Gibt es bald wieder einen Einstieg eines Investors bei einem Fußballbundesligisten zu vermelden? BVB-CEO Hans-Joachim Watzke spielt offenbar mit diesem Gedanken: „Langfristig betrachtet, empfände ich es durchaus als ein interessantes Denkmodell, mit strategischen Investoren zu kooperieren“, sagt Watzke im Interview mit der F.A.Z.. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist unzufrieden, wie der Kapitalmarkt seinen Verein bewertet und will darüber nachdenken „wie wir diese Diskrepanz aufheben können.“ Den Rückzug von der Börse schließt Watzke auf Nachfrage nicht aus – und heizt damit Spekulationen an.
Für „völlig unbewertet“ hält der CEO den deutschen Vizemeister und macht dies vor allem an den jüngsten M&A-Deals in der Bundesliga fest: Zunächst war Ende Januar der PE-Investor KKR mit 10 Prozent bei Hertha BSC Berlin eingestiegen. Die Unternehmensbewertung von Hertha lag dabei bei rund 220 Millionen Euro. Einige Tage später bezahlte die Allianz für einen 8,33 Prozent-Anteil beim Dauerrivalen FC Bayern München 110 Millionen Euro. Der deutsche Rekordmeister wird damit auf über eine Milliarde Euro taxiert.
BVB-CEO Watzke liebäugelt mit strategischem Investor
Den BVB dagegen bewertet die Börse, Stand heute, mit 240 Millionen Euro. Aus Watzkes Sicht, der für offene Worte bekannt ist, steht dies in keinem Verhältnis zu den Zahlen, die der BVB präsentieren kann. Der CEO verweist auf den Spielerwert von über 300 Millionen Euro, sowie das Stadion, das über 200 Millionen Euro wert sei. BVB-CFO Thomas Treß konnte im vergangenen Geschäftsjahr Rekordzahlen vorstellen: Der Umsatz legte im Geschäftsjahr 2012 /2013, das im vergangenen Juni endete, um knapp 42 Prozent auf 305 Millionen Euro zu, das Ergebnis nach Steuern legte um 55 Prozent auf 53,3 Millionen Euro zu. Der Aufwärtstrend setzte sich auch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres fort.
Mit diesen Zahlen hat der BVB in den vergangenen Jahren die wirtschaftliche Kluft zum Branchenprimus FC Bayern etwas verkleinert. Durch den Einstieg der Allianz hat sich die finanzielle Schlagkraft der Bayern nun aber noch einmal erhöht – sportlich sind die Münchener in den vergangenen Monaten ohnehin enteilt. Für CEO Watzke, der sich stets kritisch über Konzernclubs wie den VfL Wolfsburg oder 1899 Hoffenheim äußert, ist das ein Grund, sich auch über die Eigentümerstrukturen beim BVB Gedanken zu machen. Einen strategischen Partner hält er für „interessant“, wie er im Interview mit der F.A.Z. zugibt: „Wobei Borussia Dortmund definitiv die Hand am Steuer behalten würde und es auch nicht viele Unternehmen gäbe, die für uns überhaupt in Betracht kommen.“ Mit der Aktionärsstruktur des BVB sei das jedoch nicht so einfach wie bei Bayern München. Spekulationen über einen Börsenrückzug scheinen da nicht weit hergeholt.