus nach eigenen Angaben zehn Transaktionen begleitet. Der bekannteste Deal mit Deutschlandbezug war die Fusion zwischen Senator Film und Wildbunch, bei der Bryan Garnier von Wildbunch mandatiert war. „Für 2017 rechnen wir mit sechs bis acht Transaktionen, die wir von München aus betreuen“, kündigt Müller-Veerse an. Das beinhalte sowohl M&A-, als auch Eigenkapitalgeschäft.
Durch den Standort München erhofft sich Bryan Garnier auch mehr Geschäft mit Private-Equity-Investoren. Aus demselben Grund hatte Lincoln vor kurzem bekannt gegeben, ebenfalls ein Münchner Büro eröffnen zu wollen. Einfacher wird der Markteintritt für Bryan Garnier dadurch nicht.
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