Klein aber fein: So lautet nicht nur der Markenauftritt der neuen Optikerkette Ounda, die gerade unter Private-Equity-Regie entsteht und sich forsch direkt im Premiumsegment verortet. So lässt sich auch der M&A-Markt während der Coronavirus-Pandemie ganz gut beschreiben. Größere Deals liegen überwiegend auf Eis, doch kleinere Projekte laufen mitunter weiter, berichten M&A-Berater.
Eines dieser Projekte ist Ounda und wird von Beyond Capital Partners vorangetrieben. Der Frankfurter Private-Equity-Investor hat nach FINANCE-Informationen 20 einzelne Premium-Optikerstandorte übernommen und unter der Holding Ounda zusammengeführt. Zusammen macht die Gruppe rund 11 Millionen Euro Umsatz.
Beyond Capital Partners zahlt für Ounda knapp 1x Umsatz
Geleitet wird Ounda von Dieter Meis, der zusammen mit dem zweiten Geschäftsführer Heinz-Jürgen Petri 10 Prozent an Ounda hält. Die übrigen Anteile hält der Finanzinvestor. Die einzelnen Verkäufer der Optiker haben sich im Zuge der Transaktion komplett von ihren Anteilen getrennt und wurden auch nicht an der Holding rückbeteiligt. Sie werden die jeweiligen Standorte jedoch weiterhin operativ leiten. Petri bringt die Finanzperspektive ein. Er arbeitete als Bankkaufmann und Jurist unter anderem als Leiter der Commerzbank Münster und ist bei Ounda künftig für die Finanzen zuständig.
Meis ist der Branchenkenner, der die Akquisitionsstrategie managen soll. „Dieter Meis war es auch, der die ursprüngliche Idee für die die Konsolidierungsstrategie hatte“, berichtet Beyond-Capital-Gründer Christoph Kauter gegenüber FINANCE. Meis, der 20 Jahre lang als Berater die Standortakquisition des Marktführers Fielmann begleitet hat, bezeichnet Kauter als „Industrieveteran“. Dieser habe „das Konsolidierungspotenzial gesehen und einen Eigenkapitalpartner für sein Vorhaben gesucht“.
„Dieter Meis war es auch, der die ursprüngliche Idee für die die Konsolidierungsstrategie hatte.“
Den Unternehmenswert von Ounda nennt der Private-Equity-Manager nicht. Nach FINANCE-Informationen soll Beyond Capital Partners für die einzelnen Teile von Ounda insgesamt aber weniger als 1x Umsatz bezahlt haben, was bei 11 Millionen Euro Umsatz auf eine Bewertung im höheren einstelligen Millionenbereich hindeutet. Marktführer Fielmann wird an der Börse mit einem Multiple von 4x Umsatz bewertet.
Bright Capital und HF Debt finanzieren Ounda
Finanziert wurde die Transaktion Private-Equity-typisch mit einer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital. Rund die Hälfte des Kaufpreises stammt aus dem zweiten Buy-out-Fonds von Beyond Capital, der nach FINANCE-Informationen im zweiten Halbjahr das finale Closing erreichen soll. Am Ende dürften 125 Millionen Euro in diesem Topf landen. Ounda ist der erste Deal aus dem neuen Fonds. Der erste Fonds der Frankfurter hatte eine Größe von 25 Millionen Euro.
„Das Geld soll im Unternehmen bleiben.“
Die Fremdfinanzierung stellten die beiden Private-Debt-Fonds Bright Capital (Lead Arranger) und HF Debt – das Kredit-Vehikel des deutschen Private-Equity-Investors Hannover Finanz – zur Verfügung. Der Leverage liegt Kauter zufolge bei rund dem Dreifachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).
