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Neuer Chefaufseher bei Rocket Internet

Die Situation bei Rocket Internet lässt keinen Richtungsstreit zu. Mit einem neuen Chefaufseher will das Unternehmen wieder bessere Zeiten einläuten.
Rocket Internet

Bei Rocket Internet liest sich die Personalie sehr nüchtern: Marcus Englert wird neuer Vorsitzender des Aufsichtsrats, sein Vorgänger Lorenzo Grabau bleibt Mitglied in dem Gremium. Doch der Tausch an der Aufsichtsratsspitze könnte Zündstoff bergen.

Wie das Manager Magazin unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtet, soll die Personalie Folge eines Machtkampfs hinter den Kulissen sein. Der schwedische Investor Kinnevik, mit 13 Prozent der zweitgrößte Aktionär und den bei Rocket tonangebenden Samwer-Brüdern schon lange eng verbunden, soll im Aufsichtsrat über Anwälte den von Rocket-Chef Oliver Samwer geplanten Börsengang der Beteiligung Hello Fresh blockieren, heißt es in dem Bericht. Ein solcher Machtkampf würde die Personalie um Grabau in ein anderes Licht rücken, denn Grabau ist CEO von Kinnevik. Sein Nachfolger Englert gilt demgegenüber als Vertrauter von Samwer. Ein Rocket-Sprecher dementierte die Blockade des Hello-Fresh-IPOs einer Meldung der Agentur Reuters zufolge.

Rocket Internet wartet weiter auf Erfolgsmeldungen

Aus Sicht der Investoren sind die Gerüchte um Streitigkeiten im Aufsichtsrat ein schlechtes Zeichen. Sie hoffen dringend auf positive Nachrichten aus der Berliner Startup-Schmiede, die sich in einer schwierigen Lage befindet, die wenig Raum für einen Richtungsstreit lässt. Die am Mittwoch vorgelegten Neun-Monats-Zahlen der Kernbeteiligungen änderten nichts an dem Gesamtbild: Der Portfoliowert von Rocket Internet ist mit 6,1 Milliarden Euro konstant geblieben, was die Berliner damit begründen, dass es keine wesentlichen Finanzierungsrunden bei den Portfoliounternehmen gegeben hat. Die liquiden Mittel betragen weiterhin 1,7 Milliarden Euro.

Das Wachstum der Rocket-Töchter gegenüber den Vorjahresperioden ist hoch, verlangsamt sich aber: Die wesentlichen Beteiligungen erzielten ein durchschnittlich gewichtetes Wachstum des Nettoumsatzes/Gross Merchandise Volume (GMV) von 120 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal hatte das Plus noch 217 Prozent betragen, für das erste Halbjahr lag es bei 142 Prozent.

Investoren sind von Rocket Internet enttäuscht

Von einer rasanten Wachstumsstory, die viele Investoren sich von dem Unternehmen der Samwer-Brüder erhofft hatten, ist Rocket damit weit entfernt. Die enttäuschten Erwartungen zeigen sich auch im Aktienkurs: Die Aktie notierte im Februar noch bei 56 Euro, legte nach einem missglückten Kapitalmarktmanöver von CFO Peter Kimpel dann aber einen steilen Sinkflug hin und notiert aktuell bei Werten knapp über 28 Euro. Damit liegt das Papier rund 30 Prozent unter dem Ausgabepreis von 42,50 Euro.

Samwer zeigt sich dennoch zuversichtlich, die auf dem Kapitalmarkttag im September kommunizierten Ziele zu erreichen. Dort hatte der Rocket-CEO angekündigt, dass er binnen 18 Monaten eine Beteiligung an die Börse bringen werde. Als Topkandidat galt damals noch Hello Fresh, das seine Börsenpläne allerdings vor wenigen Wochen vorerst auf Eis gelegt hat.   

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