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Private-Equity-News: Ardian, Capiton, Robin Mürer

Ardian ist nach nur wenigen Monaten wieder bei der Berlin Brands Group eingestiegen. Foto: moofushi - stock.adobe.com
Ardian ist nach nur wenigen Monaten wieder bei der Berlin Brands Group eingestiegen. Foto: moofushi - stock.adobe.com

Ardian beteiligt sich wieder an der Berlin Brands Group

Kurze Trennung bei Ardian: Der Finanzinvestor hatte seinen Minderheitsanteil an der Berlin Brands Group (BBG) erst im September dieses Jahres an Bain Capital verkauft – und beteiligt sich nun wieder an der E-Commerce-Firma. Aus dem fünften Expansion-Fonds stellt Ardian „zusätzliches Wachstumskapital“ zur Verfügung und wird die Berliner künftig wieder als Minderheitsgesellschafter begleiten. Unternehmenskreisen zufolge ist die Kapitalspritze 100 Millionen US-Dollar schwer.

Größter Gesellschafter ist der Gründer und CEO Peter Chaljawski, danach folgt Bain Capital. Beim Einstieg von Bain Capital im Herbst dieses Jahres wurde BBG mit über 1 Milliarde US-Dollar bewertet. Bereits damals erhielten die Berliner von Bain Capital 700 Millionen Euro für Zukäufe.

Private-Equity-Konsortium greift nach Aareal Bank

Die beiden Private-Equity-Investoren Advent und Centerbridge sowie weitere Co-Investoren wollen die Aareal Bank übernehmen. Das Konsortium bietet 29 Euro je Aareal-Bank-Aktie. Das entspricht einer Prämie von 35 Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate und einem Eigenkapitalwert von 1,74 Milliarden Euro.

Vorstand und Aufsichtsrat der Wiesbadener empfehlen ihren Aktionären, das Übernahmeangebot anzunehmen – unter anderem weil die Finanzinvestoren versprochen haben, die bisher eingeschlagene Unternehmensstrategie zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Das dürfte auch bedeuten, dass eine Trennung von der IT-Tochter Aareon, an der Advent bereits beteiligt ist, vorerst nicht mehr zur Diskussion steht. Morgan Stanley, die Bank of America sowie die Kanzleien Sullivan & Cromwell, Gibson Dunn & Crutcher und Linklaters begleiten die Offerte.

DBAG kauft Software-Firma Freiheit.com

Die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) übernimmt Freiheit.com Technologies, einen Software-Entwickler für digitale Geschäftsmodelle. Das Unternehmen wurde 1999 in Hamburg gegründet und zählt heute Unternehmen wie Daimler, Metro und Tchibo zu den eigenen Kunden. In den Jahren 2018 bis 2020 ist Freiheit.com im Schnitt um 18 Prozent pro Jahr gewachsen. Für 2021 erwartet die DBAG einen Umsatz von 30 Millionen Euro.

Verkäufer sind die beiden Gründungsgesellschafter Claudia Dietze und Stefan Richter, die minderheitlich am Unternehmen beteiligt bleiben. Weitere Anteile entfallen auf leitende Mitarbeiter und Schlüsselpersonen von Freiheit.com. Die DBAG selbst investiert an der Seite des DBAG-Fonds 19 Millionen Euro in die Firma und erhält dafür 16 Prozent der Anteile. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Mit dem Abschluss rechnen die Frankfurter zum Jahresende. Für die DBAG ist es der fünfte Deal aus dem jüngsten Fonds, der nun zu 36 Prozent ausinvestiert ist.

