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Hedgefonds steigt bei Tom Tailor ein

Farringdon at the Gates: Tom Tailor bekommt einen neuen Großaktionär aus dem Lager der Hedgefonds.
Tom Tailor

Der niederländische Hedgefonds Farringdon ist neuer Großaktionär des Modefilialisten Tom Tailor: Farringdon hält knapp 4 Prozent der Anteile, wie der Hegefonds am Freitag Nachmittag in einer Pflichtmitteilung an Tom Tailor meldete.

Farringdon wird von dem früheren Merrill-Lynch-Analysten Bram Cornelisse geführt und bezeichnet sich selbst als fundamental orientierter Langfristinvestor. Mit dem Entdecken deutlich unterbewerteter Aktien versucht der Hedgefonds, den breiten Markt zu schlagen. Durch aktionistische Manöver, die auf Managementwechsel oder drastische Änderungen der Unternehmensstrategie abzielen, ist Farringdon bislang nicht groß aufgefallen. Nach Bekanntgabe der Beteiligung legte die Tom-Tailor-Aktie um 2 Prozent zu.

Von wem hat Farringdon die Tom-Tailor-Aktien gekauft?

Farringdon zählt zu den mittelgroßen europäischen Hedgefonds. Das genaue aktuelle Volumen seiner Assets under Management ist nicht bekannt, früheren Angaben zufolge dürfte es jedoch im niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbereich liegen. Der Fonds brüstet sich damit, mit seinen Investments seit dem Jahr 2007 fast doppelt so gut abgeschnitten zu haben wie der breite MSCI-World-Index.

Für den Aufbau der aktuellen Position bei Tom Tailor dürften die Niederländer rund 6 Millionen Euro ausgegeben haben. Angesichts des starken Kursrückgangs, den die Tom-Tailor-Aktie in den zurückliegenden vier Wochen verzeichnet hat – der Kurs bröckelte von 8 auf 5 Euro ab – erscheint es unwahrscheinlich, dass Farringdon seine Position allein durch Käufe am freien Markt aufgebaut hat.

Allerdings hat Tom Tailor seit langem keine größeren Verkäufe von Investoren vermeldet. Ende August reduzierte jedoch der US-Fonds Wellington seinen Anteil unter die meldepflichtige 3-Prozent-Schwelle. Es ist möglich, dass Farringdon einen Teil seiner Beteiligung von Wellington übernommen hat. Für einen Kommentar zum Einstieg bei Tom Tailor war Farringdon nicht zu erreichen.

Farringdon nutzt Gewinnwarnung zum Einstieg bei Tom Tailor

Wie zahlreiche andere deutsche Modekonzerne wie beispielsweise Gerry Weber und Hugo Bosse leidet auch Tom Tailor unter der aktuellen Schwäche des deutschen Textilhandels, dessen Umsätze im bisherigen Jahresverlauf um einen hohen einstelligen Prozentsatz unter den bereits schwachen Vergleichswerten des Vorjahres liegen. Das schwül-heiße Wetter im Juli und August hat die Krise der Modefilialisten noch weiter verschärft.

Darum – und wegen Problemen bei der Inbetriebnahme eines neuen Logistiklagers – musste Tom Tailor vor einer Woche seine Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Jahr revidieren: Der Umsatz soll nur noch marginal auf 945 bis 955 Millionen Euro steigen, die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird statt der angestrebten 9,4 Prozent nur rund 8 Prozent betragen. Damit schlägt sich Tom Tailor in dem trüben Marktumfeld zwar immer noch besser als die meisten Konkurrenten, aber die Aktionäre quittierten die Gewinnwarnung mit einem Kursrutsch von 20 Prozent.

Der Kursverfall hat die Aktie von Tom Tailor zu einer der günstigsten im deutschen Mid-Cap-Universum gemacht. Laut Berechnungen der Berenberg Bank bewertet der Markt Tom Tailor auf Basis der revidierten Gewinnerwartungen nur noch mit dem 4,8-fachen des laufenden Ebitda. Finanzierungssorgen hat das Unternehmen keine. Finanzchef Axel Rebien hat erst im Frühjahr eine umfassende Refinanzierung abgeschlossen, die die wesentlichen Fälligkeiten bei besseren Zinskonditionen weit in die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts schiebt.

Farringdon scheint davon überzeugt zu sein, dass Tom Tailor auf dieser Basis mit besseren Marktbedingungen im Rücken schon bald wieder zu der steigenden Gewinnkurve der Vergangenheit zurückkehren kann. Größter Aktionär von Tom Tailor ist der chinesische Finanzinvestor Fosun mit 23 Prozent.