Wacker Chemie will seine Halbleitersparte Siltronic noch vor dem Sommer an die Börse bringen. Das erklärte das Münchener Unternehmen am Freitag. Dabei plant Wacker, sowohl eigene Aktien zu verkaufen als auch neue Anteilsscheine durch eine Kapitalerhöhung bei Siltronic zu schaffen und an die Börse zu bringen.
Die Aktien sollen im regulierten Markt der Frankfurter Börse angeboten werden. Mit dem Geld soll Siltronic finanziell auf eigene Füße gestellt werden. Wacker plant zwar, zunächst nach dem Börsengang Mehrheitseigentümer zu bleiben, langfristig soll sich das aber ändern. Durch die Kapitalerhöhung will Siltronic seinen Verschuldungsgrad drücken.
„Wir haben Siltronic in den vergangenen Jahren konsequent auf die Eigenständigkeit vorbereitet“, sagt Siltronic-CEO Christoph von Plotho. “Der nun geplante Börsengang kommt zu einem Zeitpunkt, an dem wir in jeder Hinsicht sehr gut für eine erfolgreiche, eigenständige Zukunft aufgestellt sind.“
Erstes Quartal lief gut für Siltronic
In den vergangenen Jahren hat Siltronic sich verschlankt. So wurden zum Beispiel drei von sieben Produktionsstandorten geschlossen. Die Kosten sanken im Jahr 2014 um 55 Millionen, 2013 hatte das Unternehmen sie um 80 Millionen gedrückt. Die Investitionsquote drückte Siltronic von 12 Prozent vom Umsatz im Jahr 2012 auf 4 Prozent im Jahr 2013.
Im Geschäftsjahr 2014 erzielte Siltronic nach eigenen Angaben einen Umsatz von 853,4 Millionen Euro, bereinigt um die Vollkonsolidierung eines Joint Venture, das zuvor mit der Equity-Methode bilanziert wurde. Das ebenfalls bereinigte Ebitda lag bei 117,7 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2015 lag der Umsatz bei 238,7 Millionen Euro. Das bereinigte Ebitda lag bei 40,1 Millionen Euro. Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2013 nannte das Unternehmen auf Anfrage nicht.
CFO Rainer Irle fing 2003 bei Siltronic an
Oft wechselt auch das Top-Management, wenn ein Unternehmen an die Börse geht oder in neue Hände kommt. So kam beispielsweise bei Sixt Leasing mit Björn Waldow wenige Monate vor dem IPO ein neuer Finanzchef an Bord. Bei Siltronic deuten die Zeichen aber darauf hin, dass das nicht so ist: Neben CEO von Plotho wird auch CFO Rainer Irle in der Pressemeldung für seine Erfahrung gelobt.
Irle ist ein echtes Eigengewächs des Wacker-Konzerns: Nach sechs Jahren als Berater bei A.T. Kearney wurde er 2003 zunächst Director für den Bereich Strategic Planing bei Siltronic. 2006 bis 2008 war er CFO einer Siltronic-Tochter in der US-Stadt Portland. Nach zwei Stationen im Wacker-Konzern besetzte die deutsche Siltronic im Januar 2013 schließlich den Posten des Finanzchefs durch ihn. Der IPO und die mittelfristig angedachte Loslösung von Wacker dürfte damit auch für ihn ein einschneidendes Karriere-Ereignis werden.