Schaeffler kauft indischen Automatisierungsspezialisten Dhruva
Schaeffler kauft für eine Tochter in Indien zu: Der Autozulieferer übernimmt für Industriewerk Schaeffler INA-Ingenieurdienst den indischen Spezialisten für industrielle Automatisierung und Software Dhruva Automation & Controls.
Das Unternehmen mit Sitz in Pune wurde 2002 gegründet, beschäftigt aktuell 65 Mitarbeiter und wirtschaftet laut Schaeffler „nachhaltig“ profitabel. Konkrete Finanzkennzahlen gaben die Herzogenauracher aber nicht bekannt. Dhruva bietet Hardware, Dienstleistungen und Software für die industrielle Fertigung an, Abnehmerbranchen sind Automotive, Maschinen- und Anlagenbau, die chemische Prozesstechnik sowie die Lebensmittelindustrie. Auch im Bereich Biopharma und in der (Ab-)Wasserbehandlung kommen die Lösungen von Dhruva zum Einsatz.
Schaeffler selbst nutzt die Technologien der Inder bereits in einigen Werken und will diese im Bereich „Digital Solutions“ einbringen. Nach der Übernahme soll die Marke Dhruva langfristig verschwinden. „Mit der Akquisition von Dhruva erweitert Schaeffler sein Portfolio um einen profitabel wirtschaftenden Spezialisten für intelligente industrielle Automatisierung und erhält Zugang zum indischen Markt sowie weiteren asiatischen Kunden“, lässt sich Produktvorstand Andreas Schick zitieren. Den Deal will Schaeffler noch in diesem Jahr abschließen.
Scout24 expandiert in Gewerbeimmobiliensektor
Scout24 übernimmt das Daten-, Analyse- und Bewertungsunternehmen Bulwiengesa, das sich auf die gewerbliche Immobilienbranche in Deutschland spezialisiert hat. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt wurde 1983 gegründet und betreibt unter anderem die Datenbank Riwis, die Informationen zu Wohn- und Gewerbeimmobilien sammelt.
Mit dem Zukauf will Scout24 im Datensegment wachsen – ein Bereich, den die Immobilienplattform bereits im Jahr 2023 mit dem Zukauf von Sprengnetter ausgebaut hatte. Während dieser Deal jedoch das Angebot für Wohnimmobilien erweitert hat, soll die Übernahme von Bulwiengesa das bestehende Daten- und Bewertungsangebot um Gewerbeimmobilien stärken.
Bulwiengesa-CEO Ralf Koschny wechselt in den Aufsichtsrat, sein Nachfolger wird der seit 2020 amtierende COO Sven Carstensen. Carstensen ist bereits seit 20 Jahren im Unternehmen tätig. Heuking (Federführung: Peter Christian Schmidt) hat die Verkäufer bei der Transaktion beraten.
Weitere M&A-Deals
Unicredit lässt bei Commerzbank doch nicht locker und hat den Anteil um weitere 7 Prozentpunkte auf 28 Prozent ausgebaut. Die direkte Beteiligung beläuft sich dabei auf 9,5 Prozent. Zusätzliche 18,5 Prozent entfallen auf derivative Instrumente. Die Italiener haben zudem einen Antrag eingereicht, um ihre Position auf bis zu 29,99 Prozent ausbauen zu können. Unterdessen hat Unicredit nun auch ein verbindliches Angebot für Banco BPM vorgelegt. Für den italienischen Wettbewerber bietet Unicredit 10 Milliarden Euro.
Siemens plant, bis Ende September kommenden Jahres rund 6 Prozent an Siemens Energy zu veräußern. Das sagte CFO Ralf Thomas gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Anteil hat derzeit einen Wert von 2,5 Milliarden Euro. Insgesamt hält der Konzern derzeit noch etwa 17 Prozent an der Tochter. Die Erlöse können auch für die Finanzierung der Altair-Übernahme verwendet werden.
Beteiligt sich Private Equity an Pierer Mobility? Zumindest hat das Unternehmen einen M&A-Prozess gestartet und dafür die Citi mandatiert. Die Österreicher führen derzeit Gespräche mit möglichen strategischen Investoren und Private Equity, und dabei sowohl mit bestehenden Partnern als auch mit neuen. „Ziel des Investmentprozesses ist es, dass Investoren eine notwendige Barkapitalerhöhung beziehungsweise Finanzinstrumente zeichnen“, heißt es in der Mitteilung. Das Kapital will das Unternehmen „zur Stärkung der Pierer Mobility Gruppe, insbesondere der KTM AG“ verwenden. Dass die Gesellschaft Geld braucht, hatte sich im November schon abgezeichnet. Die Nettoverschuldung ist zudem ein weiterer kritischer Posten, sie beträgt 1,5 Milliarden Euro.
Derweil ist die Covestro-Übernahme durch: Adnoc hat sich während der zweiten Annahmefrist insgesamt 91,3 Prozent der Anteile an dem Chemiekonzern gesichert. Bis zum Abschluss des Deals dauert es aber noch: Mit dem Closing rechnet Covestro „nicht vor der zweiten Hälfte des Jahres 2025“.
