Faustdicke Überraschung in der deutschen CFO-Landschaft: Der langjährige SDax-CFO Jörg Eicker wird neuer Finanzvorstand des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Eicker hat einen Vertrag über drei Jahre unterschrieben.
Bis Herbst 2016 war Eicker vier Jahre lang CFO des Finanzdienstleisters Grenke, einem der größten Leasing- und Factoringanbieter Deutschlands. In seinem letzten Jahr bei Grenke hatte Eicker laut Vergütungsbericht rund 671.000 Euro verdient. Bei Fortuna Düsseldorf wird er Vereinsangaben zufolge ehrenamtlich arbeiten. „Dadurch können wir alle finanziellen Ressourcen auf den Sport konzentrieren“, sagte Fortuna-Aufsichtsratschef Reinhold Ernst.
Jörg Eicker feierte große Erfolge bei Grenke
Mit der Fortuna verbindet Eicker eine persönliche Fan-Geschichte. Eicker ist Düsseldorfer, und die Fortuna war schon immer sein Lieblingsverein, was er im persönlichen Gespräch gerne als Beleg für seine Leidensfähigkeit ins Feld führt. Nach einer Banklehre und einem Studium in Zürich arbeitete Eicker viele Jahre lang für die beiden Düsseldorfer Banken WestLB und NRW Bank. Bei der WestLB hatte Eicker Führungspositionen in den Bereichen Global Financial Markets, Investmentbanking und Asset Securitisation inne. Bei der NRW Bank, zu der er 2006 wechselte, übernahm er die Leitung des Bereichs Investments & Funding, wurde Mitglied des Kreditkomitees und 2010 schließlich Leiter des Kreditgeschäfts.
Im Oktober 2012 wechselte Eicker als Finanzchef zu Grenke nach Baden-Baden, einem der kapitalmarktaffinsten deutschen Mittelständler. Dort wickelte Eicker Dutzende kleinerer Anleihe-, Schuldschein- und Commercial-Paper-Transaktionen ab. Er war zudem Chef der hauseigenen Grenke Bank.
Während seiner Amtszeit hatte sich der Aktienkurs Grenkes nahezu vervierfacht, bei seinem Abschied erreichte das Unternehmen einen Börsenwert von 2,5 Milliarden Euro. Seitdem ist der Börsenwert sogar weiter auf 2,9 Milliarden Euro angestiegen. Das SDax-Unternehmen klopft damit an die Pforte zum MDax. Grund von Eickers Abgangs bei Grenke waren FINANCE-Informationen zufolge Unstimmigkeiten über die Wachstumsstrategie mit Unternehmensgründer und Vorstandschef Wolfgang Grenke.
Harter Sparkurs hat Fortuna Düsseldorf wieder solide gemacht
Bei Fortuna Düsseldorf tritt der 52-Jährige kein leichtes Amt an. In der Saison, die Mitte 2016 endete, fuhr die Fortuna bei einem Umsatz von 29 Millionen Euro einen Jahresverlust von 1,88 Millionen Euro ein. Grund waren unerwartet schwache Zuschauerzahlen sowie hohe Mindereinnahmen im Merchandising-Bereich.
Beides lässt sich direkt auf die Schwäche im sportlichen Bereich zurückführen. Der Traditionsverein, der seit Jahren die Rückkehr in die Bundesliga anstrebt, steckt im Mittelfeld der Zweiten Liga fest und schwebte zwischenzeitlich sogar in Abstiegsgefahr. Immerhin hat ein strammer Sparkurs dafür gesorgt, dass sich Fortuna Düsseldorf nicht mehr in finanzieller Schieflage befindet. Vor gut zehn Jahren wies die Fortuna noch eine Bilanzunterdeckung von 9 Millionen Euro aus. Inzwischen ist das Eigenkapital wieder positiv.
Verantwortlich für diese Wende ist der langjährige Fortuna-Finanzchef Paul Jäger. Das Vereinsurgestein ist seit 1989 im Verein tätig und managt seit 2010 die Finanzen des Klubs. Zum Monatsende übernimmt Jäger die Verantwortung für den Bereich Corporate Social Responsibility, während Eicker ihm als Finanzvorstand folgt.
Info
Mehr zu Vita und Karriere-Highlights des neuen Fortuna-CFOs finden Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Jörg Eicker.
Regelmäßige Analysen zur Finanzlage deutscher Fußballklubs wie Bayern München, Borussia Mönchengladbach und dem 1.FC Köln liefert unser Fußball-Finanz-Blog 3. Halbzeit.