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K+S ernennt eigenen Abschlussprüfer zum CFO

Thorsten Boeckers, CFO des Bergbauunternehmens K+S, geht Ende des Monats. Foto: K+S
Thorsten Boeckers, CFO des Bergbauunternehmens K+S, geht Ende des Monats. Foto: K+S

Der Kasseler Kali- und Salzkonzern bekommt einen neuen Finanzchef. Ab dem Frühjahr 2023 wird Christian H. Meyer die Finanzen des MDax-Konzerns verantworten. Er beerbt den amtierenden CFO Thorsten Boeckers. Dieser allerdings geht bereits sehr kurzfristig Ende Februar und damit drei Jahre früher als es sein bis Mai 2025 laufender Vertrag eigentlich vorsieht. Über die Gründe für die überraschende Trennung schweigt K+S, nur so viel: Aufsichtsrat und Vorstand haben sich einvernehmlich darauf verständigt, dass Boeckers das Amt niederlegt, wie K+S in einer Mitteilung betont.

CEO Burkhard Lohr wird interimistisch Boeckers Jobs als Finanzchef mit übernehmen. Lohr kennt die Aufgabe gut: Er war bereits von 2012 bis 2017 Finanzchef des Unternehmens. Warum K+S ein Jahr lang diese Zwischenlösung fahren muss, hat einen brisanten Grund: Der Deloitte-Mann, der neuer Finanzchef werden soll, war unmittelbar verantwortlicher Wirtschaftsprüfer des Jahresabschlusses von K+S seit 2015. Damit hat Meyer eine zweijährige „Cooling-off-Periode“, wie FINANCE aus Unternehmenskreisen erfahren hat. Zuletzt hat der CFO in Spe laut FINANCE-Informationen am 15. März 2021 eine Bilanz von K+S geprüft. Dabei handelt es sich um den Jahresabschluss 2020. 

Neuer K+S-CFO ist beim Testat ins Risiko gegangen

Meyer stand dem Konzern also genau bei jenen Jahresabschlüssen zur Seite, die Dreh- und Angelpunkt einer von der Bafin beauftragten Prüfung durch die „Bilanzpolizei“ DPR waren. Konkret prüfte die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung, ob eine knapp 2 Milliarden Euro schwere Wertberichtigung von K+S auf das Kaligeschäft im Jahr 2020 korrekt war und nahm dafür den Konzernabschluss des Geschäftsjahres 2019, den dazugehörigen Konzernlagebericht sowie den verkürzten Abschluss vom 30. Juni 2020 von K+S unter die Lupe.

Über die richtige Auslegung hatten sich K+S und die DPR über Monate gestritten – und auch als der Konzernabschluss 2020 testiert werden musste, war noch unklar, wer Recht behält. Hätte sich die DPR durchgesetzt, hätte das auch Fragezeichen hinter die Arbeit von Deloitte gesetzt, die als langjährige Prüfer mit der Abschreibungspraxis von K+S vertraut waren. Am Ende sind die beiden verantwortlichen Deloitte-Prüfer Meyer und sein Kollege Frank Beine ins Risiko gegangen und haben uneingeschränkt testiert. Für K+S war das ein wichtiges Signal an den Kapitalmarkt.  

K+S kam mit blauem Auge aus der Bilanzprüfung davon

Letztlich ist K+S mit einem blauem Auge davongekommen und musste die Bilanzen nicht nachträglich korrigieren. „Aus den endgültigen Feststellungen folgt nach Auffassung von K+S kein Anpassungsbedarf für die Wertansätze der zahlungsmittelgenerierenden Einheit Kali- und Magnesiumprodukte („ZGE Kali“) in den genannten Abschlüssen“, betonte K+S im November vergangenen Jahres.

Kurz darauf, Anfang Dezember, stellte die DPR die Prüfung offiziell ein. Nicht allerdings, ohne dem Bergbaukonzern auf die Finger zu hauen und Fehler zu festzuhalten, die sich K+S bei der Ermittlung des Werts seines Kaligeschäfts in Kanada – die mit Abstand wichtigste Produktions- und Lagerstätte des Konzerns – zu Schulden kommen ließ.

So soll K+S nicht nur nachgewiesene Reserven, sondern teilweise auch noch nicht nachgewiesene „Ressourcen“ im Boden rund um die Bethune-Mine in die Wertermittlung einfließen lassen haben, ohne zu wissen, ob sich diese Ressourcen wirtschaftlich fördern lassen, kritisierte die DPR.

Die Ironie an der Sache: K+S hatte aufgrund der während der Prüfung gestiegenen Kalipreise die Abschreibung (die letztlich bei 1,7 Milliarden Euro lag) wieder zugeschrieben. Der Streit an sich wurde damit irrelevant, hat aber dennoch ein unschönes Licht auf die generelle Bilanzierungspraxis des Konzerns geworfen.

CFO Thorsten Boeckers hat K+S restrukturiert

Die Berufung des neuen CFOs kommentiert Aufsichtsratschef Andreas Kreimeyer nun so: „Mit ihm holen wir einen ausgewiesenen Finanzexperten mit langjähriger Erfahrung als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater an Bord.“ Beim amtierenden CFO Boeckers bedankt er sich und hebt vor allem hervor, dass Boeckers in den vergangenen Jahren den Abbau der Verschuldung und die Restrukturierung des Unternehmens mit vorangetrieben habe.

Vor allem aus dem Verkauf des Nordamerikageschäfts flossen dem Unternehmen weitaus mehr Mittel zu, als anfänglich erwartet wurde. Der Verkaufserlös von 2,7 Milliarden Euro verschafft K+S wieder einen größeren finanziellen Spielraum und die nötige Widerstandskraft, um auch längere Niedrigpreis-Phasen am Kalimarkt überstehen zu können. 2020 sicherte er dem Unternehmen einen KfW-Kredit in Höhe von 350 Millionen Euro.

Boeckers war seit 2017 Finanzchef des Kasseler Bergbaukonzerns. Es war seine erste CFO-Station: Zuvor war er seit 2012 als Leiter Investor Relations bei dem Unternehmen tätig. Auch vor seiner Zeit in Kassel war er vor allem im IR-Bereich unterwegs, damals bei der Deutschen Post DHL.

melanie.ehmann[at]finance-magazin.de

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.