Die insolvente Airline Air Berlin hat einen weiteren Interessenten für ihre Tochter Niki hinzubekommen. Es handelt sich um den früheren Formel-1-Weltmeister Niki Lauda, der den Ferienfluganbieter einst gegründet hatte.
Gegenüber der österreichischen „Kronen-Zeitung“ sagte er: „Ich habe einen Brief an den Insolvenzverwalter von Air Berlin geschrieben, in dem ich mein Interesse an Fly Niki bekunde.“ Bevor er ein Angebot abgeben könne, müsse er einen detaillierten Blick in die Bücher werfen. Er sei gespannt, ob er zu den Verhandlungen eingeladen wird.
Der heute 68-jährige Lauda hatte die Fluggesellschaft Aero Lloyd Austria Luftfahrt, aus der später die Niki Luftfahrt GmbH entstand, im Jahr 2003 mehrheitlich übernommen. 2011 kaufte Air Berlin den Ferienfluganbieter. Lauda selbst ist begeisterter Flieger und verfügt über eine Pilotenlizenz.
Air Berlin: Auch Lufthansa und Condor buhlen um Ferientochter Niki
Die Ferienflugtochter Niki gilt neben den Start- und Landerechten als eines der wenigen attraktiven Assets, die Air Berlin zu bieten hat. Entsprechend zeigen sich auch Branchengrößen wie die Deutsche Lufthansa und die Thomas-Cook-Tochter Condor interessiert. Ob sich Gründer Lauda gegen diese Schwergewichte in einem Wettbieten durchsetzen könnte, ist fraglich.
Im Interview mit der „Kronen-Zeitung“ schießt Lauda nun gegen die Lufthansa. Die größte deutsche Airline habe sich schon seit Anfang des Jahres mit dem Szenario der Air-Berlin-Insolvenz auseinandergesetzt und erarbeitet, „wie sie die Air Berlin in der Insolvenz filetieren kann.“
Lauda wirft die Frage auf, warum Niki nicht Teil der Air-Berlin-Pleite ist und stellt gleiche eine Theorie auf: „Die Antwort ist: Weil die Lufthansa ihre Slots, Düsseldorf und Berlin, behalten will. Deshalb wurde die Niki-Insolvenz hinausgezögert. Damit die Lufthansa FlyNiki als erste übernehmen kann, ohne Insolvenz und mit den wertvollen Slots."
Ryanair und Wöhrl wollen Air Berlin komplett schlucken
Air Berlin hatte Mitte August überraschend einen Insolvenzantrag gestellt. Seither meldeten sich zahlreiche potentielle Käufer, um die zweitgrößte deutsche Airline in Teilen oder als Ganzes zu erwerben.
Neben der Lufthansa und Condor gilt der britische Konkurrent Easyjet als Interessent an Teilen von Air Berlin. Kartellrechtler haben bei einer Übernahme durch die Lufthansa Bedenken. Der irische Billigfluganbieter Ryanair sowie der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl wollen Air Berlin hingegen komplett schlucken.
Die Gemengelage ist für den Insolvenzverwalter von Air Berlin komplex, und der Zeitdruck ist hoch. Noch im September sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein und erste verbindliche Vereinbarungen getroffen werden.
Air Berlin verbrennt zwischen 5 und 8 Millionen Euro am Tag
Die Bundesregierung hat Air Berlin einen Überbrückungskredit im Wert von 150 Millionen Euro zugesagt, damit der Flugbetrieb weiter laufen kann. Das Geld ist aber noch nicht geflossen, berichtete die „Bild am Sonntag“ am Wochenende. Man sei in der „technischen Umsetzung“, zitierte das Blatt einen Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums.
Das Geld könnte ohnehin schneller ausgehen als geplant. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt, verbrennt Air Berlin momentan zwischen 5 und 8 Millionen Euro am Tag. Durch die Insolvenz seien die Buchungszahlen eingebrochen. Viele Lieferanten und Flughäfen fordern mittlerweile Vorkasse von den Berlinern.
Update (28.08.17, 13:47 Uhr): Inzwischen hat Niki Lauda von Air Berlin gehört. Gegenüber der Tageszeitung „Österreich“ sagte der Ex-Rennfahrer, dass er am morgigen Dienstag einen Termin beim Insolvenzverwalter von Air Berlin habe.
Info
Die zweitgrößte deutsche Airline ist in die Insolvenz gerutscht. Das ruft zahlreiche Interessenten auf den Plan, die die Fluglinie in Teilen oder als Ganzes übernehmen wollen. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit der FINANCE-Themenseite Air Berlin.
Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.