Der angeschlagene Stahlzulieferer SKW Stahl beendet einen seit Mitte 2015 schwelenden Rechtstreit mit zwei früheren Vorstandsmitgliedern. Dabei handelt es sich um die frühere Chefin Ines Kolmsee und ihren damaligen CFO, Gerhard Ertl. Wie SKW jetzt mitteilte, haben sich beide Parteien auf einen Kompromiss geeinigt.
Dieser sieht vor, dass SKW aus der Management-Versicherung (D&O-Versicherung) sofort 3,35 Millionen Euro ausbezahlt werden. Die Ex-Vorstände verzichten außerdem auf mögliche noch bestehende Bonus- und Abfindungsansprüche. Ines Kolmsee akzeptiert laut SKW zudem, dass ihre Pensionszusagen um 50 Prozent gekürzt werden.
SKW Stahl lässt Schadensersatzklage gegen Kolmsee fallen
Im Gegenzug lässt SKW die Schadensersatzklage fallen, die der Konzern erhob, nachdem sich Großprojekte in Bhutan und Schweden, die Kolmsee auf den Weg gebracht hatte, als Millionengräber herausstellten. Kolmsee hatte die Investments seinerzeit auch bei einem Auftritt bei FINANCE-TV noch vehement verteidigt. SKW wird nun keine weiteren Ansprüche gegen Kolmsee und Ertl geltend machen.
Laut eines Unternehmenssprechers hatte SKW ursprünglich einen hohen zweistelligen Millionenbetrag von den beiden Ex-Managern gefordert. Dass SKW mit 3,35 Millionen Euro nun deutlich weniger Geld erhält, sei eine wirtschaftliche Abwägung gewesen, da für SKW ein „signifikantes Prozess- und Kostenrisiko“ bestanden hätte, wenn der Fall in einem langjährigen Gerichtsverfahren geendet hätte.
Der Vergleich bedarf noch der Zustimmung der Hauptversammlung, die für den 8. Juli terminiert ist. Der Vorstand wird seinen Aktionären raten, den Deal anzunehmen – aus einem guten Grund: Das Geld aus der D&O-Versicherung fließt SKW danach unverzüglich in die Kassen. Da sich SKW mitten in einer Restrukturierung befindet, zu der auch die Suche nach einem neuen strategische Partner gehört, wären die frischen Millionen und vor allem die gewonnene Rechtssicherheit für SKW sehr wertvoll, denn das Unternehmen steht unter Zugzwang.
SKW verhandelt mit Banken und Hedgefonds MCGM
Über ein Jahr hatte SKW mit seinen finanzierenden Banken verhandelt, die sich immer wieder zu Stillhalteabkommen bereit erklärten, die weitere Zukunft der Konzernfinanzierung damit aber in der Schwebe ließen. SKW hatte im Herbst 2015 wichtige Covenants gebrochen. Der Durchbruch gelang CEO Kay Michel dann Mitte Dezember. Nachdem SKW ein Konzept zur finanziellen Restrukturierung vorlegte, machten auch die Banken Zugeständnisse und erklärten sich dazu bereit, auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten. Kernpunkt der Verhandlungen ist ein 85 Millionen Euro schwerer Konsortialkredit, der bis Anfang 2018 läuft.
Die Banken fordern jedoch, dass der Kredit nun durch einen Dritten abgelöst wird. SKW strebt deshalb noch in diesem Jahr eine Kapitalerhöhung an, über die ein strategischer Partner einsteigen könnte. Auch ein kompletter Verkauf von SKW oder eine Joint-Venture-Lösung scheinen möglich.
Eine Kapitalerhöhung hatte zuvor auch der Hedgefonds MCGM vorgeschlagen. Der Münchener Turnaround-Investor ist seit Dezember 2015 investiert und hatte angeboten, 20 Millionen Euro in SKW zu pumpen. Das Verhältnis von MCGM-Chef Olaf Marx zu SKW-Chef Kay Michel ist jedoch angespannt: Kley antwortete auf diesen Vorschlag, dass man sich bei der Restrukturierung nicht von MCGM-Kampagnen unter Druck setzen lassen wolle. Für die laufenden Gespräche mit potentiellen neuen Geldgebern fällt eine schwer planbare Belastung nun weg – der Millionen-Rechtsstreit mit Kolmsee und Ertl.
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