Hannover Finanz übernimmt Gebäudetechniker Bühr

Hannover Finanz übernimmt gemeinsam mit der Beteiligungsgesellschaft Lück Invest den Gebäudetechniker Bühr Group. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz im württembergischen Gerlingen und ist unter anderem auf die Bereiche Lüftungs-, Klima-, und Kältekonzepte sowie Heizungs- und Sanitäranlagen spezialisiert. Für das laufende Geschäftsjahr 2020/2021 rechnet Bühr mit einer Gesamtleistung von 50 Millionen Euro. Die Firma beschäftigt 160 Mitarbeiter. Die geschäftsführenden Gesellschafter Christian Colonius und Klaus Franke bleiben nach Angaben der Hannover Finanz maßgeblich am Unternehmen beteiligt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Mit dem frischem Kapital will Bühr unter anderem die eigenen Planungskapazitäten ausbauen sowie die Kompetenzen im Bereich der Mess-, Steuer- und Regeltechnik erweitern. Zudem soll eine Niederlassung in Berlin gebaut werden. Das Kartellamt muss die Transaktion noch freigeben. Die Hannoveraner erhielten bei der Übernahme Unterstützung von KPMG, KPMG Law, S&B Strategy und Axenis.

Weitere Private-Equity-Deals

EQT verkauft den Energiedienstleister Getec an IFF, den Infrastrukturarm von JP Morgan. Der Infrastrukturfonds soll sich im M&A-Prozess unter anderem gegen KKR, Blackstone, Omers und PGGM durchgesetzt haben. EQT hatte 2017 75 Prozent der Anteile an den Magdeburgern übernommen, die restlichen 25 Prozent entfallen auf die Holding des Unternehmensgründers, Karl Gerhold, GEH. Auch er verkauft seine Anteile nun. Bei der Transaktion wird Getec Finanzkreisen zufolge mit über 4 Milliarden Euro bewertet. Die Behörden müssen der Transaktion noch zustimmen, das Closing erwartet EQT zum Ende des ersten Quartals 2022.

Emeram verkauf einen Teil des Portfoliounternehmens Init an Gilde Buy Out Partners. Wie der Finanzinvestor mitteilte, übernimmt Gilde einen Minderheitsanteil an der Kommunikationsfirma. Nach der Transaktion sind Emeram und Gilde in gleicher Höhe an dem Unternehmen beteiligt. Weitere Gesellschafter sind der Gründer und Vorsitzende des Aufsichtsrats Dirk Stocksmeier sowie das Init-Management. Init wurde 1995 gegründet, beschäftigt 800 Mitarbeiter an sechs Standorten und hat seinen Hauptsitz in Berlin. Seit August 2019 ist Init Teil des Emeram-Portfolios. Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Mit dem Closing rechnet Emeram im Januar 2022. Die Wettbewerbsbehörden müssen den M&A-Deal noch genehmigen. Als Berater fungierten GCA Altium, Noerr, Strategy&, PwC, Clifford Chance, Deloitte, Boston Consulting Group, Taylor Wessing, Drake Star Partners sowie Shearman & Sterling.

Mutares macht den 13. Deal in diesem Jahr: Der Turnaround-Investor übernimmt den schwedischen Lebensmittellogistiker Frigoscandia von Posten Norge. Das Unternehmen wurde 1948 gegründet und betreibt mit über 1.000 Mitarbeitern mehr als 25 Lagerhäuser und Terminals in Schweden und Norwegen. Für 2022 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von knapp 300 Millionen Euro. Mutares will Frigoscandia künftig in das Segment „Goods & Services“ integrieren. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen.

Anacap schnappt sich das Frankfurter Fintech Fintus. Das Unternehmen wurde 2017 gegründet und ist auf Low-Code-Softwares für den Finanzdienstleistungssektor spezialisiert. Gründer Benjamin Hermanns bleibt weiterhin im Unternehmen. Künftig will Fintus in Europa expandieren. Norton Rose Fulbright hat Anacap bei der Transaktion begleitet.

Staffbase übernimmt Valo Solutions, einen Anbieter von Intranets und digitalen Arbeitsplätzen, der mit Microsoft Teams und Sharepoint arbeitet. Gemeinsam wollen die Unternehmen die Mitarbeiterkommunikation und das Engagement im Microsoft-Kosmos verbessern. Finanzielle Transaktionsdetails sind nicht bekannt. Hinter Staffbase steht unter anderem der Finanzinvestor General Atlantic, der im Frühjahr 2021 eine Series-D-Finanzierungsrunde über 122 Millionen Euro für Staffbase angeführt hatte.

