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Mittelstandsanleihen: Wie Emittenten die Refinanzierung angehen

Ab 2015 laufen viele Mittelstandsanleihen aus. Der Druck zur Refinanzierung steigt.
Thinkstock / Getty Images

Binnen weniger Stunden konnte DIC Asset das Orderbuch schließen. Die Frankfurter Immobiliengesellschaft hat diese Woche 125 Millionen Euro mit ihrer neuen Anleihe eingesammelt – deutlich mehr als die ursprünglich angestrebten 100 Millionen Euro. „Das Kapitalmarktfenster war günstig, das Unternehmen konnte das niedrige Zinsumfeld erfolgreich nutzen“, sagt Patrick Weiden, Leiter Equity & Debt Capital Markets beim Bankhaus Lampe. Gemeinsam mit der Citigroup Capital Markets agierte Lampe als Joint Lead Manager der Transaktion. Damit war DIC erfolgreicher als vor einem guten Jahr, als die Immobiliengesellschaft lediglich 75 Millionen Euro statt der ursprünglich angepeilten 100 Millionen Euro platzieren konnte.

DIC will mit dem Emissionserlös eine Anleihe aus dem Jahr 2011 ablösen. Der alte Bond läuft zwar noch bis Mai 2016, doch DIC verfügt über eine Call-Option. Im Oktober kann die Immobiliengesellschaft die Anleihe mit dem Erlös des aktuellen Bonds elegant ablösen. „Die DIC Asset AG kann sich jetzt um 1,2 Prozentpunkte günstiger refinanzieren und hat gleichzeitig ihr Laufzeitenprofil verlängert“, sagt Patrick Weiden. DIC erhält einen Kupon an der unteren Vermarktungsspanne bei 4,62 Prozent – fast 5,87 Prozent waren es beim 2011er Bond.

DIC distanziert sich vom Mini-Bond-Segment

Für viele Mittelständler stellt sich demnächst die Frage nach der Refinanzierung, besonders ab 2015. Allerdings steht DIC Asset nicht für das Gros der Emittenten im Mini-Bond-Markt. Einerseits konnte die Immobiliengesellschaft vor kurzem ein besseres operatives Ergebnis vorwiesen, was wenigen Emittenten gelungen ist.

Andererseits hat sich DIC Asset bereits vom angeschlagenen Mittelstandssegment distanziert: War die Anleihe 2011 noch im Entry Standard für Unternehmensanleihen, dem Mittelstandssegment der Deutschen Börse, gestartet, notieren alle DIC-Bonds inzwischen im Prime Standard. „Wir unterscheiden uns von vielen mittelständischen Emittenten, weil wir eine deutlich höhere Transparenz und einen langfristig positiven Track-Record bieten“, begründete DIC-CEO Ulrich Höller gegenüber FINANCE bereits vor einem Jahr diesen Schritt.

KTG Agrar will Mittelstandsanleihe umtauschen

Einen anderen Weg als DIC schlägt KTG Agrar ein. Das Landwirtschaftsunternehmen hatte im August angekündigt, seinen bestehenden Bondholdern neue Anleihen anzubieten, um die Laufzeit um weitere fünf Jahre zu verlängern. Eine Call-Option wie beim DIC-Bond gibt es nicht. KTG-Chef Siegfried Hofreiter muss den Gläubigern einen um 50 Basispunkte höheren Kupon anbieten, um sie von dem Umtausch zu überzeugen. Sorgen bereiten die hohen Schulden: Die Nettoverbindlichkeiten von KTG lagen Ende 2013 bei 410 Millionen Euro, also bei dem zwölffachen Ebitda. Gegenüber FINANCE-TV kündigte Hofreiter eine deutliche Schuldensenkung an.

Noch ist nicht klar, ob die Anleihegläubiger das Angebot annehmen werden. Im Falle eines Erfolgs könnte der KTG-Deal eine Blaupause für andere Emittenten sein, deren Finanzrelationen sich seit der Erstemission schwächer entwickelt haben. „Von einem Tausch profitieren auch die Investoren, die keinen Ausfall verbuchen müssen und im Niedrigzinsumfeld sogar noch einen höheren Kupon erhalten“, meint ein Frankfurter Finanzierungsexperte.

Nach den Ausfällen im Mittelstandsegment gilt laut Patrick Weiden vom Bankhaus Lampe generell: „Die Investoren sortieren inzwischen stärker aus, in was sie investieren. Bonität, Kapitaldienstfähigkeit und auch Transparenz spielen eine größere Rolle als früher.“ Eine neue Anleihe müsse aber nicht der beste Weg zur Refinanzierung sein: Je nach Situation des Unternehmens kämen auch Schuldscheine oder einfach der klassische Bankkredit in Betracht.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

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Mehr zum Thema Mittelstandsanleihen finden Sie auf unserer Themenseite.

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.