Kauter zufolge fiel die Wahl auch deshalb auf die Debt-Fonds, weil der Deal für die typischen LBO-Banken zu klein gewesen sei. Zudem seien Debt-Fonds flexibler. So ist die Finanzierung komplett endfällig strukturiert und enthält keine Tilgungskomponente. „Das Geld soll im Unternehmen bleiben“, gibt Kauter die Marschroute vor, die einen klaren Hinweis auf die weitere Strategie gibt.
Beyond Capital Partners will bis zu 80 Optiker kaufen
Denn die Entlastung beim Kapitaldienst braucht Ounda auch für die ambitionierten Wachstumspläne von Beyond Capital Partners und Meis. „In rund zwei Jahren soll Ounda durch Zukäufe kleiner Optiker auf 80 bis 100 Standorte wachsen“, kündigt Kauter an. Der Umsatz der Gruppe soll dadurch auf 40 bis 50 Millionen Euro steigen. Derzeit betreibt die Holding 20 Standorte.
Tatsächlich ist der Optikermarkt in Deutschland noch stark fragmentiert. Dem Private-Equity-Manager zufolge gibt es hierzulande rund 10.000 Optikerfilialen, wovon lediglich 3.500 in der Hand großer Ketten wie Fielmann oder Apollo lägen. Der Rest sei überwiegend eigentümergeführt mit jeweils ein oder zwei Standorten. Für Beyond Capital Partners interessant sind die 1.200 Optiker, die Kauter dem Premium-Segment zuordnet.
Die Namen und Filialen der Einzeloptiker will Kauter beibehalten, auch um den Eigentümern den Beitritt unter das „Klein, aber fein“-Markendach schmackhaft zu machen. Verwaltungsaufgaben wie Einkauf, Marketing oder Pricing sollen dagegen zentralisiert werden. „Wir versprechen uns dadurch 4 bis 5 Prozentpunkte zusätzliche Marge“, meint der Private-Equity-Manager. Grundsätzlich liegen die Ebitda-Margen bei Optikern zwischen 15 und 20 Prozent.
„Wir versprechen uns 4 bis 5 Prozentpunkte zusätzliche Marge.“
Wie bei solchen M&A-getriebenen Wachstumsstrategien üblich, soll ein Teil der Wertsteigerung auch über die sogenannte Multiple-Arbitrage kommen. Das Kalkül dahinter: Die Bewertungen für kleine Einzeloptiker beim Einstieg sind niedriger als die bezahlten Multiples für eine große Kette beim Ausstieg des Finanzinvestors in einigen Jahren. Ähnliche „Roll-up“-Strategien verfolgen Private-Equity-Investoren hierzulande in ähnlich fragmentierten Märkten wie dem Gesundheitssektor, wo Private Equity beispielsweise Zahnarzt-, Pflegeheim- und Klinikketten aufbaut.
Auch Paragon baut Optikerkette auf
Abnehmer für eine Optikerkette wie Ounda könnten sowohl Strategen als auch andere Finanzinvestoren sein, die den Markt derzeit ebenfalls aufrollen. Der Münchener Private-Equity-Investor Paragon beispielsweise hat im vergangenen Jahr Deutschlands drittgrößte Optikerkette Pro Optik übernommen, die jährlich rund 125 Millionen Euro umsetzt. Mit 780 Millionen Euro Fondsvolumen ist Paragon auf deutlich größere Deals aus als Beyond Capital Partners.
Die Coronakrise hat den laut Kauter von langer Hand geplanten Deal nicht beeinträchtigt. Alle Beteiligten hätten zu Ihrem Wort gestanden und den Deal über die Bühne gebracht. MAC-Klauseln seien nicht gezogen worden, was laut Kauter unter anderem daran liegen soll, dass Premium-Optiker relativ gut durch die Krise kommen dürften. Diese Zuversicht macht Kauter auch an der aktuellen Geschäftsentwicklung fest: „Im März und April sind die Umsätze teilweise um die Hälfte eingebrochen, aber schon im Mai liefen sie wieder Richtung 80 Prozent.“