Brera Partners Switzerland übernimmt die Privatkreditvermittlungsplattform Credaris. Verkäufer ist die Online-Preisvergleichsplattform Comparis. Credaris wurde 2014 von Marc Hallauer gegründet und vergleicht Privatkredite und vermittelt diese auch. Nach eigenen Angaben hat Credaris bereits über 1 Milliarde Schweizer Franken (umgerechnet rund 960 Millionen Euro) an Kreditvolumen vermittelt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Private-Equity-Personalia

Beförderung für FSN-Capital-Partner und Deutschlandchef Robin Mürer: Ab Beginn des neuen Jahres ist der Finanzinvestor Co-Managing Partner der norwegischen Dachgesellschaft. Die Position teilt er sich mit Ulrik Smith, Partner im Osloer Büro von FSN Capital. Gründer und amtierender Managing Partner Frode Strand-Nielsen wird Chairman des Private-Equity-Investors. FSN Capital investiert derzeit aus dem sechsten Mittelstandsfonds, den der Finanzinvestor im Frühjahr dieses Jahres geschlossen hatte.

Robin Mürer (rechts) neben Ulrik Smith. Beide teilen sich ab dem neuen Jahr die Leitung der norwegischen Dachgesellschaft von FSN Capital. Foto: FSN Capital

Andreas Stickler, bislang CFO der Healthcare-Sparte von Merck, wechselt zu einem Private-Equity-Portfoliounternehmen: Der Finanzchef ist ab Januar 2022 neuer CFO des britischen Medikamentenanbieters Advanz Pharma. Hinter den Briten steht seit Juni dieses Jahres der Finanzinvestor Nordic Capital. Das Unternehmen erzielte 2020 einen Umsatz von 470 Millionen Euro und beschäftigt 545 Mitarbeiter.

Auch Steffen Bätjer verlässt seinen aktuellen Arbeitgeber – bleibt aber bei einer Private-Equity-Firma: Der CFO wechselt Anfang kommenden Jahres vom Parkhausbetreiber Apcoa, hinter dem der Finanzinvestor Centerbridge steht, zur Work Zone Safety Group. Im vergangenen Jahr hatte Triton mehreren Firmen miteinander verschmolzen, um daraus den Infrastrukturdienstleister zu kreieren.

Private-Equity-Fundraising und -closing

Capiton hat den sechsten Fonds bei 504 Millionen Euro geschlossen. Dabei handelt es sich dem Finanzinvestor zufolge um den größten Fonds in der Geschichte der Gesellschaft. Die Kapitalzusagen stammen von bestehenden und neuen Investoren, die den Fonds ausschließlich virtuell gezeichnet haben. Das Kapital soll in Mehrheits- sowie Minderheitsbeteiligungen an Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Medizintechnik, Industrietechnik und verantwortungsbewusster Konsum fließen. Mehr als ein Drittel der Summe hat Capiton bereits in sieben Portfoliounternehmen investiert – inklusive Co-Investments beläuft sich diese Summe auf 260 Millionen Euro. Lazard fungierte als Placement Agent des neuen Fonds, Pöllath + Partner beriet in rechtlichen Fragen.

Das bewegt den Private-Equity-Markt

Interessante Trendwende am deutschen Midcap-Leveraged-Buy-out-Markt: Im dritten Quartal dieses Jahres haben die Banken ihren Rückstand zu Debt-Fonds verringern können. Der Marktanteil der Banken am Leveraged-Buy-out-Geschäft betrug in diesem Zeitraum 45 Prozent, somit entfielen 55 Prozent auf die alternativen Finanzierer. Nach dem ersten Halbjahr 2021 kamen die Debt-Fonds noch auf einen Anteil von über 65 Prozent. Das zeigt der neue Midcap-Monitor von GCA Altium (Houlihan Lokey), für den die Investmentbank regelmäßig LBO-Finanzierungen mit einem Volumen zwischen 20 und 500 Millionen Euro untersucht.

