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Balda beruft Vorstand Dominik Müser ab

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Der Balda-Aufsichtsrat hat CEO/CFO Müser mit sofortiger Wirkung abberufen.
Balda

Für Beobachter kommt die Abberufung von CEO/CFO Dominik Müser aus dem Balda-Vorstand nicht überraschend, stand es doch mit dem Verhältnis zwischen Müser und Großaktionär Elector seit längerem nicht zum Besten. Ein Unternehmenssprecher bestätigte gegenüber FINANCE ein gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen Müser und dem von Elector-Vertretern dominierten Aufsichtsrat. Das Vertrauensverhältnis zu den weiteren Führungskräften bei Balda sei jedoch intakt.

Insbesondere an M&A-Deals, die unter Müsers Führung in den USA getätigt wurden, hatte Elector-Chef Thomas van Aubel bereits in der Vergangenheit offene kritisiert. Van Aubel, Inhaber des inzwischen mit 29,9 Prozent an Balda beteiligten Investitionsvehikels Elector, äußerte seine Kritik an der M&A-Strategie erst kürzlich in einem Interview mit FINANCE. Mehr als 75 Prozent des Gesamtkaufpreises von 42 Millionen Euro seien demnach für Goodwill und immaterielle Vermögensgegenstände gezahlt worden. Er kündigte bereits damals an, dass zwei kürzlich in den USA getätigte Akquisitionen genau auf ihre Werthaltigkeit und Profitabilität geprüft werden müssten.

Dieser Auffassung schloss sich nun der Aufsichtsrat an, der seit wenigen Wochen mehrheitlich von Elector-Vertretern besetzt ist. Der Aufsichtsrat hat dem Unternehmen zufolge „eine Prüfung der Umstände des Erwerbs der US-amerikanischen Beteiligungen und weiterer Geschäftsvorfälle angeordnet.“

Balda-Konzernabschluss verzögert sich

Die Aufstellung des Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2012/2013 verzögert sich ebenfalls. Als Grund dafür nennt das Unternehmen Verzögerungen bei den Einzelabschlüssen der im Dezember 2012 erworbenen Beteiligungen in den USA.  Die ordentliche Hauptversammlung finde deshalb „frühestens im Dezember 2013, möglicherweise erst Anfang 2014“ statt.

Parallel zur Abberufung von CEO/CFO Dominik Müser hat der Aufsichtsrat Oliver Oechsle zum weiteren Vorstandsmitglied von Balda bestellt. Er gilt als Vertrauter von Elector und war vom Großaktionär ursprünglich als Kandidat für den Aufsichtsrat vorgeschlagen worden. Zwei der drei von Elector nominierten wurden gewählt, Oechsle zog seine Kandidatur letztlich zurück. Nun kann er die Geschicke des Unternehmens auf einem Vorstandsposten gestalten. Die Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat dürfte angesichts der Personalkonstellation weitgehend reibungslos verlaufen. Details zur weiteren operativen Ausrichtung hat das Unternehmen bislang noch nicht mitgeteilt.

Cashbestände sind hoch

Meinungsunterschiede  bei Balda entzünden sich häufig an den hohen Cashbeständen. Balda verbuchte vor allem aufgrund von Verkaufserlösen Anfang Juli über alle Konzernteile hinweg liquide Mittel von 282 Millionen Euro, die aus Steuergründen in einer niederländischen Gesellschaft liegen. Im operativen Geschäft soll erst 2014/2015 wieder der Sprung in die Gewinnzone gelingen. Aufsichtsrat und neuer Vorstand werden sich auf eine Strategie festlegen müssen, wie die hohen Cashbestände genutzt werden und ob es weitere Ausschüttungen gibt.

Die sofortige Abberufung von Müser ist nicht die erste konfliktbehaftete Personalie bei Balda. Erst vor wenigen Wochen war eine Schlammschlacht zwischen Elector und dem damaligen Aufsichtsratschef Michael Naschke entbrannt. Elector-Chef Thomas van Aubel hatte schwere Vorwürfe gegen Naschke erhoben. Dieser solle versucht haben, Balda um 4 Millionen Euro zu schädigen. Naschke hat diese Vorwürfe zurückgewiesen. Von seinem Aufsichtsratsposten ist er inzwischen zurückgetreten.