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KPMG wächst kaum noch im Audit

KPMG hat seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 vorgelegt.
picture alliance/imageBROKER/Stefan Obermeier

KPMG hat als letztes Big-Four-Haus seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 (Stichtag: 30. September 2019) vorgelegt. Insgesamt konnte das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshaus seine Gesamtleistung auf 1,9 Milliarden Euro steigern, das ist ein Plus von 5 Prozent (Vorjahr: 10 Prozent).

Verglichen mit den anderen Big-Four-Häusern erzielte KPMG damit allerdings das schwächste Wachstum: PwC legte 2019 um 5,1 Prozent zu, EY um 7,2 Prozent und Deloitte sogar um 17 Prozent. Dennoch zeigt sich KPMG-Deutschlandchef Klaus Becker mit der Entwicklung zufrieden. „Die Profitabilität ist auf einem konstant hohen Niveau“, sagt er, allerdings ohne genaue Zahlen zu nennen.

Damit bleibt KPMG hierzulande weiterhin die Nummer 3 unter den Big Four. Doch das Haus muss Federn lassen: Vor wenigen Jahren lag KPMG noch gleichauf mit EY, die den Konkurrenten mit einem Umsatz von 2,1 Milliarden Euro inzwischen überholt hat. Zudem rückt die Nummer 4 im Markt, Deloitte, immer schneller an KPMG heran: Zuletzt setzte der Wettbewerber schon 1,7 Milliarden Euro um. Die unangefochtene Nummer 1 bleibt PwC mit einer Gesamtleistung von 2,3 Milliarden Euro.

KPMG gewinnt E.on als neues Prüfmandat

In der Wirtschaftsprüfung erzielte KPMG 2019 eine Gesamtleistung von 677 Millionen Euro. Nachdem der Bereich im Vorjahr noch um 7 Prozent zugelegt hatte, stagnierte das Geschäft in diesem Jahr nahezu mit einem Plus von nur 1 Prozent. „Wir wachsen in der Prüfung, obwohl wir von der gesetzlich vorgeschriebenen Audit Rotation am stärksten betroffen sind“, verteidigt Klaus Becker das im Vergleich zu der Konkurrenz sehr niedrige Wachstum im WP-Geschäft.

Tatsächlich prüfte KPMG vor Beginn der Rotationspflicht 2016 noch mehr als die Hälfte aller Dax30-Unternehmen. Aktuell sind es noch 15, und im Jahr 2022 werden es – Stand jetzt – nur noch neun sein. Dabei muss KPMG viele hochbezahlte Mandate abgeben wie die Deutsche Bank, Henkel oder BMW.

Gewonnen hat KPMG im Gegenzug im Dax bisher nur Covestro und – wie gestern bekannt wurde – E.on. Und das, obwohl sich KPMG nach eigener Aussage um jedes freigewordene Mandat bewirbt. „Wir wollen aber nicht um jeden Preis gewinnen – wir stehen nicht für Dumping-Preise in der Abschlussprüfung“, betont Klaus Becker.

Außerhalb der Dax30 konnte KPMG immerhin einige Zugewinne vermelden. So prüft das Haus künftig unter anderem die Compu Group, Bertelsmann, RTL Group, Ikea Deutschland, Medion und Tank & Rast. Zudem eroberte KPMG die Prüfmandate von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers und der Aareal Bank. Das ist für KPMG besonders wichtig, weil das Big-Four-Haus seine Position als Marktführer im Financial-Service-Bereich trotz Rotationspflicht halten will, betont der Deutschlandchef.

KPMG: Advisory überholt erstmals Audit

Besser als das Prüfgeschäft hat sich der Bereich Advisory entwickelt: Dort konnte KPMG um 6 Prozent auf 709 Millionen Euro zulegen – zum ersten Mal machte die Gesellschaft damit mehr Geschäft mit Beratungsdienstleistungen als im traditionellen Audit-Geschäft.

