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Bridgepoint und Compass trimmen Rodenstock auf Wachstum

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Es geht nur langsam aufwärts beim Brillenhersteller Rodenstock.
Rodenstock

Noch vor wenigen Jahren befand sich Rodenstock in einer tiefen Krise, jetzt verkündet der Brillenhersteller ehrgeizige Wachstumsziele: Bis zu 500 neue Mitarbeiter möchte das Unternehmen dank einer stark steigenden Nachfrage im Geschäftsjahr 2016 einstellen. Das wäre signifikant – weltweit beschäftigt der Brillenhersteller derzeit rund 4.500 Mitarbeiter. Daneben will Rodenstock in diesem und im kommenden Jahr zusätzliche 20 Millionen Euro in Sachinvestitionen stecken, womit diese um mehr als 50 Prozent über dem Durchschnitt liegen würden.

Der ambitionierte Wachstumskurs geht auf die zwei Private-Equity-Investoren Bridgepoint und Compass zurück, die bei Rodenstock das Sagen haben. Bridgepoint ist schon 2006 eingestiegen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Brillenhersteller auf dem US-Markt verhoben und drohte, von einer hohen Schuldenlast erdrückt zu werden. Die Familie verkaufte die Mehrheitsanteile an den Investor, der lange 90 Prozent an Rodenstock hielt. 2011 musste das Unternehmen mit seinen kreditgebenden Banken hart verhandeln, der neue Betriebsmittelkredit wurde nur unter der Bedingung bereitgestellt, dass die Banken im Rahmen der Refinanzierungsfazilität 49 Prozent der Anteile an Rodenstock bekommen.

Noch immer sitzt das Unternehmen Medienberichten zufolge auf einem Schuldenberg von rund 390 Millionen, die aber solide refinanziert sein sollen. Im Dezember vergangenen Jahres ist noch zusätzlich der Private-Equity-Investor Compass bei Rodenstock eingestiegen. Wie genau die Anteile verteilt worden sind, ist allerdings nicht bekannt. 

Rodenstock wächst und drängt auf den US-Markt

Doch noch schlägt sich Bridgepoints Expansionsstrategie – Rodenstock hat vergangenes Jahr zum Beispiel in Brasilien zugekauft – nicht so recht in den Zahlen nieder. Laut den heute veröffentlichten Zahlen  ist der Umsatz 2015 nur um rund 2 Prozent auf 417 Millionen gewachsen, das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) ebenfalls nur leicht auf rund 84 Millionen Euro. Über den Gewinn nach Steuern heißt es lediglich, dass er deutlich positiv sei. Dass die Zahlen etwas schlechter ausgefallen sind als noch im Dezember angekündigt, liegt wohl vor allem an Schwächen im Chinageschäft.

Wo die angekündigten zusätzlichen Investitionen und Mitarbeiter allokiert werden sollen, erklärt Rodenstock noch nicht, sondern gibt nur Hinweise. Die Formulierungen „Erschließung neuer Märkte“ und „internationale Expansionen“ lassen erwarten, dass die deutschen Standorte wohl nicht in nennenswertem Maße profitieren werden.

Ein Expansionsziel ist ausgerechnet der US-Markt, der Rodenstock schon einmal in ernste Schwierigkeiten gebracht hat. Dort will Rodenstock einen zweiten Anlauf wagen.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.