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Private Debt: Was Mittelstandsfinanzierungen durch Nicht-Banken kosten

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Direct Lending ohne klassische Bank kann für Unternehmen und Investoren gleichsam spannend sein.
milosducati/Thinkstock/Getty Images

Private Debt findet als Finanzierungs- oder Anlageform derzeit wachsende Beachtung. Als Private Debt wird hier die Bereitstellung von Fremdkapital vorwiegend durch institutionelle Investoren außerhalb des Kapitalmarktes an Unternehmen bezeichnet, die zumeist kein Investmentgrade-Rating haben. Bei dieser Art Fremdkapital handelt es sich typischerweise um illiquide, privat platzierte, nicht geratete Schuldtitel, die meist nicht als Wertpapiere verbrieft sind. Zwei wesentliche Transaktionsarten werden dabei unterschieden.

Auf der einen Seite das sogenannte „Direct Lending“. Darunter versteht man die Vergabe von Fremdkapital direkt an ein Unternehmen ohne breite Syndizierung durch eine Bank. Finanzierungsanbieter sind in diesen Fällen überwiegend Fonds, alleine oder im Rahmen von Club-Deals mit maximal zwei bis drei Partnern. Die Kreditvolumina liegen im Bereich zwischen 20 bis 150 Millionen Euro. Auf der anderen Seite gibt es das „Syndicated Lending“. An einer Transaktion in diesem Marktsegment, das sich vor allem um Volumina ab 150 Millionen Euro bewegt, sind üblicherweise unter Führung einer Bank weit mehr als zehn Syndizierungspartner beteiligt. Diese übernehmen jeweils auf der Basis einer standardisierten Dokumentation zumeist Tranchen in einer Stückelung von 10 Millionen Euro.

Besonders interessant, weil noch relativ neu, sind derzeit die Entwicklungen im Segment Direct Lending. Speziell besicherte Darlehen, konkret Senior Loans, sollen beleuchtet werden. Dahinter verbergen sich besicherte Kredite, zumeist ausgestaltet als Term Loan A und Term Loan B. Hinzu kommen sogenannte Unitranche Loans, besicherte und sehr flexible Kredite, die eine Senior- sowie eine Mezzanine-Tranche üblicherweise zusammenfassen.

Direct Lending gewinnt an Bedeutung

Direct Lending von besicherten Krediten war insbesondere auch in Deutschland bis 2008 ein reiner Bankenmarkt. Mit der Finanzkrise und den folgenden regulatorischen Veränderungen hat die Vergabe von Unternehmenskrediten in der genannten Größenordnung durch Banken in Europa deutlich abgenommen. Alternative Finanzierungsanbieter wie beispielsweise Fonds, aber auch Family Offices oder Vehikel von Privatbanken füllen diese Lücke seit 2011 zunehmend. Gleichzeit zwingt das Niedrigzinsumfeld institutionelle Investoren, neue Quellen für laufende Zinseinnahmen zu finden. Für diese bietet sich im besicherten Direct Lending eine attraktive laufende Rendite von über 5 Prozent p.a. ohne Zins- und bei sehr begrenztem Kapitalverlustrisiko.

Auf der Nachfrageseite stehen Unternehmen (und deren Eigenkapitalinvestoren), die einen steigenden Bedarf nach flexibel ausgestalteten Finanzierungen haben. Eine eigene Analyse von über 90 Transaktionen im Bereich der Senior- und Unitranche Loans, ermöglicht es nun, Benchmarks für die verschiedenen Komponenten der Finanzierungskosten bzw. Rendite zu geben. Die vertraglich vereinbarten durchschnittlichen Kosten- und Renditekomponenten wurden bei den analysierten Transaktionen in ihrer Höhe wie folgt beobachtet:

  • Floor (Mindest-Basiszins): 117 bps laufend
  • Marge (Kupons): 601 bps laufend
  • Upfront-Fees (Strukturierungsgebühr): 372 bps einmalig
  • PIK, Warrants:  297 bps kumulierend, einmalig

Weitere Kosten- bzw. Renditekomponenten können aus Vorfälligkeitsentschädigungen, (Dis-)Agios oder ähnlichen Vereinbarungen entstehen. Besonders bei den sogenannten Unitranche-Finanzierungen treten diese auf.

Die Gesamtkosten bzw. –Renditen lagen im Durchschnitt bei 899 Basispunkten pro Jahr, wobei die Einmalkomponenten auf die tatsächlichen Laufzeiten verteilt sind.

Für Unternehmen wie Anleger sei darauf hingewiesen, dass es wegen des attraktiven Marktes leider zunehmend Finanzierungsanbieter gibt, denen die notwendige Erfahrung und ein belastbares Netzwerk fehlen, und die daher gemieden werden sollten.  Eine sorgfältige Auswahl der Finanzierungsanbieter ist dementsprechend sehr wichtig.

redaktion[at]finance-magazin.de

Alexander Bode (CAIA) und Sabine Fischer (CFA) arbeiten selbständig als Investment Consultants in Köln und beraten Investoren bei der Auswahl von Private Equity und Private Debt Investments und unterstützen sie aktiv im Rahmen des Portfolio Managements.