Erneute Finanzierungsrunde, und wieder kommt ein bekannter Gesellschafter an Bord: Die RAG-Stiftung steigt bei der Ratingagentur Scope ein. Mit einem Vermögen von rund 17 Milliarden Euro – der bedeutendste Posten ist eine Mehrheitsbeteiligung am Chemieriesen Evonik – gehört die RAG-Stiftung zu den größten Stiftungen in Deutschland. Ihr Auftrag ist es, genügend Kapital aufzubauen und regelmäßige Mittelzuflüsse zu erwirtschaften, um die Ewigkeitslasten des deutschen Steinkohlebergbaus bezahlen zu können.
„Scope ist ein Wachstumsunternehmen, das sich schrittweise in seinem Markt etabliert“, begründet die RAG-Stiftung die Investition in den nicht-börsennotierten Finanzdienstleister. „Wir sind überzeugt, dass das Etablieren einer europäischen Ratingagentur ein zukunftsorientiertes Investment ist.“
Scope will in 30 Monaten zu S&P aufschließen
Wie viel Geld genau die RAG-Stiftung in Scope investiert, wollen beide Häuser nicht preisgeben. Bekannt ist aber, wie die Berliner die frischen Mittel investieren wollen – in den Ausbau ihres Corporate-Rating-Geschäfts. Scope gibt sich 30 Monate Zeit, um dort „eine Marktabdeckung unter den europäischen Large-Cap-Corporates aufzubauen, die auf dem Niveau der beiden Marktführer S&P und Moody’s liegt“.
In einem ausführlichen FINANCE-Gespräch hatte Scope-Ratings-Chef Torsten Hinrichs erst in der vergangenen Woche klargestellt, dass Scope dieses Ziel nicht erreichen will, indem die Agentur die bei den CFOs wenig beliebten „unbeauftragten“ Ratings vergeben will. Für so gut wie jedes der rund 500 Mitglieder des europäischen iBoxx-Investmentgrade-Index‘ will Scope einen Auftrag an Land ziehen, entweder vom Emittenten oder einem Investor.
Dieses Ziel ist ehrgeizig, liegt die aktuelle Abdeckung dieses Index‘ nach Aussage von Hinrichs derzeit doch erst bei einem Drittel. Am gesamten Markt für europäische Unternehmensratings haben die Berliner sogar einen noch kleineren Anteil, wenngleich dieser stark ansteigt: Hinrichs hofft, sich 2018 gegenüber 2017 von 5 auf bis zu 25 Prozent verbessert zu haben. Die genauen Daten werden von der ESMA erst in Kürze veröffentlicht.
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Scope hat schon 70 Millionen Euro investiert
Diese Aufholjagd kostet viel Geld. In den vergangenen fünf Jahren hat Scope nach eigener Aussage rund 70 Millionen Euro in den Aufbau einer europäischen Ratingagentur investiert. Vor der RAG-Stiftung sind schon andere bekannte Investoren eingestiegen, darunter der Unternehmer Stefan Quandt, der nach Scope-CEO und -Gründer Florian Schoeller sogar zum zweitgrößten Gesellschafter aufgestiegen ist.
Die vorherige Finanzspritze liegt noch gar nicht lange zurück: Zu Jahresbeginn stieg eine Gruppe von Versicherungen rund um Signal Iduna und den HDI mit 35 Millionen Euro bei Scope ein.
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