Die Pleite von Rena Lange war der insgesamt 18. Ausfall im Mini-Bondmarkt und im laufenden Jahr bereits der fünfte Ausfall. Dass es dabei voraussichtlich nicht bleiben wird, legen die aktuellen Notierungen mehrerer Mittelstandsanleihen nahe. Im Fokus stehen nun einmal mehr die Bekleidungshersteller: Am Mini-Bond des Luxusdamenbekleidungsanbieters Laurèl zweifelt der Markt. Die im Oktober 2012 platzierte Mittelstandsanleihe über 20 Millionen Euro steht seit dem Frühjahr 2014 stark unter Druck und ist im September 2014 auf 46 Prozent gefallen.
Eine internationale Expansionsstrategie hat dem Unternehmen zunächst nur Verluste gebracht. Creditreform senkte das Unternehmensrating von 2013 bis 2014 in mehreren Schritten von zunächst BBB auf B+. Das Russlandgeschäft, mit einem Umsatzanteil von 25 Prozent der zweitwichtigste Markt für Laurèl, macht dem Modelabel ebenfalls zu schaffen. Im Geschäftsjahr 2013/2014 fielen wie zuvor bereits Verluste an, die Eigenkapitalquote betrug zum Bilanzstichtag am 30. April nur noch knapp 14 Prozent. Die liquiden Mittel lagen bei 6,2 Millionen Euro – die Kuponzahlung Ende Oktober scheint damit vorerst nicht gefährdet zu sein. Im aktuellen Geschäftsjahr will CEO Dirk Reichert nun wenigstens die schwarze Null schaffen und danach Erträge zeigen.
Auch die Mittelstandsanleihe des Filialisten More&More stürzte im Zuge der Rena Lange-Pleite jäh ab. Am Tag des Bekanntwerdens der Schwierigkeiten beim Wettbewerber verlor der Titel von More&More, das gerade tief in der Restrukturierung steckt, über 30 Prozent im Wert und notiert nur noch bei Kurswerten um 40 Prozent. Mitte Mai hatte More&More das zuvor negative Eigenkapital durch eine Barkapitalerhöhung gestärkt. Um den Investoren neues Vertrauen zu geben, wird deutlich mehr nötig sein.
Noch schneller schlägt die Stunde der Wahrheit beim Münchener Immobilienentwickler Golden Gate. Am 11.Oktober 2014 läuft die 2011 begebene Mittelstandsanleihe im Volumen von 30 Millionen Euro aus. Geschäftsführer Uwe Rampold hat den Investoren die volle Rückzahlung versprochen, der Markt indes hegt Zweifel. Die Anleihe notiert nach einem Kurssturz im August derzeit bei rund 50 Prozent.
Anklage gegen Travel24-Vorstand
Beim Leipziger Onlinereiseanbieter Travel24 steht kommende Woche der Kupontermin an. Mit Blick auf die verfügbaren liquiden Mittel droht hier unmittelbar kein Ausfall des 21,8 Millionen Euro schweren Minibonds. Jedoch hat Travel24 zuletzt vor allem negative Schlagzeilen gemacht. Gegen Vorstand Armin Schauer und das Management des Travel24-Großaktionärs Unister hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden Anklage erhoben. Dabei geht es um das unerlaubte Betreiben von Versicherungsgeschäften und um den Verdacht der Steuerhinterziehung.
Neben schlechter Presse haben auch die schwachen operativen Zahlen des vergangenen Jahres dazu geführt, dass die Travel24-Anleihe im September bei unter 50 Prozent notiert, auch wenn die Geschäftszahlen durch Einsparungen im Marketing 2014 wieder freundlicher aussehen. Dennoch ist die unter anderem durch die Anleihenachplatzierung erhöhte Liquidität von 3,6 Millionen Euro nicht so üppig, wie sie dies für den geplanten Ausbau des Hotelgeschäfts sein müsste. Ein in Köln erworbenes Hochhaus hat Travel24 zum Verkauf gestellt und hofft auf einen Erlös von rund 10 Millionen Euro. Nur ein Leipziger Hotelprojekt soll zunächst entwickelt werden. Eine Eröffnung und damit verbundene Cashflows sind jedoch nicht vor Ende 2015 geplant. 2017 steht dann die Refinanzierung an.
Welche Mittelstandsanleihen derzeit noch wackeln, sehen Sie in unserer Bildergalerie.