Der strauchelnde Möbelkonzern Steinhoff kämpft um seine finanzielle Zukunft. Das Unternehmen, das zuletzt seine Bilanzvorlage mehrfach verschieben musste, setzt nun auf ein Entgegenkommen seiner Geldgeber. Die Gläubiger mehrerer Anleihen sollen ein Stillhalteabkommen unterzeichnen und Steinhoff damit Luft verschaffen, wie es in einer Unternehmensmitteilung heißt.
Betroffen sind die Zeichner der 465 Millionen Euro schweren Wandelanleihe mit Laufzeit bis 2021, des 1,1 Milliarden Euro umfassenden Convertibles mit Laufzeit bis 2022 sowie die Investoren der jüngsten Wandelanleihe über weitere 1,1 Milliarden Euro, die 2023 fällig wird. Die Anleihegläubiger werden durch die Kanzlei Kirkland & Ellis sowie die Investmentbank Houlihan Lokey vertreten.
Mit dem nun bei den Anleihegläubigern angefragten Waiver möchte Steinhoff sich stabile Verhältnisse bis zum 30. Juni sichern. In dieser Zeit will das Management auf die unterschiedlichen Gläubiger zugehen und eine umfassende Strategie zur Rettung des Großkonzerns erarbeiten.
Steinhoff geht eigene Verpflichtungen ein
Im Zuge der Stillhalteabkommen macht Steinhoff seinen Gläubigern ebenfalls Zugeständnisse. So verzichtet der Möbelkonzern bis zum 30. Juni auf Dividendenzahlungen, und bestimmte Teile der Gruppe dürfen keine M&A-Deals mehr umsetzen. Zudem lässt Steinhoff sich auf Anpassungen der Finanzierungen ein. Wenn der Darlehensgeber darum bitte, werde man bei bestimmten Finanzierungen auf bereits gemachte Zusagen verzichten und diese nicht mehr in Anspruch nehmen, sagt Steinhoff. Bei einem noch nicht gezogenen Bestandteil der 2,9 Milliarden Euro schweren revolvierenden Kreditlinie habe man sich auf diese Regelung bereits mit den Geldgebern geeinigt, teilte Steinhoff mit.
Die Stillhalteabkommen will Steinhoff in diesen Tagen mit allen Beteiligten abschließen. Das Unternehmen gibt sich optimistisch. Eine Garantie für einen Erfolg gebe es allerdings nicht, betont es.
Steinhoff kämpft um kurzfristige Liquidität
Steinhoff steht finanziell massiv unter Druck, seit Anfang Dezember Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen bekannt wurden. Daraufhin hatten bereits Ende Dezember mehrere Banken Kreditlinien zurückgezogen. Seitdem ist es dem Management nach eigenen Angaben gelungen, die kurzfristige Liquidität für die einzelnen Geschäftsbereiche zum großen Teil zu sichern, unter anderem über Notverkäufe.
Während Steinhoff sich um eine Stabilisierung der Liquiditätslage bemüht, ist auch seitens der Börse in Johannesburg der Druck gewachsen: Diese drohte dem Konzern zuletzt mit einer Aussetzung des Handels der Steinhoff-Bonds.
Weitere Hiobsbotschaften folgten kurz darauf: Steinhoff verkündete einen erneuten Abgang im Aufsichtsrat. Lacoste-Chef Thierry Guilbert trat von seinem Posten zurück. Angesichts seiner weiteren Aufgaben habe er nicht die Zeit, für Steinhoff in dieser „kritischen Zeit“ da zu sein, begründete er seinen Schritt. Bereits im Januar musste Steinhoff freigewordene Lücken im Aufsichtsrat füllen. Auch in der Finanzabteilung wurden die entscheidenden Leute ausgetauscht.
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