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Auch K+S sichert sich KfW-Kredit

K+S hat einen KfW-Kredit über 350 Millionen Euro beantragt.
K+S

Das nächste deutsche Unternehmen beantragt einen KfW-Kredit: Wie der Salz- und Düngemittelhersteller K+S heute bekanntgab, hat er mit der Förderbank KfW und weiteren Banken eine Konsortialkreditlinie in Höhe von 350 Millionen Euro vereinbart. Die Kreditlinie soll den Kasselern mehr finanziellen Spielraum verschaffen: Man habe den Kredit beantragt, um „im Zuge der Coronavirus-Pandemie im Bedarfsfall über zusätzliche Finanzmittel zu verfügen“.

Die zusätzliche Tranche zur bereits bestehenden Kreditlinie hat eine Laufzeit von einem Jahr, teilt das Unternehmen mit. K+S habe aber die Möglichkeit, die Kreditlinie zwei Mal zu „marktüblichen Konditionen“ zu verlängern. Weitere Details zu der Finanzierung teilte der Konzern nicht mit. Den Weg für einen Kreditantrag bei der KfW hatte K+S bereits im Mai dieses Jahres geebnet. Damals senkte der Salzhersteller die Dividendenauszahlung von 0,15 Euro auf 0,04 Euro je Wertpapier, um „die Förderfähigkeit durch einen staatlich abgesicherten Kredit der KfW zu wahren“.

K+S sitzt auf Milliarden-Schuldenberg

Neben dem KfW-Kredit hat K+S auch auf einen längerfristigen Konsortialkredit Zugriff. Wie dem Geschäftsbericht für das Jahr 2019 zu entnehmen ist, verfügen die Kasseler über eine weitere Linie in Höhe von 800 Millionen Euro, die eine Laufzeit bis Mitte 2024 hat. Davon hat der Konzern bereits eine Summe „in der Größenordnung zwischen 200 bis 300 Millionen Euro“ in Anspruch genommen, teilte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage mit. Daraus folgt, dass die Kasseler noch 500 bis 600 Millionen Euro aus der Linie schöpfen können. Daneben hat K+S noch mehrere Anleihen im Gesamtvolumen von 2,25 Milliarden Euro ausstehen.

Der größere finanzielle Spielraum durch den KfW-Kredit würde die ohnehin schon sehr hohe Verschuldung des Unternehmens weiter nach oben treiben, sofern K+S die Linie auch zieht. Wie die ebenfalls heute vorgelegten Zahlen für das zweite Quartal zeigen, sind die Kasseler inzwischen mit nahezu 3 Milliarden Euro verschuldet (Stand Ende Juni), der Leverage liegt bei 5,6x. Darin ist der KfW-Kredit noch nicht inbegriffen. Bereits im vergleichbaren Vorjahreszeitraum lag der Leverage bei hohen 4,4x.

Der MDax-Konzern hatte sich insbesondere mit der Erschließung eines neuen Kaliwerks in Kanada stark verschuldet. Bereits Ende Februar – also von Corona noch nichts zu spüren war – warnte die Investmentbank Berenberg vor dem hohen Schuldenberg.

Corona belastet Ebitda von K+S

Doch nicht nur die Verschuldung von K+S ist in den vergangenen Monaten in die Höhe gestiegen. Parallel sind die Zahlen zu Umsatz und Gewinn deutlich gesunken. Für das zweite Quartal weist der Konzern bei einem Umsatz von 840 Millionen Euro einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von knapp 88 Millionen Euro aus. Corona belastete das Ebitda im zweiten Quartal um 10 Millionen Euro. Im Vorjahresvergleich lag der Umsatz noch bei knapp 879 Millionen Euro, und das Ebitda mit 130 Millionen Euro um fast ein Drittel höher.

Ähnlich sieht es mit Blick auf das gesamte erste Halbjahr 2020 aus: Der Umsatz ist im Vorjahresvergleich um fast 10 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro eingebrochen, das Ebitda sackte sogar um fast 28 Prozent auf 289 Millionen Euro ab. Trotz der Auswirkungen der Coronakrise und dem anhaltenden Preisverfall am Kalimarkt steht bei K+S unter dem Strich aber noch eine schwarze Zahl.

