Aufatmen bei A.T.U: Die Werkstattkette kann an den französischen Wettbewerber Mobivia verkauft werden. Die Geschäftsführung habe sich mit den wesentlichen Vermietern, hinter denen auch die Deutsche Bank steht, auf eine deutliche Verringerung der Mieten geeinigt. Das teilte das schwer angeschlagene Unternehmen heute mit. Damit erfüllt A.T.U die Bedingung des Käufers. Mobivia hatte angedroht, die im September angekündigte Übernahme platzen zu lassen, falls die hohen Mieten nicht gesenkt werden.
Wie hoch genau die Einsparungen bei den Kosten für die etwa 600 Werkstätten für A.T.U sind, ist nicht bekannt. Das Unternehmen spricht von deutlich geringeren Mieten. Laut Medienberichten sollen Zahlungen für die von Lino vermieteten Standorte von 57 Millionen Euro auf unter 30 Millionen Euro sinken.
Für A.T.U ist die Senkung der Kosten „eine der zentralen Voraussetzungen zur Steigerung der Profitabilität des Unternehmens“, heißt es. Die Werkstattkette schreibt unter anderem wegen der hohen Mietkosten Verluste.
A.T.U-CRO Hans-Joachim Ziems erzielt Einigung mit Deutscher Bank
Die Verhandlungen mit der Immobiliengesellschaft Lino hatte der erfahrene Sanierungsexperte Hans-Joachim Ziems geleitet, der im Mai in den A.T.U-Vorstand rückte. Eine Schlüsselrolle bei den Gesprächen kam der Deutschen Bank zu, die nun den Weg zur Rettung von A.T.U freigab. Zusammen mit dem Hedgefonds Davidson Kempner hält das Geldhaus je die Hälfte der Schulden der Immobiliengesellschaft. Das Geldinstitut hatte über mehrere Umschuldungen bei der Gesellschaft Mitspracherecht erhalten.
Es heißt, die Parteien hätten schon kurz vor einer Einigung gestanden, bevor die Immobiliengesellschaft für eine Senkung der Mieten eine Sonderzahlung von A.T.U gefordert hatte. Diese hätten die bisherigen Eigentümer, die US-Hedgefonds Centerbridge, Babson Capital und die Investmentbank Goldman Sachs zahlen müssen, die mit ihrem Investment ohnehin bereits viel Geld verloren haben. Im Juli hatte Goldman Sachs bereits nach einem Käufer gesucht, wie FINANCE in der Ausgabe Juni/August 2016 berichtete.
Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Verhandlungen über die Mietkosten gescheitert wären. Weder die bisherigen A.T.U-Eigentümer noch der Vorgänger, der PE-Investor KKR, konnte eine Senkung der Kosten erreichen. Diesmal gab es allerdings auch Druck von Seiten der Politik: Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner appelierte an die Verhandlungspartner, insbesondere an das Management der Deutschen Bank, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.
Drohende Insolvenz bei A.T.U abgewendet
Für A.T.U kommt die Einigung mit den Vermietern buchstäblich in letzter Sekunde. Laut einem Bericht des Handelsblatts unter Berufung auf Finanzkreise hätte die Werkstattkette Ende dieser Woche Insolvenz anmelden müssen, wenn der Deal nicht zustande gekommen wäre. CEO Jörg Werner sieht für A.T.U nun die Chance wieder profitabel zu werden. Er betont zudem, dass es nun keinen Grund mehr für „schädliche Marktspekulationen über die Zukunft von A.T.U“ gäbe.
A.T.U rechnet damit, dass der Verkauf an Mobivia noch im Dezember vollzogen werden kann. Laut Informationen des Handelsblatts liegt der Kaufpreis bei 225 Millionen Euro, der an die Gläubiger gezahlt werden. Die beiden Werkstattketten werden gemeinsam insgesamt 2.000 Werkstätten und mehr als 20.000 Mitarbeitern einen gemeinsamen Umsatz von rund 2,7 Milliarden Euro verzeichnen. Auch nach der Übernahme soll A.T.U als eigene Marke fortgeführt werden. Die deutsche Werkstattkette macht bisher einen Umsatz vorn rund 1 Milliarde Euro.
Info
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Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.