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Berentzen refinanziert Anleihe über Konsortialkredit

Der Getränkehersteller Berentzen hat seine Mittelstsandsanleihe erfolgreich refinanziert. Dafür hat CFO Ralf Brühöfner einen Konsortialkredit aufgenommen.
Berentzen

Der Getränkehersteller Berentzen hat seine 50 Millionen Euro schwere Mittelstandsanleihe vorzeitig refinanziert. Wie das für seine Liköre bekannte Unternehmen mit Sitz in Haselünne (Emsland) mitteilte, habe man einen Konsortialkredit mit einem Volumen von 25,5 Millionen Euro abgeschlossen. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre. Die restlichen 24,5 Millionen Euro begleicht das Unternehmen aus Eigenmitteln.

Dass Berentzen nicht erneut eine Anleihe begeben wird, hatte CFO Ralf Brühöfner bereits im Oktober gegenüber FINANCE angekündigt: „Als solides Unternehmen will man mit der Mittelstandsanleihe heute nicht mehr unbedingt in Verbindung gebracht werden. Wir wollen uns von dieser Konnotation befreien.“ Seinerzeit stand neben dem Konsortialkredit auch noch ein Schuldschein zur Debatte.

„Der Konsortialkredit bietet Berentzen die im Vergleich zu anderen Finanzierungsprodukten beste Kombination aus niedrigen Kosten, Sicherheit, Flexibilität und der Wahrung unserer unternehmerischen Unabhängigkeit“, begründet CFO Ralf Brühöfner heute gegenüber FINANCE die Wahl zu Gunsten des syndizierten Kredits.

Teil des neuen Kredits ist eine Kontokorrentlinie über 18 Millionen Euro, die als Betriebsmittellinie dient. „Das passt deutlich besser zu unserem unterjährig volatilen Zahlungsströmen als eine Anleihe oder ein Schuldschein“, erklärt der Finanzchef. Financial Covenants seien im Kredit zwar enthalten, „bei der Ausgestaltung haben wir aber ausreichend Headroom“, so Brühöfner. Welche Covenants genau enthalten sind, möchte der CFO nicht sagen.

Deutsche Postbank, BayernLB und Santander stellen Berentzen-Kredit

Die langjährige Hausbank Deutsche Postbank führt das Bankensyndikat an. Das Konsortium komplettieren die BayernLB und die spanische Großbank Santander. „Wir machen etwa 20 Prozent unseres Umsatzes im Ausland und wollten daher eine internationale Großbank in den Kredit aufnehmen“, erklärt Brühöfner die Präsenz der Spanier im Konsortium des Mittelständlers.

Durch die neue Finanzierungsstruktur drückt Berentzen-CFO Ralf Brühöfner die Finanzierungskosten deutlich. „Durch die nun vollzogene und im Volumen reduzierte Refinanzierung kann die Berentzen-Gruppe ihre jährlichen Finanzierungskosten ab Oktober 2017 voraussichtlich um mehr als 2 Millionen Euro senken und damit mehr als halbieren“, lässt er sich in der Mitteilung zitieren. Zuletzt hatten die Finanzierungskosten bei 3,3 Millionen Euro gelegen.

Berentzen hat sich erfolgreich saniert

Der 2012 begebene Berentzen-Bond mit einem Kupon von 6,5 Prozent wird im Oktober dieses Jahres fällig. Die Mittel aus der Anleihe wollte Finanzchef Brühöfner gemeinsam mit CEO Frank Schübel, der vor wenigen Tagen seinen Abschied angekündigt hat, ursprünglich nutzen, um M&A-Deals zu finanzieren. Letztlich erwarb Berentzen aber nur den österreichischen Saftpressenspezialisten TMP für 15,5 Millionen Euro – dies allerdings mit großem Erfolg.

CFO Brühöfner refinanziert die Anleihe auch nicht im vollen Umfang, da das Unternehmen wesentlich besser dasteht als noch vor fünf Jahren. Seinerzeit erholte sich das Unternehmen gerade von einer existenzgefährdenden Schieflage. In den vergangenen Jahren fuhr das Unternehmen einen harten Sparkurs, steigerte gleichzeitig aber auch die Umsätze kontinuierlich und reduzierte die Abhängigkeit von den unpopulär gewordenen Likören.

Heute setzt Berentzen neben Likören auch auf nicht-alkoholische Getränke und industriell verwendete Saftpressen. Der Umsatz lag nach dem ersten neun Monaten 2016 mit 125 Millionen Euro um 8 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist um fast 50 Prozent auf 7 Millionen Euro angeschwollen. Nach dem erfolgreichen Turnaround hatte der Finanzinvestor Aurelius im Herbst sein letztes Berentzen-Aktienpaket verkauft. Seitdem haben die Niedersachsen keinen dominierenden Ankeraktionär mehr.

Mittelstandsanleihen: Qualitätsemittenten nutzen Alternativen

Mit der heute verkündeten Transaktion kehrt ein weiterer Qualitätsemittent dem in Verruf geratenen Mini-Bond-Segment den Rücken. Das Verlagshaus Bastei Lübbe, das vor kurzem mit einer falschen Bilanzierung negativ auffiel, hatte bei der Refinanzierung im Herbst 2015 wie nun Berentzen auf einen Konsortialkredit gesetzt. Der österreichische Mittelständler Sanochemia hat seine Mittelstandsanleihe über einen Schuldschein refinanziert.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Seit 2007 kümmert sich CFO Brühöfner um die Finanzen von Berentzen. Was er sonst in seiner Karriere gemacht hat, erfahren Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Ralf Brühöfner.

Der Markt für Mini-Bonds ist in Verruf geraten, aber es gibt auch solide Emittenten. Erfahren Sie alles über die Pleiten, Pech und Pannen des Segments auf unserer FINANCE-Themenseite Mittelstandsanleihen.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.