Die deutsch-französische Laborkette Synlab hat sich über die Ausgabe von sogenannten „Senior Secured Floating Rate Notes“ 940 Millionen Euro frisches Fremdkapital gesichert. Mit dem Geld löst Synlab ältere Anleihen mit einem Volumen von 775 Millionen Euro ab und spart damit „deutlich Zinsaufwendungen“, wie Synlab-Chef Bartl Wimmer erklärt.
Genau wie die Altpapiere ist auch der neue Synlab-Bond variabel verzinst, und zwar mit 3,5 Prozent über 3-Monats-Euribor. Wie inzwischen üblich, wurde jedoch ein Euribor-Floor von 0 Prozent definiert, so dass die Mindestverzinsung, die die Investoren erhalten, immer mindestens 3,5 Prozent beträgt. Da der 3-Monats-Euribor derzeit bei minus 0,3 Prozent notiert, wären die Zinserträge der Investoren ohne den Floor deutlich niedriger.
Synlab gibt das neue Papier zu einem Ausgabekurs von 100 Prozent aus. Die Anleihen laufen bis zum Jahr 2022, können von Synlab aber vorzeitig gekündigt werden. Dies ist der wesentlich Vorzug, den die Wahl dieser Finanzierungsform Synlab gegenüber einer klassischen Private-Equity-Finanzierung mit Bankkrediten sichert. Diese Leveraged Loans der Banken enthalten nicht nur oft härtere Covenants, sondern meistens auch keine attraktiven Kündigungsmöglichkeiten für den Emittenten, was bei Anleihen anders ist. Dadurch hat Synlab die Möglichkeit, seinen Finanzierungsrahmen besser mit der Unternehmensstrategie atmen zu lassen. Außerdem kann das Unternehmen zielgerichteter auf Änderungen im Zinsumfeld zu reagieren, wie Synlab es jetzt getan hat.
Synlab trägt über 1,5 Milliarden Euro Fremdkapital
Beides ist vor allem deshalb wichtig, weil Synlab auch unter dem neuen Eigentümer Cinven weiter einen offensiven Zukaufskurs verfolgt. Cinven hatte Synlab im Juni 2015 für rund 1,8 Milliarden Euro von BC Partners gekauft und die Laborkette dabei mit mehr als dem zwölffachen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bewertet. Etwas mehr als die Hälfte des Kaufpreises soll mit Fremdkapital finanziert worden sein. Wenig später führte Cinven Synlab mit der kurz zuvor für 1,2 Milliarden Euro erworbenen französischen Laborkette Labco zusammen, wodurch inzwischen rund 1,5 Milliarden Euro Schulden auf dem bayerischen Mittelständler lasten dürften.
Synlabs Geschäft ist allerdings recht gut planbar und cashflowstark. Außerdem ist der Markt auf Anbieterseite noch immer stark zersplittert, obwohl CEO Bartl Wimmer unter der Regie von BC Partners schon mehr als 60 kleinere Wettbewerber übernommen und in Synlab integriert hatte. „Wir sind nun besser denn je darauf vorbereitet, unseren strategischen Akquisitionskurs weiter voranzutreiben“, kommentierte Wimmer den strategischen Impact der neuen Finanzierung. Trotz der Fusion mit Labco und der zahllosen kleineren Zukäufe liegt Synlabs Marktanteil in Europa noch immer gerade einmal bei gut 5 Prozent.
Die neue Anleihe ist nicht die erste, die Synlab in diesem Jahr begibt: Schon im Mai hatte die Laborkette sich über Floating Notes 190 Millionen Euro gesichert. Diese Papiere laufen ebenfalls bis zum Jahr 2022.
Neuer Investor verordnet Synlab-Rivale Amedes M&A-Abstinenz
Einen ganz anderen Kurs im Laborsektor fährt der Finanzinvestor Antin. Dieser hat ebenfalls im Sommer 2015 den Synlab-Wettbewerber Amedes übernommen, dieses Investment aber als infrastruktur-nah definiert. Auf Zukäufe und größere Wachstumsschübe will Antin bei dem Synlab-Rivalen weitestgehend verzichten, wie Antin-Partnerin Angelika Schöchlin gegenüber FINANCE sagte. Synlabs Chancen, den Labormarkt über Add-on-Akquisitionen weiter zu konsolidieren, haben sich dadurch erheblich verbessert.