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Hometogo startet M&A-Offensive

Hometogo-Gründer Patrick Andrae: Die M&A-Offensive der Buchungsplattform hat begonnen. Foto: Chris Marxen/Headshots-Berlin/Hometogo
Hometogo-Gründer Patrick Andrae: Die M&A-Offensive der Buchungsplattform hat begonnen. Foto: Chris Marxen/Headshots-Berlin/Hometogo

Hometogo ist auf einen M&A-Kurs eingeschwenkt: Die Online-Buchungsplattform für Ferienhäuser, die im vergangenen September über die Fusion mit dem Lakestar-Spac an die Börse ging, übernimmt für rund 40 Millionen Euro den Wettbewerber E-Domizil, mit dem Hometogo bereits in Teilbereichen kooperiert. Einen Teil des Kaufpreises in Höhe von 2 Millionen Euro bezahlt Hometogo mit eigenen Aktien. Der endgültige Kaufpreis unterliegt nicht näher beschriebenen Kaufpreisanpassungsklauseln. E-Domizil verzeichnete 2021 ein „starkes profitables Wachstum“ und baute den Umsatz auf über 20 Millionen Euro aus.

Zum einen erweitert Hometogo durch den Zukauf das „Inventar“ seiner Website um 370.000 Angebote an Feriendomizilen, zum anderen erhofft sich das Tech-Unternehmen Umsatzsynergien: Hausverwaltern und -eigentümern, die über E-Domizil inserieren, sollen künftig technologische Zusatz-Services von Hometogo verkauft werden, zum Beispiel zur Optimierung von Auslastung und Pricing. Das Service-Geschäft will Hometogo langfristig zu einer zweiten Säule neben dem Buchungsgeschäft ausbauen. Bei Hometogo ist nach Angaben von CFO Steffen Schneider aktuell ein Inventar von rund 15 Millionen Angeboten gelistet.

Die M&A-Strategie von Hometogo

Die Übernahme von E-Domizil ist Teil einer M&A-Offensive, die Hometogo gerade startet. Schon zu Jahresbeginn haben die Berliner die französische Ferienhausplattform Amivac übernommen, nun schon kurz danach E-Domizil. „Unser M&A-Geschäft ist zu 95 Prozent strategie- und nur zu 5 Prozent opportunitätsgetrieben“, präzisiert Gründer und CEO Patrick Andrae die Strategie im Gespräch mit FINANCE.

Hometogo sucht Deals mit drei verschiedenen Stoßrichtungen: Zur geografischen Expansion (wie mit Amivac), zum Ausbau des Anteils des margenträchtigeren „On-Site“-Geschäfts, bei dem alle Schritte der Buchung innerhalb der Hometogo-Plattform erfolgen (wie mit E-Domizil), und last but not least zum Ausbau des Service-Geschäfts. „Wir integrieren alle diese Elemente auf unserer Plattform, dafür haben wir Hometogo gegründet“, erklärt Andrae. „Trotzdem arbeiten wir in den verschiedenen Dimensionen mit vielen Partnern zusammen. Daraus ergeben sich auch M&A-Opportunitäten, so wie bei E-Domizil.“

„Wir überlegen, unser M&A-Team zu vergrößern und sind offen für Anfragen.“

Patrick Andrae, Gründer und CEO, Hometogo

Hometogo verfügt über stattliches M&A-Budget

Dank des IPOs vor einem halben Jahr ist der Finanztopf für Zukäufe gut dotiert. Zum Jahreswechsel verfügte Hometogo über rund 250 Millionen Euro an Cash und kurzfristig verfügbaren Wertpapieren. Davon geht nun der Cash-Anteil für den E-Domizil-Kaufpreis ab (rund 38 Millionen Euro) und außerdem noch der geplante operative Verlust für dieses Jahr in Höhe von 25 bis 35 Millionen Euro. Bis zum Jahresende dürfte die Cash-Position dadurch auf unter 200 Millionen Euro abschmelzen, was Andrae immer noch komfortabel findet. „Mindestens ein Drittel davon ist für M&A reserviert“, sagt der Firmengründer.

Wegen der Wichtigkeit von M&A für den Ausbau des Geschäfts hat das erst 2014 gegründete Start-up auch schon zwei bis drei speziell für M&A zuständige Mitarbeiter in seiner Finanzabteilung. In Andraes Augen ist das perspektivisch zu wenig: „Wir überlegen, unser M&A-Team zu vergrößern und sind offen für Anfragen.“

Hometogo plant mit lang anhaltendem Wachstum

Zusammen mit der Ankündigung der Übernahme von E-Domizil legte Hometogo am gestrigen Donnerstag auch Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 vor. Demnach erzielte die Plattform einen Umsatz von 95 Millionen Euro (plus 44 Prozent), beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel jedoch ein Verlust von 21,1 Millionen Euro an. Für das laufende Jahr verspricht Hometogo einen Umsatzanstieg auf 120 bis 125 Millionen Euro, gleichzeitig soll aber auch der Ebitda-Verlust auf 25 bis 35 Millionen Euro ansteigen. Als Grund dafür nennt Andrae Ausgaben für Kundengewinnung und -bindung, mit denen der On-Site-Anteil weiter ausgebaut werden soll.

Erstmals präzisierte Hometogo auch, wann beim Wachstum ein Meilenstein erreicht werden soll: Die Buchungserlöse auf der Plattform sollen 2028 oder 2029 die Marke von 1 Milliarde Euro pro Jahr durchbrechen. Dies entspräche bis dahin einem jährlichen Wachstum von 30 bis 35 Prozent. 2021 lagen die Buchungserlöse bei 123,6 Millionen Euro. M&A soll zum Erreichen dieses Ziels beitragen.

Doch weder die positive Langfristprognose noch die Forcierung des M&A-Kurses konnten die Aktie wieder in Schwung bringen. Das Papier verzeichnete am gestrigen Handelstag leichte Verluste und ging bei Kursen um 4,20 Euro aus dem Handel. Das ist nur noch gut ein Drittel so viel wie beim Börsenstart im September. CFO Schneider hatte vor wenigen Wochen in einem Interview mit FINANCE angekündigt, dass die Verbesserung der Kapitalmarkt-Performance in den nächsten Monaten zu seinen Prioritäten zählen werde.    

 

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