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TKS-Mittelstandsanleihe: Chaostage auf dem Bauernhof

FINANCE / Sascha Duis

Wenn die Angestellten des Agrarunternehmens TKS Union bei der Schweinemast die gleiche Wankelmütigkeit an den Tag legen würden, wie ihr Vorstand und ihr Aufsichtsrat beim geplanten Schritt an den Kapitalmarkt, müsste man sich ernste Sorgen um die Fleischversorgung in Russland machen. Ein chaotischeres Bild als TKS Union hat jedenfalls schon lange kein Emittent am Minibond-Markt mehr an den Tag gelegt, und das will was heißen.

Die Debt-Story, mit der das von der KTG Agrar AG kontrollierte Unternehmen 50 Millionen Euro einsammeln wollte, war abenteuerlich. In Russland soll ein Schweinemastbetrieb aufgebaut werden, inklusive integrierter Futtermittelversorgung durch den Mitgesellschafter KTG Agrar. Von Ebit-Margen um 20 Prozent war die Rede.

Dass TKS Union an der Russen-Firma nur einen Minderheitsanteil hält und weder Zugriff auf das operative Geschäft noch auf die Cashflows in Russland hat, war mehr als eine kleine Unstimmigkeit. Dass TKS-Aufsichtsrat Siegfried Hofreiter, KTG-Chef und Mini-Bond-Veteran, im Interview bei FINANCE-TV jovial anmerkte, dass das ja nicht schlimm sei, da die Russen so umgekehrt auch keinen Durchgriff auf die Holding hätten, dürfte das Vertrauen in das Firmengeflecht auch nicht gerade erhöht haben.

Das fehlende Rating gab der Mittelstandsanleihe den Rest

Das haben jetzt auch die potentiellen Investoren deutlich gemacht. Selbst eine gewichtige Nachbesserung der Anleihebedingungen – die Komplettübernahme der TKS Union durch die KTG Agrar, die dazu auch noch die Garantie für die Zinszahlungen übernahm – stach nicht mehr. Dass selbst unmittelbar vor dem Start der Zeichnungsphase zudem noch kein Rating vorlag, gab der Emission der Mittelstandsanleihe dann wohl den Rest. Immerhin: So hat dieser wenig professionelle Kapitalmarkt-Stunt außer dem Emittenten und seinen Gesellschaftern wenigstens keinem geschadet.

Richtig ärgerlich wird die Geschichte aber durch die offizielle Mitteilung, mit der TKS Union den Rückzug der Emission erklärt. „Weil die Schweinepreise über Plan“ lägen, könne man den geplanten Ausbau nun doch aus Eigenmitteln und Gesellschafterdarlehen stemmen. Wenn das stimmt, ist das schön für TKS. Aber wieso dann die verzweifelten Versuche, den Deal noch zu retten, geschweige denn, ihn überhaupt erst an den Start zu bringen?

Diese vermutlich letzte Wortmeldung, die der Markt für ziemlich lange Zeit von TKS vernehmen wird, hört sich an wie der Bericht eines Teenagers, der trotzig behauptet, dass er von dem Mädchen, das ihm einen Korb gegeben hat, ja ohnehin nichts gewollt habe – Kapitalmarkt meets Gesamtschule. 

Unterm Strich kommt man nicht daran vorbei: Dem Markt für Mittelstandsanleihen haben diejenigen, die bei der TKS-Emission mitgemischt haben, keinen Dienst erwiesen. Aber immerhin ist auch anzuerkennen, dass der Markt inzwischen so reif ist, dass sich nicht mehr alles platzieren lässt. Das ist ein gutes Zeichen.

Der TKS, die trotz allem eine gute Firma sein mag, wünschen wir dennoch alles Gute für ihr Projekt in Russland. Wenn es auch ohne Mittelstandsanleihe fliegt – umso besser.

Info

Mehr Hintergründe finden Sie auf unserer Themenseite zu KTG Agrar.