Schwarzer Montag für das Familienunternehmen Scholz: Die Mittelstandsanleihe des hoch verschuldeten Schrottrecyclers ist gestern schwer unter Druck geraten. In den Handel startete der 182,5 Millionen Euro schwere Bond noch mit einem Kurs von 54,5 Prozent. Im Tagesverlauf drückten mehrere größere Verkaufswellen das Papier bis auf Kurse von 35 Prozent, von denen es sich bis zum Handelsschluss nur noch marginal erholte. Damit hat sich der Anleihekurs seit Ende Oktober, als das Papier noch bei über 80 Prozent notierte, faktisch halbiert. Im September lag die Notierung sogar noch nahe 100 Prozent.
Die Kursentwicklung ist ein klares Signal, dass sich Investoren vor einer Zuspitzung der Unternehmenskrise von Scholz fürchten. Das Unternehmen kämpft mit einem Schuldenberg von 9x Ebitda, und das immer härter werdende Marktumfeld am Stahl- und Schrottmarkt lässt dem Management kaum Möglichkeiten, das Ertragsniveau zu steigern oder durch Anteils- oder Spartenverkäufe ausreichend frische Liquidität zu generieren.
Scholz-Anleihe implodiert inmitten der Investorensuche
Der Ausverkauf der Anleihe ist auch eine schwere Hypothek für die laufende Investorensuche. Zwar interessieren sich Unternehmensangaben zufolge mehrere Investoren für einen Einstieg – der japanische Großaktionär Toyota Tsuho hat aber bereits abgewunken. Für die Verhandlungen mit neuen Geldgebern ist die Kursentwicklung Gift: Wenn aus Sicht der Kapitalmarktinvestoren schon das Fremdkapital nur noch einen Bruchteil seines ursprünglichen Werts vorweist, wie soll dann eine Kapitalspritze durch einen neuen (Mit-)Eigentümer genügend Mittel bringen, um die Bilanzrelationen wieder ins Lot zu bringen? Trotzdem liegen Scholz aktuell nach der ersten Phase des Verkaufsprozesses „fünf bis zehn indikative Angebote von Investoren" vor, wie ein Unternehmenssprecher gegenüber FINANCE erklärte.
Allerdings ist die Situation bei Scholz unübersichtlich – auch wegen eines gravierenden Webfehlers in den Anleihebedingungen. Das Papier wurde nach österreichischem Recht begeben und lässt sich daher so gut wie nicht restrukturieren. Die Macht liegt bei dieser Ausgestaltung im Krisenfall nicht bei den Gläubigern, sondern bei einem Kurator, den ein Gericht bestellen kann und der als eine Art Vormund für die Gläubiger dient. Auch diese Machtlosigkeit dürfte für die Flucht der Investoren aus der Anleihe mit verantwortlich sein.
Im Januar 2017 muss Scholz 500 Millionen Euro zurückzahlen
Die Hürden für eine mögliche Restrukturierung des Bonds sind für die Banken ein großes Problem. Bei ihnen steht Scholz mit mehr als 700 Millionen Euro in der Kreide. Und es besteht wenig Hoffnung, dass unter den Vorzeichen des österreichischen Rechts die Bondholder einen großen Restrukturierungsbeitrag leisten können.
Bald könnte es am Scholz-Hauptsitz im schwäbischen Essingen zum Schwur kommen: Bis Ende des ersten Quartals 2016 stehen bei Scholz zwar keine Covenant-Tests an, doch danach ist der Tag der Wahrheit nicht mehr fern – im Januar 2017 werden rund 500 Millionen Euro fällig, darunter der syndizierte Kredit über 447,9 Millionen Euro, der das Rückgrat der Finanzierung darstellt. Die Ratingagentur Euler Hermes hat die Bonität von Scholz vor wenigen Tagen auf CCC abgesenkt.
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