Der Erotikhändler Beate Uhse hat jetzt, Ende Oktober 2017, eine Gewinnwarnung für das Jahr 2016 herausgegeben. Die Prognose zu Umsatz und Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres könne nicht eingehalten werden, gab das kriselnde Unternehmen am heutigen Freitag in einer Ad-hoc-Mitteilung bekannt. Auf Ebit-Basis soll ein Verlust von über 6 Millionen Euro angefallen sein – die Guidance lautete auf minus 1 bis plus 2 Millionen Euro. Für 2017 erwartet das Unternehmen sogar einen zweistelligen Millionenverlust.
Die Verantwortung für die Gewinnwarnung und die miserable Transparenz weist Beate Uhse Ex-Finanzchef Cornelius („Kees“) Vlasblom zu, der im Juni 2017 abberufen wurde. Der neue Alleinvorstand Michael Specht habe „mit Unterstützung einer Unternehmensberatungsgesellschaft den gesamten Bereich Finance und damit das Konzernrechnungswesen und die bisherige Dokumentation auf den Prüfstand gestellt, um Transparenz und eine gemeinsame Aufstellung einer Unternehmensplanung zu schaffen“, erklärt das Unternehmen.
„Im Zuge dieser Arbeiten zur Aufstellung und Prüfung des Jahresabschlusses 2016 hat sich konkretisiert, dass die am 8. Juni 2017 genannten vorläufigen Umsatz- und Ergebniszahlen für 2016 unterschritten werden“, heißt es weiter.
Beate Uhse verschiebt Abschluss auf Dezember
Die Gewinnwarnung ist nicht die einzige Hiobsbotschaft für die Beate-Uhse-Investoren. Die Norddeutschen haben auch ein weiteres Mal die Vorlage des Geschäftsberichts 2016 verschoben – nun auf Mitte Dezember. Weil sie damit immerhin einen konkreten Termin genannt haben, dürfte die Androhung der Bafin, Zwangsgelder gegen das Unternehmen zu verhängen, fürs Erste wieder vom Tisch sein.
Ursprünglich hätte das Dokument im April veröffentlicht werden sollen. Als Specht am 10. April als CEO antrat, teilte Beate Uhse mit, die Publikation des Zahlenwerks werde sich „voraussichtlich auf Mai 2017 verschieben, da das neue Vorstandsmitglied ausreichend Zeit für dessen Prüfung benötigt“. Im Juli hieß es dann, der Abschluss erscheine im Oktober. Die Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2016 soll jetzt im ersten Quartal 2018 stattfinden.
Kommt Beate Uhse an das nötige Geld?
Das Fehlen von Transparenz trifft den Erotikhändler in einer äußerst prekären Lage. Wie FINANCE berichtet hatte, ringen gerade verschiedene Investorengruppen um die Macht bei dem Traditionshaus, um zumindest einen Rest ihres Investments zu retten.
Verweigerte Beate Uhse vor wenigen Tagen noch einen Kommentar, bestätigt der Erotikhändler mit der heutigen Meldung nun, dass er mit einer nicht genannten Investorengruppe Gespräche über eine neue Finanzierung führt. Die Verhandlungen dürften mit tiefen Einschnitten für praktisch alle anderen Investoren enden.
Laut Beate Uhse geht es um „eine mögliche Anleiherestrukturierung, gegebenenfalls durch einen Debt-to-Equity-Swap, verbunden mit einem Kapitalschnitt“. Ziel sei es, die „bestehende angespannte Finanzlage“ anzugehen und den „für die nächsten Monate erwarteten zusätzlichen Liquiditätsbedarf im oberen einstelligen Millionenbereich“ zu schließen. Geprüft werden laut Unternehmensangaben auch Eigenkapitalmaßnahmen.
Die Anleihe von Beate Uhse hat ein Volumen von 30 Millionen Euro und läuft regulär bis Sommer 2019. Das Papier notiert nur noch bei rund 20 Prozent seines Nennwerts.
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Die Chronik eines Niedergangs – lesen Sie alles wichtige zur Finanzlage des Erotikkonzerns auf der FINANCE-Themenseite zu Beate Uhse.