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Neue Milliardenklage gegen Steinhoff-Beteiligte

Commerzbank, Deloitte und weitere Beteiligte beim Steinhoff-Skandal müssen sich einer Milliardenklage in Südafrika stellen.
William_Potter/iStock/Thinkstock/GettyImages

Den Banken und Wirtschaftsprüfern des ums Überleben kämpfenden Möbelkonzerns Steinhoff droht ein riesiger Gerichtsprozess. Die deutsche Kanzlei Tilp gab bekannt, dass sie Commerzbank, Standard Chartered, Deloitte sowie Rödl & Partner zusammen mit der südafrikanischen Kanzlei LHL und den niederländischen Kollegen von Bynkershoek auf rund 12 Milliarden Euro verklagt hat.

Gegenstand der vor dem obersten Gerichtshof in Johannesburg eingereichten Sammelklage seien Schadensersatzansprüche für Steinhoff-Aktionäre, die ihre Aktien 2013 erworben hatten. Anders als in den Niederlanden oder in Deutschland seien automatisch alle Investoren Teil der Sammelklage, außer sie entschieden sich dagegen. Das Anwaltskonsortium wirft den Steinhoff-Beteiligten vor, dass die Verantwortlichen „mehrfach gegen kapitalmarktrechtliche Gesetzte verstoßen haben und die Bilanzen über Jahre manipuliert wurden“.

Auch Ex-CFO Ben la Grange wird verklagt

Neben den Banken und Wirtschaftsprüfern werden auch das frühere Steinhoff-Management um CEO Markus Johannes Jooste und dessen CFO Ben la Grange sowie der ehemalige Aufsichtsratschef Christoffel Hendrik Wiese verklagt.

Nachdem die Klage nun eingereicht ist, folgt laut der Kanzlei Tilp in einem zweiten Schritt der sogenannte Zertifizierungsprozess. Das bedeutet, dass der oberste Gerichtshof in Johannesburg die Voraussetzungen für die Sammelklage prüfen wird. Bevor es zum Prozess käme, hätten die Beteiligten aber auch die Möglichkeit, sich auf einen Vergleich zu einigen. 

Commerzbank und Deloitte droht noch mehr Ärger

Die Rechtsrisiken für Commerzbank und Deloitte im Steinhoff-Skandal gewinnen damit an Komplexität. Bereits im April hatte der niederländische Investorenverband VEB angekündigt, die Commerzbank wegen Ihrer Rolle beim Börsengang von Steinhoff verklagen zu wollen. Auch der britischen Barclays und Südafrikas größter Geschäftsbank, der ABSA Bank, drohte der Verband eine Klage an.

Auch Deloitte ist im Visier von VEB. Der Investorenverband kündigte im April an, den Wirtschaftsprüfer in den Niederlanden und in Südafrika für die Schäden aus dem Bilanzskandal in Haftung zu nehmen. Deloitte hatte die beiden Jahresabschlüsse 2015 und 2016 testiert. Beide hält Steinhoff inzwischen für unrichtig. 

Der Möbelkonzern musste seit der Aufdeckung der Falschbilanzierungen im Spätherbst vergangenen Jahres Milliarden abschreiben und stand am Rande des Ruins. Zuletzt gewährten die Gläubiger Steinhoff jedoch drei Jahre mehr Zeit, um die ausstehenden Schulden zu begleichen.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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Verfolgen Sie kompletten Bilanzskandal und seine Folgen auf der FINANCE-Themenseite zu Steinhoff

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