Das ist keine Selbstverständlichkeit: Während das Beratungsgeschäft bei der Konkurrenz in den vergangenen Jahren stark wuchs, sah es bei KPMG lange mau aus. Erst im Geschäftsjahr 2018 legte der Bereich ordentlich zu, nachdem KPMG stark in das Beratungsgeschäft investiert hatte. Das Wachstum im vergangenen Geschäftsjahr sei ebenfalls Folge dieser Investitionen, meint Becker.
 
Doch die Zeiten des schwachen Wachstums haben ihre Spuren hinterlassen: Innerhalb der Big Four ist KPMG gemessen an der Gesamtleistung im Beratungsgeschäft auf den letzten Platz abgerutscht, während die einstige Nummer 4, Deloitte, zum Marktführer aufgestiegen ist.

Getrieben wurde das Wachstum unter anderem durch Beratungsprojekte bei der Umstellung auf SAP S/4 Hana, Kosten- und Effizienzoptimierung sowie zur digitalen Transformation. Hinzu kamen neue Beratungsaufträge bei ehemaligen Prüfkunden: Dort, wo KPMG nicht mehr prüft, will das Haus beraten – und das gelingt nach eigener Aussage „eindrucksvoll“. Von den 36,2 Millionen Euro, die KPMG im vergangenen Geschäftsjahr wegen der Rotation schon verloren hat, habe man 95 Prozent über Beratungsaufträge wieder reingeholt.

Zu den Kunden im Advisory gehören etwa die Allianz, die KPMG beim Aufbau einer digitalen Versicherungsplattform begleitet oder Talanx und Hannover Rück, die den neuen Bilanzierungsstandard IFRS 17 einführen. Bei der KfW begleiten die KPMG-Experten den Umbau der Finanzarchitektur und die Automatisierung, und bei BMW gibt es ein Beratungsmandat im Bereich Einkauf und Vertrieb.

Tax & Legal legen bei KPMG ordentlich zu

Mit Abstand am stärksten gewachsen ist aber die Steuer- und Rechtsberatung: Hier legte KPMG um 14 Prozent (Vorjahr: 6 Prozent) auf 525 Millionen Euro zu. Damit hat KPMG erstmals die 500-Millionen-Euro-Marke geknackt. Nur Deloitte ist ähnlich stark gewachsen, allerdings von einem deutlich niedrigeren Niveau aus. Das Wachstum bei PwC und EY lag dagegen jeweils nur im einstelligen Bereich. Dennoch ist KPMG vom Steuer- und Rechtsberatungsmarktführer EY mit einem Umsatz von 707 Millionen Euro noch ein gutes Stück entfernt.
 
Getrieben wurde das Wachstum laut Klaus Becker vor allem durch die Rechtsberatung, etwa mit Mandaten zur digitalen Transformation der Rechtsabteilung oder zur Umsetzung von Datenschutzprojekten im Rahmen der DSGVO.

Die KPMG-Geschäftszahlen im Überblick

Gesamtleistung

2019 hat KPMG eine Gesamtleistung von insgesamt 1,92 Milliarden Euro (+5%) erwirtschaftet.

Beratung

Das Advisory-Geschäft trug 709 Millionen Euro (+6%) zur Gesamtleistung bei.

Tax

Mit der Steuerberatung hat KPMG insgesamt 525 Millionen Euro (+14%) umgesetzt.

Prüfung

Die Wirtschaftsprüfung trug insgesamt 677 Millionen Euro (+1%) zur Gesamtleistung bei.

Auch die Global Mobility Services – also die rechtliche und steuerliche Beratung zum länderübergreifenden Einsatz von Personal – hat stark zum Wachstum beigetragen. Hierzu hat KPMG vor allem bei ehemaligen Prüfkunden beraten. Die Volumina seien dabei ähnlich groß wie bei der Abschlussprüfung, die Dauer mehrjährig und damit gut planbar. „Das ist für uns daher eine attraktive Alternative zu Prüfung“, meint der Deutschlandchef. Angesichts der vielen Verluste an Prüfmandaten, die noch anstehen, ist das eine gute Nachricht.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

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Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.