Schneller geht es hingegen bei Continental: Der Autozulieferer will im ersten Quartal mit dem Verkaufsprozess für einen Teil der Kunststoff- und Kautschuksparte Contitech beginnen. Konkret geht es um das Geschäft mit Gummiprodukten für die Automobilindustrie, das in der Einheit Original Equipment Solutions (OESL) gebündelt ist.
Blick in den M&A-Markt
Eine erste Bilanz des M&A-Jahres 2024 liegt vor: Bis Ende Oktober betrug das angekündigte M&A-Volumen mit deutscher Beteiligung mehr als 150 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 51 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht. Zudem ist es der höchste Year-to-Date-Wert seit 2021. Das zeigen die aktuellen League Tables von LSEG.
Dabei waren deutsche Targets bei der Käuferschaft durchaus beliebt: Deals mit einem deutschen Zielunternehmen summierten sich auf ein Volumen von knapp 89 Milliarden US-Dollar, was einem Zuwachs von 57 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Damit ist Deutschland laut LSEG auf internationaler Ebene das sechstbeliebteste Land für Zukäufe. In Europa liegt die Bundesrepublik sogar auf Platz zwei hinter Großbritannien.
Der in diesem Jahr bisher größte angekündigte deutsche Deal ist die knapp 16 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme von Schenker durch DSV. Auf Platz zwei und drei rangieren die Übernahme von Covestro durch Adnoc sowie von Altair durch Siemens. „Das Jahr 2024 war in Bezug auf großvolumige Transaktionen von strategischen Käufern geprägt. Ein Beispiel ist die DB-Schenker-Transaktion mit DSV als Käufer; maßgeblicher Grund waren die für Finanzinvestoren schwierigeren Finanzkonditionen“, so Christoph Holstein, Partner bei Clifford Chance.
Gemessen am Transaktionswert ist Energie der beliebteste Sektor in Deutschland, wie unter anderem die Übernahmen von Techem und Encavis zeigen. Blickt man auf die Anzahl der Deals, verschiebt sich das Bild: Dann ist nämlich der Technologiesektor der beliebteste.
Private Equity macht wieder mehr Deals
Private Equity hat sich den LSEG-Daten zufolge auch nicht lumpen lassen. Insgesamt 600 Leveraged Buy-outs mit deutschem Ziel zählt der Datenanbieter, was einem Deal-Volumen von mehr als 35 Milliarden US-Dollar entspricht – das ist über zwei Drittel mehr als in der Vorjahresperiode und nach 2023 das zweitstärkste Jahr seit Beginn der Auswertung im Jahr 2000.
„Private Equity konnte im vergangenen Jahr große Mengen an Dry Powder ansammeln, für das es aufgrund der schwierigen Finanzierungsumgebung keine attraktiven Ziele gab. Durch die Kombination aus angesammeltem Kapital und leichterer Finanzierung erwarten wir für 2025 einen Aufschwung am Transaktionsmarkt, unter anderem auch bei Leveraged Buy-outs und Management-Buy-outs“, erwartet der Clifford-Chance-Partner Jörg Rhiel.
Als die aktivsten Investmentbanken in diesem Jahr kristallisieren sich Goldman Sachs (mit 32 Deals und einem begleiteten Deal-Volumen in Höhe von knapp 82 Milliarden US-Dollar), Morgan Stanley (24; 61 Milliarden US-Dollar) und Lazard (28; 31 Milliarden US-Dollar) heraus.
M&A-Gerüchteküche
Nachdem Carlyle das Interesse an der Marinesparte von Thyssenkrupp (TKMS) verloren hat, soll sich nun ein neues Bieterfeld herauskristallisieren. Wie das „Handelsblatt“ erfahren haben will, sollen Rheinmetall, die Bremer Lürssen Werft, aber auch die Bundesregierung an einer Beteiligung interessiert sein. Der Rüstungselektroniker Hensoldt soll hingegen mit der Elektroniksparte von TKMS liebäugeln. Eine Abspaltung des Geschäfts mit anschließender Börsennotierung soll aber weiterhin eine Option sein.
Ein Trennungsszenario spielt derweil offenbar MEAG durch: Der Vermögensverwalter der Münchener Rück erwägt der Nachrichtenagentur Reuters zufolge einen Verkauf seiner Beteiligung am Übertragungsnetzbetreiber Amprion, deren Wert auf knapp 900 Millionen Euro taxiert werden könnte. MEAG ist über die Beteiligungsgesellschaft M 31 mit knapp 14 Prozent an Amprion beteiligt.
M&A-Berater-News
Sigma Corporate Finance befördert Alexander Manus zum Managing Director. Der derzeitige Executive Director tritt die Position zum neuen Jahr an. Bei Sigma ist Manus bereits seit sieben Jahren tätig, er stieg Anfang 2018 als Director bei der M&A-Beratung ein. Zu seinen vorherigen Stationen zählen das Schweizer Beratungshaus Rasenberger Toschek, KPMG, Commerzbank sowie Buchalik Brömmekamp Unternehmensberatung.
Info
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Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.