K+S muss „umfassend“ restrukturieren

Umso dringender wird es für den Konzern um CEO Burkhard Lohr und CFO Thorsten Boeckers, die angekündigten Sparmaßnahmen schnell umzusetzen. Die Kasseler wollen sich auf das Geschäft mit mineralischen Dümgemitteln und Spezialitäten konzentrieren und haben dafür bereits den Verkauf ihrer Amerikaeinheit, die das nord- und südamerikanische Salzgeschäft umfasst, eingeleitet. Durch den Verkauf könnte K+S rund 2,2 Milliarden Euro zufließen – eine Summe, die die Bilanz des Konzerns deutlich entspannen dürfte.

Die Veräußerung laufe nach Plan, so CEO Burkhard Lohr: „Der Prozess zur vollständigen Veräußerung der Operativen Einheit Americas kommt trotz anhaltender Corona-Pandemie gut voran. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir noch vor dem Jahresende eine Verkaufsvereinbarung erzielen werden.“

Die umfassende Restrukturierung sieht zudem einen massiven Stellenabbau vor, der die Konzernstrukturen in der Einheit „Europe+“ sowie der Holding verschlanken sollen. Betroffen sind davon vor allem die Verwaltungsfunktionen, teilt K+S mit. Insgesamt soll 30 Prozent des Budgets für die Verwaltungsfunktionen gekürzt werden.

FINANCE-Köpfe

Thorsten Boeckers, K+S AG

Thorsten Boeckers beruflicher Werdegang beginnt nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann (1993 bis 1996) im Jahr 1996 bei der Deutschen Bank in Aachen. Drei Jahre später wechselt er in den Bereich Aktienanalyse nach Frankfurt. Zwischen 2002 und Ende 2011 leitet Boeckers die Abteilung für institutionelle Investorenkommunikation der Deutsche Post DHL. Dabei arbeitet er auch knapp zwei Jahre als Leiter der Investor Relations North America in der New Yorker Niederlassung.

Im Jahr 2012 wechselt Boeckers zu K+S nach Kassel, wo er ebenfalls für die Investor Relations verantwortlich ist. Im Sommer 2016 wird er schließlich zum CFO berufen und tritt die Stelle im Mai 2017 an.

zum Profil

Da die meisten Verwaltungsfunktionen in Kassel sitzen und dort rund 1.000 Beschäftigte arbeiten, könnten zwischen 300 bis 400 Stellen von dem Abbau betroffen sein, hat das „Handelsblatt“ ausgerechnet. Insgesamt rechnet K+S mit Einsparungen in Höhe von 60 Millionen Euro ab 2021.

K+S will mehr als 2 Milliarden Euro einsparen

Ebenfalls auf der Agenda von CFO Boeckers steht das Heben von Synergien in Produktion, Logistik, Einkauf, Vertrieb und Marketing. Ab 2021 will K+S hier mehr als 150 Millionen Euro jährlich einsparen. Der Konzern sieht sich auf „einem sehr guten Weg“, dieses Ziel zu erreichen.

Alle Maßnahmen zusammengenommen sollen die Verschuldung des Konzerns bis Ende 2021 um „deutlich mehr als 2 Milliarden Euro“ senken, kündigt das Unternehmen an. Damit seien auch die Voraussetzungen für ein stabiles Crossover-Rating – also ein Rating im Bereich zwischen BBB und BB – gegeben. Derzeit liegt das Rating von S&P bei B mit negativem Ausblick.

Bis es aber soweit ist, fallen noch eine Reihe an weiteren Restrukturierungsausgaben an. Für das Gesamtjahr 2020 rechnet K+S daher mit Einmalaufwendungen für die Restrukturierung in Höhe von 40 Millionen Euro, die die Ebitda-Prognose dementsprechend auf 480 Millionen Euro drücken würden (Vorjahr: 640 Millionen Euro).

Trotz der Auswirkungen der Coronakrise erwarten die Kasseler aber einen bereinigten Free Cashflow „mit einem in etwa ausgeglichenen Wert“. Derzeit beträgt der bereinigte Free Cashflow 161 Millionen Euro. Zudem sollen die Effekte der Sparmaßnahmen die Corona-bedingten Effizienzverluste „in etwa kompensieren“.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Mehr über die Vorstände von K+S erfahren Sie auf den FINANCE-Köpfe-Profilen von Thorsten Boeckers und Burkhard Lohr. Alles über Unternehmen im Wandel lesen Sie auf unserer Themenseite Restrukturierung und auf unserem neuen Themen-Hub TRANSFORMATION by FINANCE.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.