Commerzbank: Deutschland raus, Italien rein
Erst vor wenigen Tagen hatte der Bund seine Pläne für den sukzessiven Verkauf seiner Restbeteiligung von rund 16,5 Prozent an der Commerzbank publik gemacht, schon findet er einen Abnehmer für das erste Paket. Die italienische Großbank Unicredit ist mit rund 9 Prozent bei den Gelben eingestiegen, wie es am Mittwoch aus Mailand verkündet wurde. Knapp die Hälfte (4,49 Prozent) davon kauft Unicredit dem Bund im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens („Accelerated Bookbuilding“) ab. Damit sinkt der Bundesanteil auf 12 Prozent.
Der Zuteilungspreis hat bei 13,20 Euro pro Aktie gelegen. Durch die Veräußerung hat der Staat einen Gesamterlös von 702 Millionen Euro erzielt. Die News über den Einstieg der Unicredit, die gleichzeitig Spekulationen über eine mögliche Gesamtübernahme der Commerzbank durch die Italiener schürt, kam fast zeitgleich mit der Ankündigung, dass CEO Manfred Knof seinen noch bis Ende laufenden Vertrag nicht mehr verlängern wird.
Silver Lakes Ausverkauf bei der Software AG
Gut ein Jahr, nachdem der Private-Equity-Investor Silver Lake bei der Software AG eingestiegen ist, startet der Investor offenbar einen Ausverkauf der Software-Firma. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hat Silver Lake bereits mehrere Geschäftsbereiche verkauft, zwei weitere stehen gerade in der Deal-Abwicklung.
Konkret soll die Tochterfirma Cumulocity an das Management um Gründer Bernd Groß zu einem hohen zweistelligen oder niedrigen dreistelligen Millionenbetrag veräußert werden, schreibt die Zeitung. An der Finanzierung sollen sich die Investoren Schroders Capital, Verso Capital und Avedon beteiligen. Des Weiteren soll die Plattform Alfabet an den niederländischen Software-Investor Main Capital Partners gehen, ebenfalls zu einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag.
Der Ausverkauf hat ein Geschmäckle: Beim Einstieg von Silver Lake hieß es noch, man wollte gemeinsam eine „vertiefte strategische Partnerschaft“ implementieren und „die Umsetzung der Strategie des Unternehmens beschleunigen“.
DSV gewinnt den Endspurt bei Schenker
Finale Entscheidung bei DB Schenker: Der dänische Logistiker DSV hat das Rennen um die Deutsche-Bahn-Tochter Schenker für sich entschieden. Wie die Bahn in einer Pressemitteilung bekanntgab, liegt der Gesamtverkaufswert inklusive der erwarteten Zinserträge bis zum Vollzug bei 14,8 Milliarden Euro. Nach Zustimmung des Bahn-Aufsichtsrat und der Eigentümer soll der Kauf laut DSV im zweiten Quartal 2025 geclosed werden. Damit hat sich der Logistiker gegen den letzten Bieterkonkurrenten CVC durchgesetzt. Hengeler Mueller hat die Deutsche Bahn bei der Transaktion umfassend beraten.
Wenn der Deal in trockenen Tüchern ist, soll ein Großteil der Verkaufssumme genutzt werden, um den Schuldenberg der Deutschen Bahn zu tilgen. Reichen werden die Schenker-Milliarden nicht, um die Schulden gänzlich abzubauen. Die Bahn hat mittlerweile satte 32 Milliarden Euro an Nettofinanzschulden angehäuft.
Tönnies schluckt Schlachtkonzern Vion
Der deutsche Schlachtriese Tönnies befindet sich auf weiterem Expansionskurs. Wie die Rheda-Wiedenbrücker bekanntgaben, wollen sie das Rindfleischgeschäft von Vion übernehmen. Mit diesem Deal würde sich der niederländische Konkurrent dann fast vollständig aus Deutschland zurückziehen.
Eine entsprechende Grundsatzvereinbarung wurde unterzeichnet, um die süddeutschen Standorte Buchloe, Crailsheim und Waldkraiburg sowie den Zerlegebetrieb in Hilden und die Häuteverarbeitungsbetriebe in Memmingen und Eching-Weichenau von der Vion Food Group zu übernehmen. Die geplante Transaktion muss noch von den Kartellbehörden geprüft und freigegeben werden.
