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Hedgefonds will 20 Millionen Euro in SKW pumpen

Der angeschlagene Stahlzulieferer SKW Stahl muss seine Finanzierung neu ordnen. Ginge es nach dem Hedgefonds MCGM wäre eine Kapitalerhöhung der erste Schritt.
mady70/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die finanzielle Restrukturierung ist schon seit über einem Jahr Dauerthema bei SKW Stahl – jetzt will der Münchener Turnaround-Investor MCGM mithilfe einer Kapitalerhöhung 20 Millionen Euro in den angeschlagenen Stahlzulieferer pumpen. Das gab MCGM heute Vormittag bekannt.

Der Hedgefonds schlägt vor, in einem ersten Schritt eine Kapitalerhöhung gegen Bareinlagen in Höhe von bis zu 50 Prozent des derzeitigen Grundkapitals durchzuführen. Kommt dieser Deal, würde sich MCGM verpflichten, alle nicht platzierten neuen Aktien zu einem Preis über dem aktuellen Kurs zu kaufen. Das gilt allerdings nur dann, wenn die Bafin MCGM von einem verpflichtenden Übernahmeangebot an alle Aktionäre befreit. Sollte das nicht der Fall sein, würde der Investor auf maximal 30 Prozent minus eine Aktie aufstocken, betont MCGM.

Anschließend soll die Hauptversammlung eine weitere Kapitalerhöhung gegen Bareinlagen auf den Weg bringen. Auch dafür positioniert sich MCGM als Underwriter. Insgesamt will MCGM auf diesem Wege bis zu 20 Millionen Euro in SKW pumpen. SKW Stahl wollte kurzfristig noch keine Stellungnahme zu dem Angebot abgeben.

Prekäre Kreditfinanzierung bei SKW Stahl

MCGM ist im Dezember 2015 mit einem größeren Aktienpaket eingestiegen und hielt zwischenzeitlich über 5 Prozent der Anteile. Vor der vergangenen Hauptversammlung verbündete sich MCGM mit zwei weiteren Großaktionären aus dem Hedgefondslager. Zusammen brachten sie 21 Prozent auf die Waage und wählten MCGM-Chef Olaf Marx an die Spitze des Aufsichtsrates. Nach einem Konflikt mit anderen Aufsichtsräten, die sich gegen die Pläne der Hedgefonds wandten, musste Marx wenig später den Vorsitz des Gremiums jedoch wieder abgeben und agiert seitdem als einfacher Aufsichtsrat. Auf FINANCE-Anfrage gab MCGM an, aktuell „knapp unter 3 Prozent der Anteile direkt“ zu halten.

Die finanzielle Lage von SKW ist prekär, frisches Eigenkapital würde dem Unternehmen gut tun. Wichtigstes Rückgrat der Konzernfinanzierung ist ein im Januar 2015 aufgelegter Konsortialkredit in Höhe von bis zu 86 Millionen Euro mit Laufzeit bis Anfang 2018. Als Konsortialführer fungierten damals die Commerzbank und die Norddeutsche Landesbank. Doch schon im dritten Quartal 2015 kam es nach einer Gewinnwarnung zu einem Covenant-Bruch. Seitdem ziehen sich die Bankengespräche immer weiter hin.

Nach aktueller Aussage des Unternehmens soll bis Jahresende die Finanzierungsfrage gelöst sein. Die Banken haben bis Ende Dezember zugesichert, den Kredit nicht zu kündigen. Die lange Dauer der Verhandlungen deutet darauf hin, dass es nicht nur um einen einfachen Covenant-Reset geht, sondern um eine komplette Neugestaltung und mögliche Verlängerung des Kredits. Die Verhandlungen leitet SKW-Chef Kay Michel, nachdem Finanzchefin Sabine Kauper SKW im Oktober 2015 verlassen hatte. 

Juristischer Feldzug gegen MCGM-Chef Olaf Marx

MCGM kritisierte die Bemühungen von Michel immer wieder als unzureichend und drängte auf eine härtere Sanierung und die Zuführung frischen Eigenkapitals. Jedoch ringt der Hedgefonds dabei nicht nur mit dem Management, sondern auch mit anderen Parteien, denen strategisches Interesse an SKW nachgesagt wird. Eine finanzielle Stabilisierung der Lage mit Hilfe von Hedgefonds-Millionen gilt nicht als ihre präferierte Lösung. In diesem Konflikt sehen Beobachter auch die Ursache für den Rückzug von MCGM-Chef Marx von der Aufsichtsratsspitze – andere Aufsichtsräte hatten zuvor eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt.

Die aktuelle Geschäftsentwicklung liefert wenig Aussicht, dass sich das Problem ohne eine Restrukturierung der Passivseite lösen lässt: SKW leidet nach wie vor stark unter der Stahlkrise, im ersten Halbjahr 2016 hat sich der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 6,8 Millionen Euro fast halbiert. Der Umsatz ist von 153 auf 125 Millionen Euro zurückgegangen.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

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Alle Hintergründe zur Krise und zum Aktionärsstreit bei dem Stahlzulieferer liefert unsere FINANCE-Themenseite zu SKW Stahl.

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