„Die Banken haben sich mit einer beachtlichen Performance zurückgemeldet“, so Norbert Schmitz, Managing Director bei GCA. Als Grund für die Aufholjagd der Banken nennt Schmitz‘ Kollege Johannes Schmittat das sich bessernde Finanzierungsumfeld auch für Unternehmen aus zyklischeren Branchen: „Finanzierungen für Sektoren wie Industrial, Manufacturing und Services sind jetzt auch wieder möglich“, so der Managing Director.

Weil in diesen Sektoren die Leverage-Anforderungen nicht so aggressiv seien wie zum Beispiel bei Software, Tech oder Healthcare, haben die Banken wieder wettbewerbsfähiger agieren können. Dementsprechend ist der Anteil an Finanzierungen in den drei Branchen Software, Tech und Healthcare leicht zurückgegangen, von 67 Prozent nach dem ersten Halbjahr 2021 auf 60 Prozent nach den ersten neun Monaten.

Insgesamt zählt GCA nach den ersten neun Monaten 2021 102 LBO-Finanzierungen, davon fanden 38 Deals im dritten Quartal statt. Und auch für das vierte Quartal sagen die Investmentbanker einen weiterhin hohen Dealflow voraus: „Auf Basis der historisch besten neun Monate mit 102 Transaktionen ist es so gut wie sicher, dass das bisherige Rekordjahr 2017 mit 103 Deals übertroffen wird“, glaubt Managing Director Schmitz.

Private-Equity-Gerüchteküche

In den vergangenen Wochen machten wieder zahlreiche Verkaufs- und Börsenganggerüchte in der Private-Equity-Szene die Runde: So bereitet Permira offenbar den Börsengang des Portfoliounternehmens CABB vor. Wie das „Handelsblatt“ berichtete, könnte der IPO im zweiten Quartal 2022 in der Schweiz erfolgen. Für den geplanten Börsengang soll der Private-Equity-Investor die Deutsche Bank sowie die Bank of America mandatiert haben. Die hessische Spezialchemiefirma könnte beim Börsengang mit 1,3 bis 1,8 Milliarden Euro bewertet werden. Aber auch der Verkauf an einen Wettbewerber soll noch nicht komplett vom Tisch sein und würde weiterhin geprüft, so der Bericht.

Darüber hinaus soll Permira ebenfalls einen Börsengang von Best Secret erwägen. Im Sommer kommenden Jahres könnte es soweit sein, berichtete das „Handelsblatt“. Bei einem Börsengang könnte das E-Commerce-Unternehmen mit über 3 Milliarden Euro bewertet werden. Derzeit laufe der Auswahlprozess für die begleitenden Investmentbanken.

Auch Telemos prüft derzeit eine Trennung von einer Portfoliofirma. Die Augenklinikkette Sanoptis werde aktuell für einen Verkauf vorbereitet, schreibt das „Handelsblatt“. Für den M&A-Prozess, der schon im ersten Quartal 2022 eingeleitet werden könnte, habe der Finanzinvestor die Investmentbank Rothschild mandatiert. Sanoptis könnte bei einem Verkauf mit bis zu 1 Milliarde Euro bewertet werden. Auch nach einem Verkauf wolle Telemos minderheitlich an der Firma beteiligt bleiben.

Der letzte Finanzinvestor im Bunde, dem eine Trennung von einer Portfoliofirma nachgesagt wird, ist KKR. Finanzkreisen zufolge soll der Finanzinvestor die Investmentbank Goldman Sachs damit beauftragt haben, Optionen für den Marktforscher GfK zu prüfen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Bei einem Verkauf könnte GfK mit über 3 Milliarden Euro bewertet werden. KKR hatte das Marktforschungsinstitut Anfang 2017 übernommen.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.