Weitere M&A-Deals
Der Energiekonzern EnBW hat die SaaS-Anbieter Enersis übernommen. Die Firma bietet digitale Zwillinge im Energiebereich an. Ein digitaler Zwilling von Enersis vereinigt alle energie- und klimarelevanten Daten. Unterschiedliche Module bieten Lösungen für die wichtigsten Herausforderungen der Klimawende, so EnBW. Mit dem Zukauf stärkt EnBW die eigenen Technologie- und Digitalkompetenzen im Haus, insbesondere im Bereich von Smart Grids, also der Digitalisierung von Verteilnetzen.
Der Cloud-Software-Anbieter Visma beteiligt sich an Pathway Solutions, einem auf E-Commerce-Lösungen spezialisierten Unternehmen. Konkret bieten die Hamburger eine benutzerfreundliche Cloud-Lösung für E-Commerce- und SaaS-Unternehmen an, die Transaktionen und Rechnungen automatisch mit den Zahlungen abgleicht und in das präferierte Buchhaltungssystem exportiert. Das Gründer-Duo Ludwig Eisenblätter und Marco Feelisch wird Pathway Solutions weiterhin als Co-CEO leiten. Es ist die dritte Investition von Visma in Deutschland, nach den Übernahmen der ERP-Anbieter H&H und Buchhaltungsbutler.
Die kriselnde Meyer Werft wird verstaatlicht. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat mit einer Mehrheit für die Finanzhilfen der Papenburger Meyer Werft gestimmt. Für die Werft bedeutet das eine finanzielle Entlastung. Der Bund und das Land Niedersachsen werden sich jeweils zu rund 40 Prozent beteiligen, was dem Unternehmen insgesamt 400 Millionen Euro an Kapital einbringen wird. Außerdem bürgen Bund und Land zusammen zu 80 Prozent für einen Kreditrahmen von insgesamt 2,6 Milliarden Euro. Nach dem Einstieg von Bund und Land soll ein Sanierungsprogramm umgesetzt werden. Denn die staatliche Beteiligung soll nur vorübergehend sein.
Im Rahmen einer Nachfolgeregelung haben die Gründer des IT-Systemhauses S.I.G. System Informations Gesellschaft die Firma an Bechtle veräußert. Mit der Übernahme will Bechtle die eigene Marktposition in der Wirtschaftsregion um Ulm stärken und das Produktportfolio um „Industrial IT“, also Auftragsfertigungen von IT-Infrastrukturen und Netzwerken im Produktionsumfeld, stärken. Beraten wurde Bechtle bei der Transaktion von CMS.
Dirk Roßmann hat seine Beteiligung an Aurubis aufgestockt. Der Gründer der gleichnamigen Drogeriekette hält nun mehr als 5 Prozent am Hamburger Kupferunternehmen, zuvor waren es nur 0,5 Prozent. Roßmann ist über seine Beteiligungsgesellschaft bei Aurubis eingestiegen, die ihm und zwei seiner Söhne gehört.
Dilax wird Teil der Init–Gruppe. Diese will durch die Übernahme des internationalen Datenmanagementspezialisten Dilax ihr Wachstumstempo beschleunigen. „Wir sehen durch die Digitalisierung und die zunehmenden öffentlichen Investitionen in die Bahninfrastruktur in diesem Sektor großes Potenzial“, erklärt Init–CFO Marco Ferber die Akquisition. Er rechnet bereits im laufenden Jahr mit positiven Umsatz- und Ergebniseffekten. Dilax gehörte vorher dem Finanzinvestor VR Equitypartner, der den Verkauf unter Beratung von McDermott Will & Emery vollzogen hat.
M&A-Berater-News
Zusammenschluss unter Beratungshäusern: Die M&A-Beratungen Case Corporate Finance und Cassiopea Partners fusionieren zu Case Cassiopea. Durch die Hochzeit entsteht eine neue europäische M&A Beratung mit über 30 Mitarbeitern in Büros in Frankfurt, Mailand und Paris mit einem internationalen Netzwerk durch etablierte Partner in Benelux, Skandinavien, Spanien und Amerika. Die beiden Beratungshäuser haben bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet und nach eigener Aussage insgesamt 150 M&A-Transaktionen gemeinsam abgeschlossen.
Baker McKenzie baut ihre M&A-Praxis mit Dirk Horcher weiter aus. Er wird ab Oktober als Partner in das Münchner Büro der Kanzlei wechseln. Dirk Horcher kommt von Linklaters, wo er seit 2006 tätig ist, seit 2017 als Partner. Horcher ist spezialisiert auf öffentliche Übernahmen, Post-Merger-Integrationen sowie Unternehmensumstrukturierungen und Unternehmensnachfolgen.
Info
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Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.