Unerwartet hat CFO und Interims-CEO Stephan Hungeling das Fast-Fashion-Unternehmen Takko nach nur vier Monaten Amtszeit wieder verlassen. Auf FINANCE-Anfrage bestätigt das Unternehmen, dass sich Hungeling und Takko „in beiderseitigem Einvernehmen darauf geeinigt haben, die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung zu beenden“.
Wohin es Hungeling als nächstes zieht, ist unklar. Bis Takko eine Nachfolge gefunden hat, wird zunächst Christian Gisy, Mitglied des Takko Fashion Beirats, alle CFO-zugehörigen Teams bei allen strategischen Entscheidungen interimistisch unterstützen.
Hungeling kam als CFO und wurde Co-CEO
Erst im September war Hungeling von der Juwelierkette Christ zu Takko Fashion gewechselt. Er trat die Nachfolge von Kurt Rosen an. Dieser hatte das Amt im Juni 2021 im Zuge der coronabedingten finanziellen Schwierigkeiten des Modekonzerns übernommen. Als Finanzvorstand war Hungeling für die Bereiche Finanzen und Controlling, Recht und Compliance sowie IT verantwortlich und sollte an Vorstandschef Tjeerd Jegen berichten.
Kurz nach seinem Amtsantritt bei Takko gab Vorstandschef Jegen jedoch überraschend im Oktober seinen Wechsel zum niederländischen Fahrradhersteller Accell Group bekannt. Hungeling wurde gemeinsam mit COO Thomas Füllhaas und CPO Sebastian Weber zum interimistischen Co-CEO berufen.
Vor seinem Wechsel zu Takko war Hungeling seit 2017 Gruppengeschäftsführer bei der Juwelierkette Christ. Zuvor hatte er als Kaufmännischer Geschäftsführer bei der Parfümeriekette Douglas bereits CFO-Erfahrung gesammelt.
Unruhige Zeiten bei Takko
Der Textildiscounter findet keine Ruhe. In den vergangenen Jahren ist Takko in unruhige Fahrwasser geraten. So machte ihm die Coronapandemie schwer zu schaffen und auf der Führungsebene gab es zahlreiche Wechsel seit 2021. Immer wieder haben Beiratsmitglieder die Zügel in die Hand bekommen.
Im April 2023 verkündete Takko schließlich neue Besitzverhältnisse: Die Mehrheit an Takko halten seither die drei Hedgefonds Silverpoint Capital, Napier Park Global Capital und Albacore. Der bisherige Gesellschafter Apax hält nur noch einen Minderheitsanteil an Takko. Der Private-Equity-Investor hatte 2010 nach einem Buy-out einst die Mehrheit am Modehändler übernommen.
Finanzielle Restrukturierung war nötig
Die veränderten Machtverhältnisse gingen mit einem Dept-Equity-Swap einher, auf den sich die Anleihegläubiger mit Apax geeinigt hatten. Takko musste in diesem Jahr Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe refinanzieren. Der Dept-Equity Swap reduzierte die Verbindlichkeiten um 250 Millionen Euro und die Kreditlaufzeiten von Takko Fashion wurden bis 2026 verlängert, teilt das Unternehmen mit.
Die Ausgangslage bei Hungelings Amtsantritt schien positiv, das Unternehmen blickte auf Zukunftsinvestitionen. Nun liegt die Führung von Takko Fashion in den verbliebenen Händen von COO Thomas Füllhaas sowie Chief Procurement Officer (CPO) Sebastian Weber, die sich nun die Rolle des CEO untereinander aufteilen. Füllhaas und Weber sind seit 2021 Teil der Geschäftsführung.
Der Umsatz schien zuletzt wieder auf einem positiven Kurs zu sein: Der bereinigte Nettoumsatzerlös belief sich im Geschäftsjahr 2022/2023 auf 1,2 Milliarden Euro und ist damit um 17 Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen, in dem der Umsatz noch bei rund 1 Milliarde Euro lag. Nach Unternehmensangaben ist der aktuelle Umsatz der höchste der Unternehmensgeschichte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) beträgt 156 Millionen Euro und ist damit ebenfalls rekordverdächtige 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.
Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
