Der Bundesligaklub Eintracht Frankfurt hat seinen Finanzchef Axel Hellmann auf die Pole Position für die Nachfolge von Klubchef Heribert Bruchhagen gesetzt. Bruchhagen wird im nächsten Sommer nach 13 Jahren als Eintracht-Chef in den Ruhestand treten. Hellmann galt schon lange als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für seine Nachfolge.
Nun zeichnet sich ab, dass es tatsächlich so kommen wird. Aus einer umfassenden Neuordnung des Vorstands, die Eintracht-Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing angestoßen hat, geht Hellmann gestärkt hervor. Ab sofort übernimmt dieser von Bruchhagen, der bis zu seinem Rückzug von der Vorstandsspitze nur noch für das Sportliche verantwortlich sein wird, die Geschäftsbereiche Marketing und Vertrieb.
Eintracht Frankfurt: Mehr Finanzkraft ab dem Jahr 2020
In diesen Ressorts liegt der Schlüssel für die Bemühungen der Eintracht, beim Umsatz voranzukommen. In der Saison 2013/14 erzielte der Klub 81 Millionen Euro und rangierte damit nur im unteren Mittelfeld der Bundesliga. Hellmann hofft, dass die Eintracht spätestens im Jahr 2020, wenn für den Klub nachteilige Verträge auslaufen, deutlich an Finanzkraft gewinnen wird. Die Zahlen für die abgelaufene Saison wird Hellmann im Lauf der nächsten Wochen vorlegen.
Zusätzlich behält Hellmanns die Verantwortung für die Bereiche Zuschauerservice, Ticketing und Merchandising, die Unternehmenskommunikation sowie das Ressort Recht und Sicherheit. Die Verantwortung für Finanzen, IT und Personal gibt Hellmann hingegen an den bisherigen Bereichsleiter Finanzen, Oliver Frankenbach, ab. Frankenbach rückt in den Vorstand auf und wird ab 1. September neuer CFO von Eintracht Frankfurt.
Eintracht-CFO Axel Hellmann will Genussscheine platzieren
Hellmann ist seit 2012 CFO von Eintracht Frankfurt. Sein Vorgänger Thomas Pröckl hat im Frühjahr als Finanzchef beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden angeheuert. In den drei Jahren seit seinem Amtsantritt hat Hellmann bei der Eintracht viel bewegt und einiges angestoßen, zum Beispiel lukrative Sponsorendeals eingefädelt und Kontakte zu neuen Geschäftspartnern in den Arabischen Emiraten aufgebaut. Die Erlösbasis des Klubs zu verbreitern und internationale Partner in den Sponsorenkreis zu holen, hat er zu einem Kernanliegen gemacht.
Daneben pflegt der 44-jährige Jurist, der auch für die Stadionsicherheit zuständig ist, einen engen Draht zu den Fans. Dies ist bei der Eintracht auch deshalb ein wichtiges CFO-Thema, weil sich die Strafen für Fanausschreitungen, die der Klub in den vergangenen Jahren zahlen musste, auf deutlich über 1 Million Euro summiert haben dürften.
Sein wichtigstes Projekt wird Hellmann aber vermutlich noch selbst abschließen. Der scheidende CFO gießt gerade das finanzielle Fundament für die nächsten Jahre, indem er ein Finanzierungsmodell austüftelt, mit dessen Hilfe sich Investoren über Genussscheine an der Eintracht beteiligen können. Damit reagiert die Eintracht auf die zahlreichen Deals, die Konkurrenten zuletzt mit Finanzinvestoren und strategischen Partnern abgeschlossen haben, beispielsweise Hertha BSC Berlin mit dem PE-Investor KKR und erst jüngst Mainz 05 mit dem Vermarkter Sportfive, der dem Eintracht-Rivalen Einnahmen von 260 Millionen Euro garantiert.
Die Eintracht-Genussscheine, zu deren Details sich Hellmann noch in Schweigen hüllt, sollen dem Vernehmen nach mezzanine-ähnlichen Charakter haben und den Investoren zwar eine Gewinnbeteiligung, aber wohl keine formellen Mitspracherechte einräumen. Hellmann hat angekündigt, die Genussscheine nicht am breiten Markt platzieren zu wollen, sondern bei einigen wohlhabenden Privatpersonen und Sponsoren aus dem Umfeld der Eintracht. Mit einem Abschluss des Deals ist gegen Jahresende zu rechnen.
Info
Wie steht es um die Finanzen von Eintracht Frankfurt und anderen Bundesligaklubs? Die Antworten gibt es in unserem Fußball-Finanzblog „3. Halbzeit“.