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Geldregen für EMH Partners

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Maximilian und Sebastian Kuss (rechts) schließen den neuen Wachstumsfonds EMH Digital Growth Fund.
EMH Partners

Die bislang am Private-Equity-Markt wenig präsente Beteiligungsgesellschaft EMH Partners steigt mit Wucht in das Growth-Capital-Geschäft ein. Die Münchener haben für ihren ersten Wachstumskapitalfonds EMH Digital Growth Fund 350 Millionen Euro eingesammelt. Hinzu kommen noch einmal 350 Millionen Euro an Investitionszusagen über ein Co-Investmentprogramm, sodass EMH Partners über ein Investitionskapital von insgesamt 700 Millionen Euro verfügt.

Das Geld soll in die digitale Transformation mittelständischer Unternehmen investiert werden. Zielgruppe sind mittelständische Unternehmen diverser Branchen, deren „Geschäftsmodell sich bereits am Markt bewährt hat“. Gemäß der Definition von EMH heißt das, sie müssen profitabel sein oder sich zumindest in der Nähe der Gewinnschwelle bewegen und „ein hohes Maß an Wachstums- und Digitalisierungspotenzial mitbringen“, wie es in einer Mitteilung des Unternehmens steht. Damit besetzen die Münchener das Marktsegment oberhalb der Venture-, aber unterhalb der klassischen Private-Equity-Fonds.

Der Investitionsfokus liegt auf Europa,  vor allem auf der DACH-Region. Der Fonds investiert Eigenkapital  und strebt primär Minderheitsbeteiligungen an, wenngleich die Beteiligungsquote im Grundsatz flexibel sei. Pro Deal will EMH zwischen 10 und 100 Millionen Euro investieren.

EMH ist bereits an Kiveda und Occhio beteiligt

Laut EMH war der Fonds deutlich überzeichnet, Kapitalgeber waren institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Staatsfonds und Stiftungen sowie Unternehmer und große Family Offices. Rund 90 Prozent der Gelder stammen aus Europa, davon mehr als die Hälfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. EMH-Mitarbeiter sind mit einem zweistelligen Millionenbetrag investiert. Geleitet wird EMH von den Gründungspartnern Sebastian und Maximilian Kuss, die früher als Unternehmer in der Digitalwirtschaft aktiv waren.

Der Investitionsstil von EMH zeigt gewisse Ähnlichkeiten mit kleineren Buy-outs. Die Münchener verfolgen eine „langfristig orientierte Build-and-Scale-Strategie“ mit einer durchschnittlichen Haltedauer von fünf Jahren. Erste Investments gibt es bereits: Seit 2013 sind die Münchener an Kiveda, einem deutschen Online-Anbieter von Einbauküchen beteiligt. Im April dieses Jahres hat sich EMH außerdem im Rahmen einer Kapitalerhöhung an Occhio, einem Hersteller von Designleuchten, beteiligt. Dabei hat der Investor Wachstumskapital in deutlich zweistelliger Millionenhöhe eingebracht und 44 Prozent der Anteile erworben.

Auch Digital+Partners und Reimann mit Wachstumskapitalfonds

Mit dem Wachstumsfonds bewegt sich der Finanzinvestor EMH, der sieben Jahre nach der Gründung inzwischen 20 Mitarbeiter in München und London beschäftigt, in einem in Deutschland bislang noch vergleichsweise wenig wettbewerbsintensiven Marktsegment. Während sich im Bereich der Mittelstands-Buy-outs Dutzende etablierte Adressen um eine kaum wachsende Zahl an Targets bemühen, gab es bis vor kurzem nur wenige kapitalstarke Growth-Investoren. Früher wurde dieses Feld hauptsächlich von kleineren börsennotierten Investmentholdings wie etwa Heliad bearbeitet – oder von großen Private-Equity-Häusern wie 3i und KKR, die Growth-Investments neben ihren üblichen Buy-out-Deals tätigten.
  
Doch das ändert sich gerade: Im Februar schloss der Private-Equity-Investor Digital+Partners seinen ersten Wachstumsfonds „Digital Growth Fund I“ im Volumen von 130 Millionen Euro ab. Im nächsten Schritt zapft Digital+Partners internationale Investoren an. Bis Mitte 2018 soll der erste Fonds 300 Millionen Euro stark sein, sagte Partner Axel Krieger seinerzeit im Interview mit FINANCE. Digital+Partners will mit dem neuen Fonds die Lücke zwischen Private Equity und Wagniskapital schließen.

Auch das Family Office Reimann Investors sammelt gerade zusätzliche Millionen ein, um künftig nicht mehr nur mit den Geldern der gleichnamigen Unternehmerfamilie Growth-Investments zu tätigen. Reimann strebt für seinen Wachstumskapitalfonds ein Volumen von 50 bis 70 Millionen Euro an, erklärte Geschäftsführer Michael Riemenschneider. Im Investitionsfokus stehen Wachstumsunternehmen aus der Digitalindustrie, allen voran E-Commerce-Spezialisten, Finanzdienstleister und Fintechs.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Im Private-Equity-Sektor ist so viel Geld wie noch nie. Das führt zu einem verbissenen Kampf um Zielunternehmen. Lesen Sie mehr über das Feld auf der FINANCE-Themenseite Private Equity.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.