Der Markt für europäische Hybridanleihen von Corporate-Emittenten kommt wieder in Fahrt. Nachdem die vergangenen beiden Jahre mit einem Emissionsvolumen von jeweils rund 15 Milliarden Euro recht verhalten ausfielen, könnte 2018 die 20-Milliarden-Marke überschritten werden, wie aus einer aktuellen Analyse der Ratingagentur Scope hervorgeht. In den ersten vier Monaten haben Unternehmen bereits fast 10 Milliarden Euro an Hybrid-Bonds platziert. Das ist bereits mehr als die Hälfte dessen, was 2017 insgesamt platziert wurde.
An die Rekordjahre 2013 bis 2015, in denen europäische Corporates mehr als 30 Milliarden Euro pro Jahr platziert haben, wird dieses Jahr zwar wohl nicht herankommen. Doch Scope sieht in dem Anstieg ein deutliches Zeichen dafür, dass wieder Schwung in den Markt kommt.
M&A-Aktivitäten treiben Hybrid-Bonds
Ein Grund für das wiedererwachte Interesse an den nachrangingen Bonds, die als Mischung zwischen Eigen- und Fremdkapital zu sehen sind, ist die große M&A-Aktivität in Branchen, die traditionell gut geeignet für die Emission von Hybridanleihen sind. Damit gemeint sind kapitalintensive Sektoren wie zum Beispiel Versorgungsunternehmen, Telekommunikations- und Immobilienkonzerne, die so Geld einsammeln können, ohne ihre Ratings zu stark zu belasten. Hybridanleihen werden von den Ratingagenturen zum Teil als Eigenkapital anerkannt.
Gerade die Real-Estate-Branche hat zuletzt verstärkt auf Hybridkapital zurückgegriffen, berichtet die Agentur. Betrachtet man den Zeitraum von 2010 bis 2018, dann machen Emissionen von Immobilienunternehmen zwar nur 6 Prozent aller Emissionen aus. Seit 2016 werden sie allerdings immer aktiver. In diesem Jahr sind sie sogar für 40 Prozent des Volumens verantwortlich.
Die Real-Estate-Branche hat zuletzt verstärkt auf Hybridkapital zurückgegriffen.
Dieser Trend zeigt sich auch bei den überschaubaren Hybridemissionen in der DACH-Region: Zwei der drei Bonds, die in den ersten vier Monaten platziert wurden, sind von Immobilienhäusern begeben worden. Im Februar platzierte der Wiener Immobilienentwickler UBM Development eine Hybridanleihe über 100 Millionen Euro. Im April emittierte der deutsche Immobilienkonzern Grand City Properties einen Bond über 350 Millionen Euro. Einzige Ausnahme ist bisher der österreichische Spanplattenhersteller Egger, der mit einem Hybrid im März 150 Millionen Euro einsammelte.
Niedrigzinsen begünstigen Emissionen von Hybridanleihen
Abgesehen von der gestiegenen M&A-Aktivität in bestimmten Sektoren, profitiert der Hybridmarkt auch von den aktuell hohen Kaufpreisen: Laut Scope werden viele Deals zu den höchsten Transaktions-Multiples seit 2007 abgeschlossen. In solchen Situationen können Hybridanleihen den Druck auf die Kreditkennzahlen mindern.
Neben Übernahmen geht Scope auch davon aus, dass Refinanzierungen von Hybridanleihen das Emissionsvolumen noch weiter nach oben treiben werden: In diesem Jahr beläuft sich das Volumen der Bonds, die refinanziert werden könnten, auf 5 Milliarden Euro. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld sei es für viele CFOs die beste Möglichkeit, die alten Hybrids zum ersten Rückzahlungstermin durch neue zu ersetzen. Diese Ablösung ist am Hybridmarkt ohnehin üblich – es sein denn, ein Unternehmen hat die eigenen Kreditkennzahlen massiv verbessert und kann auf Hybridkapital als Baustein im Finanzierungsmix langfristig verzichten.
Der wachsenden Aktivität am Hybridmarkt könnte eines jedoch einen Strich durch die Rechnung machen: geopolitisches Risiko. In turbulenten Märkten sind Investoren beim Zeichnen von Nachrangkapital zurückhaltend. Dann könnten die Emissionsaktivitäten schnell wieder abnehmen.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.