„Controller müssen jetzt kämpfen“

Herr Schäffer, seit Jahren kursiert das Szenario, die Digitalisierung werde das Controlling irgendwann abschaffen. Droht das wirklich? Klar ist: Perspektivisch wird alles automatisiert werden, was stabil und vorhersagbar ist. Auch Manager werden manches selbst machen, was heute noch Controller-Aufgabe ist. Damit fällt für Controller ein Großteil ihrer bisherigen Aktivitäten weg, und ein „Weiter so!“ ist keine Option. Es gilt aber auch: Controlling als Funktion wird wichtiger denn je. Das Vermeiden eines unkritischen Umgangs mit Big Data und Methoden der künstlichen Intelligenz, die übergreifende betriebswirtschaftliche Bewertung und Steuerung von End-to-End-Prozessen und die Verbindung der Regelsteuerung mit agilen Organisationsformen – all das sind Herausforderungen, für die es qualifizierte Controller braucht. In vielen Unternehmen werden manche dieser Aufgaben nicht von Controllern, sondern zum Beispiel von Data Scientists übernommen. Haben die Controller den Anschluss verpasst? Die Gefahr droht in der Tat. Heute liefern Controller die akzeptierte Zahlenbasis für die finanzielle Steuerung des Unternehmens. Eine ähnliche Position für nichtfinanzielle Steuerungsgrößen hat das Controlling aber nur selten. Wollen Controller weiter die Single Source of Truth im Unternehmen sein, müssen sie ihr Know-how bei den nichtfinanziellen Steuerungsgrößen stärken und auch bei der Analyse von Big Data sprechfähig werden. Es ist noch nicht zu spät, aber Controller müssen jetzt kämpfen. Controller brauchen ein anderes Mindset Wie genau muss sich dafür die Einstellung der Controller verändern? Ohne ein Mindset, das durch Transparenz und offenen Informationsaustausch, Analytik, Zielorientierung und die Kraft des besseren Arguments charakterisiert ist, werden sich die Herausforderungen nicht bewältigen lassen. Die gute Nachricht ist: Das sind letztlich alte Kerntugenden des Controllings. Die schlechte Nachricht: Hier und da müssen sie entstaubt und zum Leben erweckt werden. Und noch ein zweiter Gedanke: Controller waren es bisher gewöhnt, dem Management Sicherheit zu geben. Ihre gute Planung weist den Weg, Abweichungen und Fehler gilt es zu vermeiden. Auf der Reise in eine digitale Welt wird das aber so nicht immer zu halten sein, die bisherige Idee von Planbarkeit muss stärker mit einem Trial-and-Error-Denken verknüpft werden. Aber wollen und vor allem können Controller ihr Denken und ihre Arbeitsweise so stark ändern? Sich nach Jahrzehnten im Berufsleben umzustellen dürfte für manche schwierig sein. Ja, das ist richtig. Auch der Anspruch, Business Partner zu werden, ist in der Vergangenheit häufig genug im Sande verlaufen. Die neuen Herausforderungen legen jetzt die Latte nochmals höher. Da ist jeder einzelne Controller gefordert. Aber auch die Personalentwicklung und nicht zuletzt die Hochschulen sind in der Pflicht. Es gilt, überkommene Anforderungsprofile auf den aktuellen Stand zu bringen und dabei stärker als bislang nach verschiedenen Rollen im Controlling zu differenzieren. FINANCE-Themenseite Robotics und Künstliche Intelligenz Eine Reihe von Routinearbeiten im Finanzbereich lassen sich über Algorithmen bereits automatisiert abwickeln. Selbstlernende Systeme sollen bald noch komplexere Aufgaben stemmen. Mehr zum Thema Blickt man in die Unternehmen – auch in die großen –, scheint die Digitalisierung der Finanzabteilung vielfach noch in den Kinderschuhen zu stecken. Ist eine Veränderung wirklich so drängend? Veränderungsprozesse brauchen ihre Zeit. Das ist nicht neu und gilt auch für den Prozess der Digitalisierung der Finanzfunktion. Häufig sind die Voraussetzungen in Systemen, Datenqualität und Kultur heute einfach noch nicht da und müssen erst erarbeitet werden. Digitalisierung deshalb als Hype abzutun wäre in meinen Augen aber fatal. Im Gegenteil: Gerade wenn die Veränderung unausweichlich ist und gleichzeitig ihre Zeit braucht, ist es doch naheliegend, bereits heute mit dem Fuß aufs Gas zu gehen. julia.schmitt[at]finance-magazin.de Info Utz Schäffer ist Inhaber eines Lehrstuhls für Controlling und Unternehmenssteuerung sowie Direktor des Instituts für Management und Controlling der WHU – Otto Beisheim School of Management. Neue Technologien verändern die Finanzabteilung – und damit auch den Job der Controller und CFOs. Lesen Sie mehr dazu auf unserer Themenseite zu Robotics und Künstliche Intelligenz.

Weiterer Managing Director verlässt Fortlane Partners

KPMG wehrt Schadensersatzforderung von halber Milliarde Euro ab

Mahle: Trübe Aussichten trotz schwarzer Zahlen

M&A-Deals: Gubor, Novartis, Fincite

„Controller müssen jetzt kämpfen“

Aktuelle Artikel

Weiterer Managing Director verlässt Fortlane Partners

KPMG wehrt Schadensersatzforderung von halber Milliarde Euro ab

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

Weiterer Managing Director verlässt Fortlane Partners

KPMG wehrt Schadensersatzforderung von halber Milliarde Euro ab

Mahle: Trübe Aussichten trotz schwarzer Zahlen

Aktuelle FINANCE Multiples

Software-Firmen: Mit starken Fundamentaldaten und richtiger Spezialisierung auftrumpfen

Beratende Dienstleistungen ist ein Feld für Strategen

Infrastruktur lockt Private Equity

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

Research

Multiples

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt