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Kontinuität trotz Transformation: P7S1 verlängert mit CFO Martin Mildner

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ProSiebenSat.1-CFO Martin Mildner steuert seit 2023 die Finanzgeschickte des Medienkonzerns. Foto: ProSiebenSat.1
ProSiebenSat.1-CFO Martin Mildner steuert seit 2023 die Finanzgeschickte des Medienkonzerns. Foto: ProSiebenSat.1

Die Sendergruppe ProSiebenSat.1 hat den Vertrag mit ihrem Finanzvorstand Martin Mildner bis 2029 verlängert. Der Schritt erfolgt in einer disruptiven Zeit, denn das Medienhaus steht kurz vor der jüngst entschiedenen Übernahme durch die Berlusconi-Gruppe Media for Europe (MFE). Damit beweist der Aufsichtsrat sein Vertrauen in den 55-Jährigen, der sein Amt seit Mai 2023 innehat.

Die Vertragsverlängerung erfolgt zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Vergangene Woche sicherte sich MFE die Mehrheit an ProSiebenSat.1, nachdem der tschechische Großaktionär PPF seine Anteile an die Italiener verkauft hatte. Mildner wird den Konzern somit durch die anstehende strategische Transformation führen.

Mildner ist Rechtsanwalt und Steuerberater

Mildner bringt viel Erfahrung aus verschiedenen Branchen mit. Vor seiner Zeit bei ProSiebenSat.1 war er über zwei Jahre CFO bei dem im MDax notierten Internetdienstleister United Internet. In dieser Zeit brachte er die Konzerntochter Ionos an die Börse, dort sitzt er bis heute im Aufsichtsrat. Parallel zu dieser Tätigkeit war er als Aufsichtsratsmitglied bei der Medienmarke Pyur des börsennotierten Netzbetreibers Tele Columbus aktiv.

Bis 2020 war Mildner 13 Jahre bei der Hamburger Otto Group als General Counsel und M&A-Chef tätig. Bei dieser war er unter anderem für den Aufbau und die Vorbereitung des im Jahr 2021 erfolgten Börsengangs von About You, einem der erfolgreichsten europäischen E-Commerce-Unternehmen, verantwortlich gewesen.

Begonnen hat Martin Mildner seine Karriere als Rechtsanwalt und Steuerberater, zunächst für über fünf Jahre beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG sowie später als Partner bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek. 2007 wechselte er auf die Unternehmensseite.

CFO Mildner kam in schwierigen Zeiten zu ProSiebenSat.1

Mildner übernahm 2023 einen transformationsbedürftigen Konzern von seinem Vorgänger Ralf Peter Gierig. Der Medienriese kämpfte mit Umsatz- und Gewinnrückgängen, während gleichzeitig ein angespannter Werbemarkt die gesamte Branche unter Druck setzte.

Kurze Zeit später trat bereits der italienische Großaktionär MFE offensiv mit Konsolidierungsplänen an den Vorstand heran. In den darauffolgenden Monaten folgte ein Bieterkampf zwischen der Berlusconi-Gruppe MFE und dem tschechischen Großaktionär PPF.

Refinanzierung und Verivox-Verkauf

Die Bieterschlacht ereignete sich inmitten eines angespannten Marktumfelds. Mildner hat den Konzern souverän durch diese manövriert. Von ProSiebenSat.1 heißt es zu seiner Vertragsverlängerung, dass der 55-Jährige vor allem die „finanzielle Grundlage des Konzerns gestärkt“ und seine „operative Resilienz erhöht“ habe.

Eine besondere Betonung liegt auf der Umsetzung verschiedener Effizienzinitiativen im Konzern, trotz des herausfordernden Marktumfelds, die zu schlankeren Kostenstrukturen und einem verbesserten Cashflow beigetragen haben sollen.

Darüber hinaus könne sich Mildner die Stärkung der Corporate Governance auf die Fahne schreiben, zudem habe er das Risikomanagement im Konzern verbessert. Die Liste der Errungenschaften ist lang: erst kürzlich schloss er die Refinanzierung von Konzernschulden ab und war laut Konzern maßgeblich für den Verkauf von Verivox im März verantwortlich.

ProSiebenSat.1 korrigiert Umsatzprognose für 2025

Die in Unterföhring sitzende Sendergruppe setzt in ihrer Transformation auf den eingeschlagenen Kurs von Finanzvorstand Mildner. Die Aufsichtsratsvorsitzende von ProSiebenSat.1, Maria Kyriacou, betont, dass Mildners „umfangreiche Erfahrung sowohl im Finanzmanagement als auch im M&A“ eine solide Grundlage für die strategische Transformation von ProSiebenSat.1 bilde.

Im vergangenen Geschäftsjahr erreichte ProSiebenSat.1 einen Jahresumsatz von 3,91 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,85 Milliarden Euro) bei einem um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis von 557 Millionen Euro (Vorjahr: 578 Millionen Euro).

Ursprünglich plante der MDax-Konzern, den Umsatz 2025 auf vier Milliarden Euro zu steigern. Aufgrund des Verkaufs von Verivox korrigierte das Management diese Prognose jedoch auf 3,85 Milliarden Euro (plus/minus 150 Millionen Euro). Das bereinigte operative Ergebnis soll bei 550 Millionen Euro liegen. Im zweiten Quartal 2024 erwirtschaftete ProSiebenSat.1 nach dem Verivox-Verkauf einen Umsatz von 840 Millionen Euro. Mildner zeigt sich dennoch optimistisch: „Für das zweite Halbjahr sind wir zuversichtlich, dass wir von einer möglichen wirtschaftlichen Erholung rasch und unmittelbar profitieren werden.“

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.