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PwC wird neuer Abschlussprüfer von BMW

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Ab 2019 wird BMW von PwC geprüft. Das eröffnet dem bisherigen Prüfer KPMG die Chance für ein größeres Beratungsmandat bei dem Autokonzern.
BMW

Großer Erfolg für PwC: Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft soll ab 2019 neuer Abschlussprüfer beim Dax-Konzern BMW werden. Das hat ein BMW-Sprecher gegenüber FINANCE bestätigt. In einem letzten Schritt muss PwC nur noch von der Hauptversammlung als neuer Prüfer abgesegnet werden. Das ist in aller Regel aber eine Formsache.

Damit wird der aktuelle Prüfer KPMG das Mandat ab dem Geschäftsjahr 2019 verlieren. BMW hatte das Prüfmandat vor rund einem Jahr ausgeschrieben, der Grund war die verpflichtende Abschlussprüferrotation. Überraschend war allerdings, dass BMW sich bereits jetzt auf die Suche nach einem neuen Abschlussprüfer gemacht hat, denn laut Gesetz hätte der Autobauer KPMG noch bis 2021 weiterbeschäftigen dürfen. Zu den Gründen für den früheren Wechsel wollte BMW damals nicht Stellung nehmen.

Gegen welche anderen Prüfer PwC sich im Kampf um BMW nun durchgesetzt hat, wollte der Autobauer ebenfalls nicht sagen. Als Mitbewerber kommen aber ausschließlich die Big-Four-Konkurrenten EY und Deloitte infrage.

Gegenüber diesen beiden hatte PwC aber einen Vorteil: Das Haus hat auch VW als Kunden und damit viel Erfahrung mit der Prüfung eines großen Autokonzerns im Dax. Das könnte die zum Teil erhebliche Einarbeitungszeit, die ein derart großes Mandat mit sich bringt, signifikant verkürzen. Der dritte Autokonzern im Dax, Daimler, wird aktuell von KPMG geprüft.

PwC gewinnt mit BMW und Allianz große Dax-Kunden

Für PwC ist die Übernahme des BMW-Mandats vor allem deshalb wichtig, weil das Haus wegen der Abschlussprüferrotation in den kommenden Jahren selbst viele Dax-Mandate abgeben muss. Aktuell prüft PwC noch acht der 30 Dax-Unternehmen. Abgeben musste PwC im Dax bereits die großen Kunden Bayer (an Deloitte) und die Commerzbank (an EY). Neben BMW konnte PwC aber auch schon einen weiteren bedeutenden Sieg im Dax verbuchen: PwC gewann den Versicherer Allianz als Kunden, bis dato geprüft von KPMG.   

KPMG verliert mit dem BMW-Mandat ein jährliches Prüferhonorar von 25 Millionen Euro. Allerdings eröffnet sich für KPMG jetzt die Möglichkeit, von BMW in Zukunft große Beratungsaufträge zu bekommen, wo die Tagessätze wesentlich höher sind.

Dies ist wegen der Trennung von Prüfung und Beratung bislang nur in kleinem Ausmaß möglich. Bereits in der jüngeren Vergangenheit hat KPMG ein Viertel bis teilweise sogar die Hälfte seiner BMW-Umsätze mit Beratungsleistungen erzielt.

KPMG stagniert im Beratungsgeschäft

Das wäre nun aber kein Problem mehr – die Beratungsumsätze mit BMW könnten für KPMG ab 2019 daher deutlich steigen. KPMG-Chef Klaus Becker hatte bei der Vorstellung der aktuellen Geschäftszahlen im Dezember angekündigt, bei Prüfkunden, die das Haus abgeben muss, der führende Berater werden zu wollen.

„Wir kennen unsere Kunden aus der Prüfung von Grund auf. Wer könnte sie bei all ihren Themen und Herausforderungen besser beraten als wir?“, so Becker. In einem Fall hat das sogar schon funktioniert: Bei dem SDax-Konzern Tele Columbus wird KPMG künftig im Bereich Steuern, Finance Advisory und ERP beraten, berichtete Becker.

Dass diese Strategie tatsächlich aufgeht, wäre vor allem für die Beratungssparte von KPMG von großer Bedeutung. Denn während das Beratungsgeschäft wegen der hohen Nachfrage nach Digitalisierungsdienstleistungen bei den Konkurrenten Deloitte, PwC und EY aktuell boomt, konnte KPMG seinen Umsatz in diesem Bereich im vergangenen Geschäftsjahr lediglich um 1 Prozent steigern.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Wessen Geschäft wächst am stärksten, wer gewinnt die lukrativsten Mandate? Wie sich KPMG, PwC, Deloitte und EY entwickeln, können Sie auf unserer Themenseite zu den Big Four nachlesen.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.