CFO Wolfgang Bläsi verlässt zum September den Milchproduzenten Ekosem Agrar. Bläsi hatte die Finanzen von Ekosem Agrar sechs Jahre lang geleitet, gleichzeitig führte er die Geschäfte der Schwestergesellschaft Ekotechnika, die in Russland mit Landmaschinen handelt.
Ekosem Agrar ist der Mutterkonzern des russischen Agrarunternehmens Ekoniva. Dort läuft das operative Geschäft zwar gut. Doch durch den Preisverfall bei Milch und den schwachen Rubel ist Ekoniva und damit auch die Mutter Ekosem in eine finanziell angespannte Situation gekommen, da ein Großteil der Schulden in Euro aufgenommen wurde.
Als Folge dieses Bündels von Problemen musste Bläsi die beiden Ekosem-Mittelstandsanleihen (Gesamtvolumen: knapp 130 Millionen Euro) verlängern, statt sie refinanzieren zu können. Sie laufen nun bis zum Jahr 2021. In dieser Galgenfrist will Ekosem die Investitionsphase abschließen und den Cashflow ausreichend hochfahren, um die Bonds dann zurückzahlen zu können.
Wolfgang Bläsi verhandelte Verlängerung der Mittelstandsanleihen
Doch bis dahin ist noch ein weiter Weg zu gehen. Wie die gestern Nachmittag präsentierten Geschäftszahlen für 2015 zeigen, ging der operative Cashflow von Ekosem von 19,6 auf 15,6 Millionen Euro zurück. Dennoch musste der Konzern den Bondholdern für die Laufzeitverlängerung keine Entschädigung bezahlen – ein Verhandlungserfolg für Bläsi. Die beiden Ekosem-Bonds notieren aktuell bei 63 beziehungsweise 69 Prozent.
Bläsi will jetzt Berater für mittelständische Unternehmen werden, einen Nachfolger hat Ekosem noch nicht präsentiert. Für den Landwirtschaftskonzern dürfte der Abgang angesichts der nach wie vor prekären Finanzlage ein schmerzhafter Verlust sein – auch, weil Bläsi das Gesicht des russischen Konzerns am deutschen Kapitalmarkt ist.
Auch als Geschäftsführer des kleinen Schwesterunternehmens, dem russischen Landmaschinenhändler Ekotechnika, dürfte Bläsi schwer zu ersetzen sein. Ekotechnika musste erst im vergangenen Jahr mit den Gläubigern ihrer Mittelstandsanleihe einen umfangreichen Schuldenschnitt aushandeln. Dadurch, dass der Rubel verfallen war, wurden ausländische Landmaschinen für die russischen Kunden Ekotechnikas deutlich teurer. Dadurch gingen Ekotechnikas Umsätze und Deckungsbeiträge so stark zurück, dass eine vollständige Bedienung der Anleihe nicht mehr möglich war.
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Nicht nur der Mini-Bond von Ekosem steht unter Druck. Lesen Sie alles über das krisengeschüttelte Segment auf unserer Themenseite Mittelstandsanleihen.