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HSH Nordbank erhält erste 54 Millionen aus Rickmers-Verkauf

Rickmers verlangt den Gläubiger seiner Mittelstandsanleihe viel ab. Sie sollen dem Schuldschnitt zustimmen, ohne die Recovery-Quote auch nur ansatzweise zu kennen.
Rickmers

Schlechte Nachrichten für die Anleihegläubiger von Rickmers: Bevor sie ihr Geld zurück bekommen, sollen zunächst 54,1 Millionen US-Dollar an die HSH Nordbank fließen. Das geht aus einem Schreiben hervor, in dem sich die schwer angeschlagenen Reederei an die Gläubiger ihrer 275-Millionen-Euro-Mittelstandsanleihe wendet. In dem Dokument nennt Rickmers neue Details des am vergangenen Donnerstag präsentierten Sanierungsplans.

Drei Jahre gibt das Management um CFO Mark-Ken Erdmann sich maximal Zeit, einen Käufer für den Dreiviertelanteil an Rickmers zu finden. Für den Fall, dass das funktioniert, wird der Sanierungsbeitrag der HSH Nordbank vorrangig bedient. Die Anleihegläubiger erhalten erst im zweiten Schritt ihr Geld aus dem Verkauf der neu geformten „LuxCo“. Auf dieses Luxemburger Vehikel wird der bisherige Alleineigentümer der Reederei, Bertram Rickmers, 75,1 Prozent der Anteile übertragen. Die LuxCo übernimmt im Gegenzug die kompletten Anleiheverbindlichkeiten sowie einen Teil der Bankkredite der HSH Nordbank.

Wasserfall kommt bei Anleihegläubigern von Rickmers nicht gut an

Wie jetzt bekannt wurde, greift der Verteilungsschlüssel erst, nachdem über 54 Millionen Dollar an die HSH gegangen sind. Dafür liegt laut des Schlüssels der Anteil, den die Bondholder bekommen, überraschend hoch: Vom Rest des Verkaufserlöses sollen ihnen mindestens 57,6 Prozent zufließen. Die HSH soll mindestens 36,1 Prozent erhalten, etwaige „weitere Gläubiger“ 6,3 Prozent. Die Recovery-Quote für Banken und Bondholder kann daher noch nicht beziffert werden – sie hängt wesentlich von der Höhe des Verkaufserlöses ab.

Bei den Anleihegläubigern kommt die Tatsache, dass ein großer Teil des Kaufpreises allein an die HSH geht, nicht gut an: Der Anleihekurs, der nach Vorlage des Sanierungskonzepts in der vergangenen Woche auf über 15 Prozent gestiegen war, verlor seit Bekanntgabe der Details am Freitag wieder und liegt nun bei knapp 8 Prozent.

Die Zustimmung zum Rettungsplan könnte die Gläubiger aber immer noch besser stellen als die Insolvenz der Reederei. Das legt zumindest der Liquidationswertbericht der Kanzlei Brinkmann & Partner nahe. Sie prognostiziert eine Insolvenzquote von 2,8 Prozent bis bestenfalls 6,7 Prozent. Damit läge selbst das Best-Case-Szenario unter dem Kupon der Anleihe von 8,875 Prozent. Diesen will Rickmers aber planmäßig im Juni zahlen. Die HSH gibt dafür gepfändete Gelder frei. Ab dem nächsten Jahr sollen die Zinsen dann einbehalten werden. Außerdem soll die Laufzeit der Anleihe bis Ende 2027 verlängert werden.

HSH Nordbank und UniCredit sind die Kernbanken von Rickmers

Die HSH Nordbank ist die Hauptgläubigerbank der Reederei. Die Bankdarlehen von Rickmers belaufen sich auf insgesamt gut 1 Milliarde US-Dollar. Den überwiegenden Teil stellen die Kernbanken HSH Nordbank und UniCredit. Zusätzlich bestehen Zinssicherungsgeschäfte bei der HSH Nordbank über insgesamt 305,2 Millionen Dollar. Diese Geschäfte könnten Rickmers weitere Kosten verursachen: Ende März lagen die negativen Marktwerte der Derivategeschäfte aus Sicht von Rickmers bei etwa 70 Millionen Dollar. Ebenfalls Geld im Feuer haben bei Rickmers die Deutsche Bank, die NordLB und die DNB Bank, wie aus dem Schreiben an die Anleihegläubiger hervor geht.

Mit dem Dokument fordert Rickmers die Inhaber der Mittelstandsanleihe auf, dem Sanierungsplan zuzustimmen und zudem den Hamburger Rechtsanwalt Kristian Heiser als ihren gemeinsamen Vertreter zu akzeptieren. Eine Gläubigerversammlung wird es nicht geben. Die Bondinhaber können ihr Votum schriftlich zwischen dem 8. und 10. Mai abgeben.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Die Reederei geriet durch die chronische Schifffahrtskrise in Schieflage. Lesen Sie mehr über den Krisenverlauf auf der FINANCE-Themenseite zu Rickmers. Ob die Sanierung gelingt, hängt zu einem Großteil davon ab, ob der Finanzchef neue Investoren findet. Erfahren Sie mehr über Mark-Ken Erdmann auf seinem Profil bei FINANCE-Köpfe.