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So trifft Corona Factoring und Sale-and-Lease-Back

Wo schlummern noch werthaltige Assets? Alternative Finanzierungen wie Factoring oder Sale-and-Lease-Back haben in Krisenzeiten Hochkonjunktur.
StockRocket/iStock/Getty Images Plus

Die Folgen des Coronavirus sorgen in vielen Unternehmen für Liquiditätsengpässe. Alternative Finanzierungen wie Factoring oder Sale-and-Lease-Back haben in Krisenphasen traditionell Hochkonjunktur. Dabei verzeichneten manche Anbieter schon vor dem Corona-bedingten Lockdown eine steigende Nachfrage: „Insbesondere Automotive- und Maschinenbau-Unternehmen haben bereits in den zurückliegenden Monaten verstärkt nach Alternativen zur Bankfinanzierung gesucht“, sagt Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter bei dem Anbieter asset-basierter Finanzierungen Maturus Finance.

Mit einem weiteren Anstieg rechnet er in den kommenden Monaten: „Viele Unternehmen bewerben sich jetzt zunächst um öffentliche Hilfen. Wer dort eine Absage erhält, wird alternative Finanzierungen prüfen.“ 

Anbieter prüfen bei Sale-and-Lease-Back genau

Zunächst einmal müssen allerdings die Anbieter selbst liquide bleiben, damit Interessenten überhaupt auf alternative Finanzierungen zurückgreifen können. Bislang sieht von der Goltz dort keine Engpässe: „Unsere Linien bei Refinanzierungspartnern sind unangetastet, da ist keine Einschränkung erfolgt“, sagt er.

Den Schwerpunkt machen bei dem Sale-and-Lease-Back-Anbieter Transaktionen mit Finanzierungsvolumina zwischen 500.000 und 15 Millionen Euro aus. In dem Bereich sei man weiterhin „voll handlungsfähig“. Bei Sale-and-Lease-Back verkaufen Unternehmen mit einem Abschlag Teile ihres Anlagevermögens und leasen sie dann direkt wieder zurück, um sie weiter zu nutzen. 

Wie viel Geld ein Anbieter zur Verfügung stellt, orientiert sich allerdings am Wert des Assets, das der Transaktion zugrunde liegt – und dessen Bewertung könnte Corona-bedingt niedriger ausfallen: „Als Anbieter muss man die Assets im Worst Case auch verwerten können, dafür braucht es einen funktionierenden Sekundärmarkt“, sagt von der Goltz. Seine Befürchtung: Wenn die Zahl der Verwertungen steigt, könnten Sekundärmärkte für bestimmte Assets geradezu überschwemmt werden – mit der Folge, dass die Assets weniger Erlös erzielen.

Ähnlich sieht es bei Warenlagerfinanzierungen aus. Während Sale-and-Lease-Back-Finanzierungen einen Horizont von mehreren Jahren haben, sind Lagerfinanzierungen als kurzfristige besicherte Darlehen über sechs bis 18 Monate aufgesetzt. 

„Man wird wählerischer sein müssen, was man finanziert.“ 

Carl-Jan von der Goltz, Maturus Finance

Zur Besicherung akzeptieren die Anbieter in erster Linie fertig produzierte Waren, die sich leicht weiterverkaufen lassen. Mehr denn je gehe es dabei zurzeit um Einzelfallentscheidungen, sagt von der Goltz: „Man wird als Anbieter wählerischer sein müssen, was man finanziert und was nicht.“

Sind Factoring-Linien noch voll gedeckt?

Auch beim Thema Factoring, auch als Forderungsverkauf bekannt, ist das Angebot grundsätzlich noch intakt, beobachtet Dietrich Stoltenburg, Managing Partner bei der Corporate-Finance-Beratung Network Corporate Finance in Frankfurt. „Insgesamt sind die Marktteilnehmer gesprächsbereit und stehen auch für Überbrückungslösungen zur Verfügung“, so sein Eindruck. 

Factoring-Anbietern, deren Lösungen eng mit Warenkreditversicherungen verknüpft sind, kam zuletzt zugute, dass der Bund Warenkreditversicherer mit milliardenschweren Garantien stützt. Allerdings hat die Coronakrise durchaus Auswirkungen auf Factoring-Lösungen. Ein Problem: „Wenn Unternehmen in der Krise weniger Geschäft machen, haben sie ein geringeres Forderungsvolumen. Dann sind bereits in Anspruch genommene Factoring-Linien womöglich nicht mehr vollständig durch Forderungen gedeckt und es greifen Rückzahlungsverpflichtungen“, mahnt Stoltenburg. 

Er rät Unternehmen, eine Sicherheitsmarge für derartige Schwankungen bei der Ziehung der Factoring-Linien grundsätzlich mit einzukalkulieren und alternative Kreditlinien vorrätig zu halten. 

Factoring-Anbieter lehnen mehr Forderungen ab

Hinzu kommt, dass Factoring-Anbieter nur Forderungen akzeptieren, bei denen sie davon ausgehen, dass der Schuldner sie auch begleichen wird. „Wenn sich die Bonität einzelner Kunden verschlechtert, kann es sein, dass ein Factoring-Anbieter Forderungen gegenüber diesen Kunden nicht mehr ankauft“, sagt Stoltenburg. Es würden damit zum einen weniger Forderungen angekauft, zudem erwartet Stoltenburg, dass die Factoring-Anbieter auch den Sicherheitsabschlag auf das gesamte Forderungsvolumen erhöhen werden, wenn auch nicht exorbitant. „Hält man die Forderungen grundsätzlich für valide, sind es vielleicht künftig 15 anstatt 10 Prozent.“

Info

Mehr zum Forderungsverkauf finden Sie auf unserer Themenseite zu Factoring. Wie sich die Pandemie auf verschiedene Wirtschaftsbereiche und Unternehmen auswirkt, lesen Sie auf unserer Themenseite zum Coronavirus.