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Gewagte Gerüchte um Volkswagen und Porsche treiben Aktie an

Plant Volkswagen einen Börsengang von Porsche? Und will sich die Unternehmerfamilie Porsche/Piech in diesem Zuge an Porsche beteiligen und dafür auch Volkswagen-Aktien verkaufen? Foto: Wirestock - stock.adobe.com
Plant Volkswagen einen Börsengang von Porsche? Und will sich die Unternehmerfamilie Porsche/Piech in diesem Zuge an Porsche beteiligen und dafür auch Volkswagen-Aktien verkaufen? Foto: Wirestock - stock.adobe.com

Gerüchte darüber, dass Volkswagen die Sportwagentochter Porsche an die Börse bringen möchte, kursieren bereits seit vielen Monaten – ebenso wie potentielle Szenarien, wie ein solcher Börsengang strukturiert sein könnte. Nun scheint nicht nur ein möglicher IPO konkreter zu werden, sondern es zeichnet sich offenbar auch eine weitere Deal-Struktur ab – mit interessanten Implikationen.

Möglicher Börsengang von Porsche wird offenbar konkreter

Wie das „Handelsblatt“ unter Verweis auf Unternehmenskreise berichtet, befinden sich die Börsengangpläne unter dem Projektnamen „Phönix“ derzeit sogar schon in der Ausarbeitung. Mehrere Banken und Berater seien bereits aktiv, aber noch nicht offiziell mandatiert, heißt es in dem Artikel. Bei einem Börsengang könnte die Konzernmutter Volkswagen bis zu 15 Milliarden Euro einnehmen. Laut Finanzkreisen stehe demnach die Trennung von bis zu 49 Prozent der Anteile im Raum. Eine finale Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Aktuell könnte die Porsche AG der Investmentbank Stifel zufolge rund 45 Milliarden Euro wert sein.

Die Aktionärsstruktur bei Volkswagen/Porsche ist komplex. Derzeit ist die Dachholding Porsche Automobil Holding SE mit 31,4 Prozent an dem Autobauer Volkswagen beteiligt, zu dem die Porsche AG wiederum gehört. Zudem entfallen auf die Dachholding 53,3 Prozent der Stimmrechte an VW – eine knappe Mehrheit, die in der Vergangenheit schon öfter dafür gesorgt haben soll, dass sich die Unternehmerfamilie bei Abstimmungen nicht durchsetzen konnte. Das liegt auch an den Aufsichtsratsmitgliedern: Auf vier Abgesandte der Familie kommen zehn Arbeitnehmervertreter sowie zwei Repräsentanten des Landes Niedersachsen.

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Volkswagen-Eigentümerfamilie will Porsche-Aktien kaufen

Um dieses Machtgefälle zu entfernen, soll die Eigentümerfamilie nun zudem erwägen, bei einem potentiellen Börsengang ein „nennenswertes Aktienpaket“ an der Porsche AG zu erwerben, so das „Handelsblatt“. Die Transaktion wolle die Familie über die bereits börsennotierte Dachholding Porsche SE abwickeln.

Um diesen Deal zu finanzieren, prüft die Familie dem „Handelsblatt“ zufolge den Verkauf von Teilen ihrer Volkswagen-Beteiligung. Die Eigentümerfamilie sei bereit, ihre Anteile am Volkswagen-Konzern zu reduzieren, schreibt die Zeitung. Wie viele Anteile genau die Familie verkaufen könnte, ist nicht bekannt. Offenbar soll es ihr aber wichtig sein, auch nach einem Anteilsverkauf größter Einzelaktionär zu bleiben.

14,6 Prozent der Anteile und 17 Prozent der Stimmrechte entfallen auf das Land Qatar, das Land Niedersachsen ist mit 11,8 Prozent an Volkswagen beteiligt und verfügt über 20 Prozent der Stimmrechte. Die restlichen Anteile entfallen auf nationale und internationale institutionelle Investoren sowie Privatanleger.

Brauchen Porsche und Piech Private Equity?

Sollten die finanziellen Mittel aus dem Erlös des Verkaufs von Volkswagen-Anteilen nicht ausreichen, sei dem Bericht zufolge eine Kooperation mit einem Private-Equity-Investor denkbar. Ein Finanzinvestor könnte allerdings vor der komplexen Verflechtung der beiden Unternehmen Porsche und Volkswagen zurückschrecken.

Denn käme es zu einer Umsetzung des Plans, verhandelten mehrere Personen sowohl als Vertreter des Käufers als auch des Verkäufers eines Aktienpakets – eine Herausforderung für eine sauberer Governance. Konzernkreisen zufolge sollen die Gesellschafterfamilien daher auch schon externe Juristen angeheuert haben.

Aktionäre wären für einen Deal zwischen VW und Porsche

Ob es tatsächlich zu einem solchen Deal kommt, ist vollkommen offen. Volkswagen war für FINANCE für eine Stellungnahme am Vormittag zu erreichen. Ein Porsche SE-Sprecher lehnte einen Kommentar gegenüber FINANCE ab. Auch die Porsche AG wollte die Berichte gegenüber FINANCE nicht kommentieren. Zu den IPO-Plänen bei Porsche sagte ein Porsche-AG-Sprecher: „Über einen möglichen Börsengang von Porsche entscheiden nur die Gremien des Volkswagen-Konzerns.“ Auch die Porsche SE verwies bezüglich der möglichen Börsengangpläne auf den VW-Konzern.

Doch die Aktionäre scheinen Gefallen einer solchen Deal-Konstellation zu finden: Nach der Veröffentlichung des „Handelsblatt“-Berichts am gestrigen Dienstagabend schossen die Aktien von Volkswagen um rund 7 Prozent nach oben auf bis zu 184 Euro am heutigen Mittwochvormittag. Und auch die Aktien der börsennotierten Porsche-Holding kletterten um bis zu 10 Prozent auf rund 84 Euro.

Analysten sehen möglichen Volkswagen-Porsche-Deal eher kritisch

Analysten hingegen sehen die Transaktion mit kritischeren Augen: „Das Thema Verkauf oder Börsengang der Porsche AG wird seit Monaten beziehungsweise Jahren von Branchenteilnehmern gespielt. Dieses Mal wird es um die Variante ‚Porsche-Kauf durch die Familie‘ ergänzt. Dies ist durchaus möglich“, schreibt etwa Frank Schwope von der NordLB. Allerdings brächte ein (Teil-)Verkauf auch „mehr Unübersichtlichkeit, nachdem man zuletzt bei Audi einen Squeeze-out durchgeführt hat“.

„Auch fragt man sich, ob die Familien Piech und Porsche via Porsche SE lieber einen größeren Anteil an der Porsche AG und eine Minderheit an der Volkswagen AG halten wollen oder lieber wie bisher die Mehrheit am großen Ganzen!?“, gibt NordLB-Analyst Schwope zu bedenken. Denn die einzelnen Automarken des Volkswagen-Konzerns seien in den vergangenen Jahrzehnten „so eng miteinander verzahnt worden, dass ein Herauslösen der Porsche AG eigentlich keinen Sinn macht“. Sollte Geld für Investitionen benötigt werden, sei es aus Sicht des Analysten sinnvoller, die LKW-Tochter Traton oder „überflüssige Marken“ wie Lamborghini, Bugatti oder Ducati zu veräußern.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.